Stille ist im Westfalenstadion unüblich. Selbst an einfachen Spieltagen wird die Atmosphäre bis in die Dortmunder Innenstadt getragen, wenn der Wind richtig weht. Pokalabende unter Flutlichtromantik sind eine noch ganz andere Hausnummer.
So ist es am Dienstagabend ein trostloses Bild, als die Borussia im Achtelfinale des DFB-Pokals Bayer Leverkusen zum Spitzenspiel empfängt. Die Gelbe Wand, sie bleibt still.
BVB-Fans protestieren gegen Politik
Die BVB-Anhänger schließen sich den Protesten der aktiven Fanszenen gegen geplante Verschärfungen von Sicherheitsmaßnahmen im Fußball an. Hier sind sich selbst Blau und Gelb einig, daher wird derzeit in den Stadien geschwiegen. Zwölf Minuten.
Diese zwölf Minuten wirken in Dortmund länger als in anderen Stadien, weil diese gigantische Wand im Süden alles überragt. Und einfach stillsteht. Auch Stille kann ohrenbetäubend sein.
Als die BVB-Fans Protest beenden, kann Sky-Kommentator nur staunen
In der 12. Spielminute bereiten die Fans auf der Südtribüne dann ihr "Comeback" vor, die letzten Sekunden wird im gesamten Stadion runtergezählt: 5, 4, 3, 2, 1...
Mit einem Knall sind die Ultras zurück, der BVB wird wieder lautsstark besungen, eine Choreo ziert die gesamte Gelbe Wand.
"Es ist großartig", schwärmt Sky-Kommentator Wolff-Christoph Fuss nur ehrfürchtig. "Es ist großartig", wiederholt er und bestaunt in den nächsten Sekunden in Ruhe das Geschehen.
Dann sagt er abschließend und treffend: "Fußballkultur in deutschen Stadien, darum beneidet uns die ganze Welt."
XXL-Brief an die Innenminister
Schon vor Anpfiff hatten die BVB-Fans mit einem überdimensionalen Banner ihren Protest begonnen. Sie rollten einen riesigen Brief aus, der sich an das Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen richtete. Die Überschrift: "Die Stadien sind sicher".
Darin schreiben die Fans an die Innenministerkonferenz, die am Mittwoch in Bremen startet, gerichtet: "Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass populistische Forderungen ohne jedwege Sachgrundlage zu unterlassen sind. Die aus Ihren Häusern angefertigten Statistiken sprechen eine deutlich andere Sprache. Die Öffentlichkeit verdient eine faktenbasierte und transparente Debatte. Die sofortige Offenlegung der Verhandlungen ist geboten."