Operation „Spinnennetz“: USA zweifeln an Ukraine-Zahlen zu Russlands Verlusten
Die Operation „Spinnennetz“ gilt im Ukraine-Krieg als Erfolg. Doch eine Reaktion Russlands könnte bereits in Planung sein – auch wenn die Verluste niedriger scheinen als angenommen.
Kiew – Über eineinhalb Jahre soll die Ukraine die Operation „Spinnennetz“ geplant haben. „Planung, Organisation, jedes Detail wurde in Perfektion ausgeführt“, erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf X zu dem massiven Drohnenangriff auf mehrere russische Militärflugplätze im Ukraine-Krieg.
Laut ukrainischer Angaben war die Operation ein voller Erfolg, bei der mit 117 Drohnen mehr als 40 russische Bomber verschiedener Typen beschädigt oder zerstört worden sein sollen. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Angaben nicht.
Operation „Spinnennetz“ im Ukraine-Krieg – USA zweifeln an Zahl der beschädigten Kampfflugzeuge Putins
Etwa die Hälfte der von der Ukraine getroffenen Flugzeuge soll gänzlich zerstört oder zumindest irreparabel beschädigt worden sein, wie Selenskyj nach der Operation berichtete. Doch wie US-amerikanische Informationen nun darlegen sollen, könnte die Zahl der getroffenen und zerstörten Flugzeuge Russlands deutlich niedriger sein, als von der Ukraine anfangs berichtet.
Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, gehen die USA nun davon aus, dass lediglich etwa 20 Flugzeuge von Wladimir Putins Armee bei der Operation getroffen wurden. Zehn davon seien zerstört worden, wie zwei anonyme US-Beamte mitgeteilt haben sollen. Damit würden die Verlustzahlen für Russland bei der Operation „Spinnennetz“ rund halb so hoch ausfallen, wie von Selenskyj angegeben.
USA sprechen von weniger Treffern bei Operation „Spinnennetz“ – Trotzdem Erfolg im Ukraine-Krieg
Die Einschätzung der USA unter Präsident Donald Trump ändere allerdings nichts daran, dass die Operation einen Erfolg für die Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegen Russland darstelle. Laut den Beamten könne der Angriff und die damit einhergegangenen Verluste Moskau in eine härtere Verhandlungsposition über ein Ende des Ukraine-Kriegs drängen.

Allerdings könnte der Angriff auch eine empfindliche Reaktion Putins hervorrufen. Trump berichtete am vergangenen Mittwoch (4. Juni) überraschend von einem Telefonat mit dem russischen Präsidenten, bei dem es auch um die Operation „Spinnennetz“ gegangen sei. „Präsident Putin betonte ausdrücklich, dass er auf den jüngsten Angriff auf die Flugplätze reagieren müsse“, schrieb Trump dazu auf seinem Online-Dienst Truth Social.
Putins „Pearl Harbor“ – Großoffensive als Reaktion auf Operation „Spinnennetz“?
Wie viele Flugzeuge bei der ukrainischen Großoperation letztendlich zerstört wurden, ist laut aktuellem Stand nicht endgültig ersichtlich. Allerdings könnte der Angriff den Verlauf des Ukraine-Kriegs und die Kriegsfähigkeiten Russlands in der Luft empfindlich beeinflussen. Gegenüber t-online erklärte der Militärhistoriker Oberst Markus Reisner, dass davon ausgegangen werde, dass Russland vor der Operation „Spinnennetz“ noch rund 50 bis 60 einsatzbereite Flugzeuge besessen habe. „Wenn von 50 bis 60 einsatzbereiten Jets eine signifikante Zahl zerstört wurde, hat das unmittelbaren Einfluss.“
Allerdings könnte Putin bereits seinen nächsten Schlag gegen die Ukraine planen. Laut Reisner arbeite die russische Kriegswirtschaft unter Hochdruck und produziere neue Panzer, wie veröffentlichte Bilder beweisen würden. Da diese aber bislang nicht an der Front zum Einsatz kämen, liege die Vermutung nahe, dass „Russland möglicherweise etwas Größeres vorbereitet“ – er wolle eine Großoffensive im Sommer nicht ausschließen. (nhi)