Kostenexplosion bei Kfz-Prämie – Versicherer machtlos gegen steigende Werkstattkosten
Die Autoversicherer schreiben seit Jahren Verluste, vor allem wegen der explodierenden Reparaturkosten. Deshalb steigen die Prämien für ihre Kunden scheinbar unaufhaltsam.
Berlin – Autofahren ist teuer. Das zeigen nicht nur die steigenden Preise für Neuwagen, Führerschein und Benzin. Auch die Kosten für die Kfz-Versicherung gehen nach oben. Nach Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) sind die Beitragseinnahmen der Kfz-Versicherer im vergangenen Jahr um elf Prozent gestiegen – die Zahl der Verträge aber nur um ein Prozent. Für das Jahr 2024 prognostizierte der Verband in einer Mitteilung vom vergangenen Oktober Einnahmen von 33,8 Milliarden Euro.
Kostenexplosion bei Kfz-Prämie: Trotz steigender Beiträge schreiben Versicherer rote Zahlen
Das heißt aber nicht, dass die Versicherer im Geld schwimmen. Die Kfz-Versicherung belastete im vergangenen Jahr das Ergebnis der Schaden- und Unfallversicherung, weil die Beitragseinnahmen die inflationsbedingt teureren Schäden und andere Kosten nicht deckten. „Hier standen jedem eingenommenen Euro Ausgaben von einem Euro und sechs Cent gegenüber“, sagte GDV-Präsident Norbert Rollinger im Februar. Das bedeute zwar immer noch einen versicherungstechnischen Verlust von rund zwei Milliarden Euro – „ist aber eine Verbesserung zum Vorjahr“.
In diesem Jahr soll es so weitergehen, die Branche rechnet erneut mit einem zweistelligen Beitragswachstum. „Wenn es nicht zu außergewöhnlichen Belastungen durch Naturgefahren kommt, dürften die Kfz-Versicherer nach drei Jahren mit teilweise sehr hohen Verlusten in 2025 wieder eine schwarze Null schreiben“, so Rollinger.

Kostenexplosion bei Kfz-Prämie: Ersatzteilpreise steigen immer weiter
Die schlechten Zahlen der Branche sind laut GDV vor allem auf die seit Jahren steigenden Reparaturkosten zurückzuführen. „Sowohl Ersatzteile als auch die Arbeit in den Kfz-Werkstätten werden immer teurer: Die Ersatzteilpreise sind im Vergleich zum Vorjahr um über sechs Prozent gestiegen. Die Werkstattkosten lagen schon 2023 mit 188 Euro pro Stunde auf einem Rekordwert“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. 2023 kostete ein durchschnittlicher Sachschaden in der Kfz-Haftpflichtversicherung eines Pkw rund 4000 Euro. Zehn Jahre vorher waren es noch 2500 Euro.
Ein Vergleich der Entwicklung von Ersatzteilpreisen, Inflationsrate und Kfz-Haftpflichtprämie verdeutlicht das Problem. Während die allgemeinen Verbraucherpreise seit 2014 um 28 Prozent gestiegen sind, kosteten Ersatzteile im Schnitt 75 Prozent mehr. Die Haftpflichtprämie stieg nur um gut zwölf Prozent.
Dies zwingt die Kfz-Versicherer zum Handeln, auch auf Drängen der Bafin. Die Versicherungsaufsicht erwartet, dass die Schadeninflation bei der Prämienkalkulation angemessen berücksichtigt wird. „Wir haben in diesem Jahr mehrere Prämienerhöhungen im zweistelligen Bereich gesehen. Das war notwendig“, sagte die zuständige Bafin-Exekutivdirektorin Julia Wiens in einer Rede im November. Versicherer, die diesen Schritt noch nicht gegangen seien, würden im kommenden Jahr nachziehen müssen. „Denn dauerhaft defizitäre Versicherungszweige sind nicht akzeptabel.“
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Kostenexplosion bei Kfz-Prämie: Versicherer steuern gegen
Ständig steigende Versicherungsprämien werden von den Autofahrern wohl nicht ohne weiteres hingenommen. Das haben die Konzerne erkannt und Maßnahmen zur Kostendämpfung ergriffen. Dazu gehört zum Beispiel die Werkstattbindung, bei der der Kfz-Versicherer im Gegenzug für eine günstigere Prämie vorgibt, in welche Werkstatt das Auto gebracht werden darf.
Bei so genannten Telematik-Tarifen, bei denen umsichtiges Fahren meist per App überwacht wird, versprechen die Versicherer Prämiennachlässe. Die Allianz kündigte im Mai vergangenen Jahres an, bei Reparaturen auch gebrauchte Ersatzteile zu verwenden.
Die HUK-Coburg hat Anfang 2025 sogar die Mehrheit an der Werkstattkette Pitstop übernommen. Dahinter steckt allerdings nicht die Absicht, die Reparaturkosten zu senken. Pitstop ist vielmehr auf Wartung und Instandhaltung spezialisiert, bei HUK-Tarifen mit Werkstattbindung bleibt die Kette außen vor. Der Versicherer will sich auf diese Weise offenbar breiter aufstellen und sich stärker um das gesamte Ökosystem Mobilität kümmern – und sich damit auch unabhängiger vom Versicherungsgeschäft machen.