
Alarm in Kiew: Massive Raketenangriffe im gesamten Land
In der Nacht wurde die Ukraine von einem massiven Beschuss überrascht. Der Verteidigungsminister der Niederlande warnt vor einem Krieg mit Russland. Alle Informationen im Newsblog.
Das Wichtigste im Überblick
- Massiver Raketen- und Drohnenangriff im gesamten Land
- Raketenangriff auf mehrere Städte – auch Kiew betroffen
- Luftalarm in Charkiw und Lwiw
- Recherche: Russland vertuscht Hunderte Tote
- Befehlshaber der niederländischen Armee warnt vor Krieg mit Russland
- USA und Russland verlängern Zusammenarbeit im Weltraum
- So können Sie für die Ukraine spenden
Massiver Raketen- und Drohnenangriff im gesamten Land
8.26 Uhr: Russland hat die benachbarte Ukraine in der Nacht und am Morgen erneut massiv mit Drohnen und Marschflugkörpern angegriffen. Landesweit habe es schwere Schäden gegeben, melden ukrainische Medien. So sei in der westlichen Stadt Lwiw bei einer Drohnenattacke unter anderem ein Infrastrukturobjekt getroffen worden. Im südukrainischen Odessa gab es durch Trümmer einer abgeschossenen Drohne einen Hochhausbrand. Im nordöstlichen Charkiw gab es mehrere Explosionen nach Raketenangriffen. Auch in der Hauptstadt Kiew musste am Morgen die Flugabwehr tätig werden. Ob es infolge der Angriffe auch Tote gab, ist zunächst noch unklar.
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Schon in der Nacht hatte Russland die Ukraine aus mehreren Richtungen mit Drohnen und Raketen angegriffen. Lwiw sei von mehr als zehn Kamikaze-Drohnen des Typs Shahed attackiert worden, teilte Bürgermeister Andrij Sadowyj auf Telegram mit. Es soll mehrere Einschläge gegeben haben. In Charkiw seien nachts ebenfalls mehr als zehn Raketen heruntergegangen. Zunächst gab es keine offiziellen Angaben zu Verletzten. Die Höhe der Schäden müsse überprüft werden, hieß es.
Am Morgen folgte die zweite Welle der Luftangriffe. Wegen der Attacken wurde landesweit Luftalarm ausgelöst. Die Ukrainer waren dazu aufgerufen, sich in Luftschutzkeller zu begeben. Auch die Hauptstadt Kiew und die Industriestadt Dnipro gerieten ins Visier der Russen. Aus beiden Millionenstädten wurden Explosionen gemeldet. Unklar war zunächst noch, ob es sich dabei um Einschläge der russischen Raketen oder deren Abschuss durch die Flugabwehr handelte.
Raketenangriff auf mehrere Städte – auch Kiew betroffen
7.18 Uhr: Ukrainische Medien melden Raketenangriffe auf mehrere Städte des Landes. Die Luftabwehr der Ukraine scheint dabei nicht alle Geschosse abfangen zu können – Meldungen über Explosionen gibt es aus Kiew, Charkiw, Chmelnyzkyj und der Region Dnipro, meldet "Euromaidan Press".
Gerade die Hauptstadt Kiew soll zum Ziel mehrerer Angriffe geworden sein. Bürgermeister Klitschko forderte die Bürgerinnen und Bürger der Großstadt auf, sich in die Schutzräume zu begeben, berichtet der "Kyiv Independant".
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Zaun zwischen Lettland und Belarus fast fertig
5.30 Uhr: Der Zaun an Lettlands Grenze zum benachbarten Belarus soll nach Angaben des Grenzschutzes des baltischen EU- und Nato-Landes schon bald vollendet sein. "Wir hoffen, dass wir bis Ende dieses Jahres den gesamten Zaun an der Landgrenze zu Belarus fertigstellen können", sagte Grenzschutzoffizier Vladimirs Sersts der Deutschen Presse-Agentur bei einem Besuch an der Grenze bei Silene im Südosten Lettlands. Kurz vor Weihnachten seien fast alle Arbeiten zur Errichtung der physischen Barriere abgeschlossen gewesen. Danach soll der Bau weiterer Infrastruktur aufgenommen werden: neue Wege entlang des Zauns, Überwachungskameras und Sensoren.
Luftalarm in Charkiw und Lwiw
4.30 Uhr: Charkiw im Nordosten der Ukraine stand in der Nacht zum Freitag nach Angaben des Bürgermeisters Ihor Terehov unter russischem Raketenbeschuss. Bisher seien mindestens sechs Explosionen verzeichnet worden. Russische Drohnen griffen die westukrainische Stadt Lwiw an. Dies berichtet der Gouverneur der Region, Maksym Koyytskyi, im Kurznachrichtendienst Telegram. Örtliche Medien berichten über Explosionen.
Drohnentrümmer setzen Hochhaus in Odessa in Brand
0.50 Uhr: Herabstürzende Teile einer abgeschossenen Drohne haben nach Angaben örtlicher Behörden ein Hochhaus in Odessa in Brand gesetzt. Der Gouverneur der Region, Oleh Kiper, meldete den Drohnenangriff im Kurznachrichtendienst Telegram. "Ein Hochhaus in Odessa wurde durch eine abgeschossene Drohne beschädigt". Über mögliche Tote oder Verletzte gebe es noch keine Informationen. Der Gouverneur forderte alle Einwohner der Stadt auf, während des Drohnenangriffs in den Schutzräumen zu bleiben.



