Als „alles andere als selbstverständlich“ wird das außergewöhnliche Engagement zweier Mitarbeiterinnen der Gemeindeverwaltung in einem bayerischen Dorf bezeichnet. Sie haben dafür gesorgt, dass die Krippenkinder nun einen auf ihre Größe und Interessen zugeschnittenen eigenen Spielplatz im Kindergarten haben.
Gleich, nachdem das Band durchschnitten ist, wuselt es in dem Bereich des Gartens des „Kindergarten im Hetten“ der „Kinderhilfe Oberland“ in Hohenpeißenberg. Die Kinder nehmen die neuen Spielgeräte sofort in Betrieb: Es wird gerutscht, geklettert und gewippt, in den Tunnel gekrochen, in den Naschbereichen nach reifen Früchten gesucht, das Tipi-Zelt erkundet und dem Treiben interessiert zugeschaut. Plötzlich ist jede Menge Bewegung in diesem Teil des Gartens, an dem zuvor eher wenig Interesse geherrscht hat.
Außergewöhnliches Engagement
Es gab zwar einen Spielbereich für Krippenkinder, allerdings war dieser nicht besonders gut ausgestattet. Bis auf einen Sandkasten hatten die jüngsten Buben und Mädchen der Einrichtung so gut wie kein Angebot in ihrem Gartenbereich. Inzwischen schaut das anders aus. Innerhalb von wenigen Wochen ist eine kleine Spieloase entstanden, in der sich die Krippenkinder nach Herzenslust austoben und erproben können und in der es auch einiges zu entdecken gibt.
Die Idee dazu hatten Vanessa Höldrich und Daniela Pecher, die seit rund eineinhalb Jahren zusammen bei der Gemeindeverwaltung im Hohenpeißenberger Rathaus arbeiten. Die beiden Kolleginnen verstehen sich gut, und so entstand der Plan, über die Arbeit hinaus etwas zu schaffen – und das ehrenamtlich und in ihrer Freizeit: „Wir wollten gerne ein Projekt verwirklichen“, erzählt Pecher beim Sommerfest des Kindergartens, bei dem der neue Spielplatz eröffnet wurde.
Nach einem Gespräch mit Franziska Seemiller, der Leiterin des Hetten-Kindergartens, habe sich auch ein geeignetes Projekt gefunden, berichtet Höldrich: „Sie meinte, es wäre eine super Sache, wenn wir im Garten etwas für Krippenkinder machen könnten.“ Bürgermeister Thomas Dorsch war von Anfang an mit eingebunden in die Pläne: „Ich habe das toll gefunden, dass die beiden gesagt haben, wir wollen ehrenamtlich etwas machen.“ So toll, dass die Gemeinde zusagte, das Projekt mit einem Budget von 10 000 Euro zu unterstützen und auch den gemeindlichen Bauhof bei der Umsetzung einzusetzen.
Dann wurde es konkret mit dem Krippen-Spielbereich: „Wir haben uns mit der Kindergarten-Leitung zusammengesetzt und geschaut, was schön wäre, was gewünscht ist“, erzählt Höldrich. Von Beginn der Planungen an im Frühjahr haben sich die beiden Frauen eng mit dem TÜV abgesprochen, damit es bei der Abnahme durch diesen keine böse Überraschung gibt. „Irgendwann ist der Plan festgestanden“, sagt Pecher. Die Spielgeräte wurden bestellt, unter den Eltern nach Mitstreitern gesucht – und dann ging die Arbeit so richtig los:
Alles andere als selbstverständlich
Es musste eine Fläche für das zentrale Spielgerät ausgehoben werden, Fundamente errichtet, alles mit Kies und mit Hackschnitzeln aufgefüllt werden. Es wurden verschiedene Naschbereiche angelegt, in denen die Kinder zum Beispiel Erdbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren und Felsenbirnen ernten können. „Das war mein Herzenswunsch“, sagt Pecher, die eine passionierte Hobbygärtnerin ist. Ein Tipi und eine Sitzecke wurden aufgestellt, eine Hütte gestrichen, Wippen installiert.
Vanessa Höldrich und Daniela Pecher haben bei der Umsetzung tatkräftig mit angepackt. Sie haben stundenlang geschaufelt, gestrichen, gepflanzt. Mithilfe der Eltern, die sich an dem Projekt beteiligten – unter anderem wurde kostenlos ein Bagger zur Verfügung gestellt – und Andi Neumaier vom gemeindlichen Bauhof war der neue Krippenspielplatz innerhalb von einigen Tagen fertiggestellt.
Über diesen neu gestalteten und ausgestatteten Bereich freuen sich nicht nur die Krippenkinder, sondern auch Kindergarten-Leiterin Franziska Seemiller sowie ihre Stellvertreterin Annemarie Bach. „Wir sind super dankbar dafür, dass wir jetzt einen so schönen Garten haben“, sagt Seemiller bei der Einweihung beim Sommerfest: „Es war ein großer Einsatz, bis das alles fertig war und alles andere als selbstverständlich.“ Dem schließt sich Bürgermeister Dorsch an: „Vielen Dank für das tolle Engagement für die Kinder am Ort“, das zum großen Teil ehrenamtlich geleistet worden sei. „Ich bin stolz auf meine Kolleginnen und Kollegen, dass sie so angepackt haben.“
Auch die beiden Initiatorinnen danken dafür, dass sie das Projekt realisieren durften und dabei so unterstützt wurden. „Die Zusammenarbeit war total schön“, sagt Pecher. „In der Zusammenstellung würde ich das auf jeden Fall wieder machen“, meint Höldrich.