Ukrainische Einheit wirft Russland Kriegsverbrechen vor
20.10 Uhr: Pro-russische Truppen sollen drei ukrainische Soldaten auf dem Schlachtfeld exekutiert haben. Das schreibt die 82. Fallschirmjägerbrigade der Ukraine in ihrem Telegramkanal. Als Beweis veröffentlichte die Einheit ein Video der Exekutionen. Darin ist zu sehen, wie die mutmaßlich ukrainischen Soldaten mit hinter dem Kopf verschränkten Armen auf dem Schlachtfeld knien, dann schießen mutmaßlich russische Kräfte mit Sturmgewehren auf die Knienden.
Weder das Video, noch die Informationen ließen sich bis zuletzt unabhängig überprüfen. Die Soldaten werfen Russland vor, mit den Erschießungen gegen Artikel 3 der Genfer Konvention verstoßen zu haben. Der Vorfall soll sich in der Region Saporischja ereignet haben. Russland äußerte sich bis zuletzt nicht zu den Vorwürfen.
Recherche: Russland vertuscht Hunderte Tote
20 Uhr: Im Juni hatten mutmaßlich russische Truppen den Kachowka-Staudamm in der Ukraine zerstört. In der Folge wurde 408 Quadratkilometer in der von Russland besetzten Region Cherson überschwemmt. Die russischen Behörden gaben damals an, dass 59 Menschen durch die Fluten ums Leben kamen. Eine Recherche der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) zeigen nun, dass weit mehr Menschen ums Leben kamen.
Russland habe die Zahl der Toten bei weitem und absichtlich zu niedrig angesetzt, heißt es in dem Bericht. AP sprach mit medizinischem Personal und freiwilligen Rettungskräften. Alleine in der Stadt Oleshky soll es demnach hunderte Todesopfer gegeben haben. Allerdings sei es Ärzten untersagt gewesen, Sterbeurkunden für die Toten auszustellen, heißt es in der Recherche von AP. Außerdem seien bei einigen Toten auch andere Todesursachen angegeben worden, um eine schnellere Beerdigung zu ermöglichen. Teilweise seien auch Tote verschwunden, wenn Angehörige nicht aktiv nach ihnen gesucht hatten, heißt es weiter. "Nicht nur Russland, sondern auch die Ukraine ist sich des Ausmaßes dieser Tragödie nicht bewusst", sagte eine in Oleshky eingesetzte Krankenschwester zu AP.
Befehlshaber der niederländischen Armee warnt vor Krieg mit Russland
19.45 Uhr: Die niederländische Gesellschaft und sein Militär müssten sich für einen Krieg mit Russland bereithalten, sagt Generalleutnant Martin Wijnen, der Befehlshaber der niederländischen Armee, der Zeitung "Telegraaf". Die Niederlande sollten dem Beispiel von Ländern wie Schweden und Finnland folgen, die deutlich besser als sein Land vorbereitet seien. "Russland versteht nur eine Sprache, und das ist ein starkes Militär." Die Armee müsse ihren Personalmangel angehen. Ein Freiwilligenprogramm wie in Schweden könne dazu geeignet sein.
Mehrjährige Haftstrafen für zwei Russen wegen Lesung zum Ukraine-Krieg
15.38 Uhr: Weil sie an einer öffentlichen Lesung mit Kritik an der Offensive in der Ukraine teilgenommen haben, sind zwei russische Dichter zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Artjom Kamardin muss laut dem in Moskau verkündeten Urteil sieben Jahre ins Gefängnis, Igor Schtowba für fünfeinhalb Jahre. Die beiden Männer waren wegen "Aufstachelung zum Hass" sowie "öffentlicher Aufrufe zu Aktivitäten gegen die Staatssicherheit" angeklagt.
Der 33-jährige Kamardin und der zehn Jahre jüngere Schtowba hatten im September 2022 in Moskau an einer öffentlichen Lesung teilgenommen. Am darauffolgenden Tag wurde Kamardin in seiner Wohnung festgenommen. Dabei wurde er nach eigenen Angaben von der Polizei geschlagen und mit einer Hantel vergewaltigt. Zudem versuchten die Beamten demnach, seine damalige Freundin und heutige Ehefrau Alexandra Popowa einzuschüchtern. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP Ende 2022 sagte Popowa, die Polizei habe ihr mit "Gruppenvergewaltigung" gedroht, sie geschlagen und Kleber auf ihre Wangen und ihren Mund gesprüht.
Popowa nannte das Urteil eine "sehr harte Strafe". "Sieben Jahre für Gedichte, für ein nicht gewalttätiges Verbrechen. Wenn wir normale Gerichte hätten, würde so etwas nicht passieren", kritisierte Popowa. Sie wurde nach ihrer Äußerung vor Journalisten von der Polizei abgeführt. Kamardin selbst hatte vor der Urteilsverkündung in einer von seinen Unterstützern veröffentlichten Erklärung gesagt, er sei kein Held. Er bat den Richter, ihn freizulassen, dafür wolle er sich künftig von "heiklen Themen" fernhalten. Auch der 23-jährige Schtowba betonte, er habe nicht gegen das Gesetz verstoßen. In seiner letzten Aussage vor Gericht, die von der unabhängigen Website "Mediazona" veröffentlicht wurde, fragte er den Richter: "Was habe ich getan, das illegal ist? Gedichte gelesen?"
- Nachrichtenagenturen dpa, AFP und Reuters
- Eigene Recherche