Imposantes Finale des Gaufests

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Dicht an dicht saßen die Trachtler beim Gottesdienst in den Festzelten. © THOMAS PLETTENBERG

Bierzelt- statt Freiluft-Gottesdienst, eine nahbare Geistlichkeit und 5500 Trachtler im Festgewand. Der Gauheimattag in Schliersee am verregneten Sonntagvormittag wird in Erinnerung bleiben.

Ein Gauheimattag ohne monsunartige Regenfälle am Vormittag, dafür aber mit Trachtenschau, Festgottesdienst vor imposanter Berg- und See-Kulisse sowie Festzug – das hätte der fulminante Höhepunkt des achttägigen 125. Gaufests sein sollen. Es kam anders, aber vom Wetter ließen sich die 5500 Trachtler aus 47 Vereinen des Oberlandler Gauverbands nicht abhalten und feierten ein imposantes Finale. Und der Festzug bot dann doch noch die gewohnten Bilder.

Die kompetitive Trachtenschau, bei der jedes Jahr ermittelt wird, welcher Verein im Gau der zahlenmäßig stärkste und trachtenmäßig einwandfreiste ist, musste wegen des Dauerregens ausfallen. Und der Gottesdienst wurde in das Mega-Bierzelt verlegt, das im Grunde aus zwei aneinander gestellten Bierzelten bestand und trotzdem kaum ausreichend Platz für all die vielen Trachtler bot.

Eindrucksvoller Gottesdienst beim Gaufest
Eindruchsvoller Gottesdienst © THOMAS PLETTENBERG

Gottesdienst

Nachdem Gauvorstand Schorsch Engelhart die Gäste begrüßt hatte, zu denen auch Landtagspräsidentin Ilse Aigner, Bundestagsabgeordneter Alexander Radwan und Schliersees Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer gehörten, versuchte der Schlierseer Pfarrer Hans Sinseder, Schönwetter zu machen und zu motivieren: „Pflegen wir Brauchtum, Tracht, Kameradschaft und Zusammenhalt. Halten wir an den Traditionen fest und zusammen, und lasst uns ein gutes Vorbild sein“, appellierte er. Wie auch Dekan Michael Mannhardt aus Miesbach, der feststellte, dass es aber auch „einen gewissen Reiz hat, wenn die Kirche ins Wirtshaus kommt“. Das riesige Panoramabild vom Schliersee hinter der Bühne vermittelte zusammen mit Kulissenbäumen aus dem Bauerntheater nicht nur die Idee, wie es bei Sonnenschein am Ufer des Sees hätte sein können. Es geriet zum perfekten Altarbild. Denn die Geistlichkeit mit Pfarrer Sins㈠eder, Pfarrer Mannhardt, Pater Georg vom Deutschen Orden aus Weyarn und den beiden Diakonen Alois Winderl und Joachim Baumann stellte den Gottesdienst unter die Geschichte der wundersamen Brotvermehrung oder Speisung der 5000 am See Genezareth. Im Dialog deuteten Mannhardt und Baumann die Geschichte aus: Es gehe ums Teilen, dass jeder etwas zur Gemeinschaft und ihrem Wohlergehen beitragen könne, und dass für alle genug da sein wird, wenn man daran glaube. Glaube sei nicht, das Wundersame für wahr zu halten, sondern eine Lebensweise. „Glauben ist Denken, Hoffen, Reden und Lieben. Teilt, was da ist, dann können alle satt werden. Zammstehn und solidarisch sein“, forderten die beiden Geistlichen.

Zeichen des Friedens

Noch unter dem Eindruck des Spider Murphy Gang-Konzerts am Donnerstag, bei dem das Publikum auf Günther Sigls „Everybody“ mit einem einmütigen „Yeah“ antwortete, forderte Baumann, das „Zeichen des Friedens“ durch ein „Samma wieder guad“ zu ersetzen. Die Trachtler lachten herzlich über die handfeste Glaubens-Interpretation im Rahmen eines so alltags- und praxisnahen Gottesdienstes. Erst beim zehnstimmigen Jodler „Drei Hoi über’d Oim“, das ehemalige Chor-Schüler des Gymnasiums Miesbach zum Besten gaben und dafür mit Applaus belohnt wurden, und freilich bei der Bayernhymne, intoniert von der Schlierseer Blasmusik, wurden die Trachtler wieder feierlich.

Zelebrierten die Festmesse: Diakon Alois Winderl, Pfarrer Michael Mannhardt, Pfarrer Hans Sinseder (vorne), Pater Georg vom Deutschen Orden und Diakon Joachim Baumann.
Zelebrierten die Festmesse: Diakon Alois Winderl, Pfarrer Michael Mannhardt, Pfarrer Hans Sinseder (vorne), Pater Georg vom Deutschen Orden und Diakon Joachim Baumann. © THOMAS PLETTENBERG

Am Ende des Festgottesdienstes, während dem zwei Mal der Regen aufs Zeltdach prasselte, erklomm Schorsch Engelhart noch einmal die Bühne im Zelt und rief: „Wir können den Festzug machen. Pack mas, nutzen wir das Wetterfenster!“

Widriges Wetter

Trockenen Fußes kamen die 5500 Trachtler, in deren Zug sich Pferdegespanne einfädelten und die von insgesamt 26 Kapellen und Spielmannszügen begleitet wurden, aber trotzdem nicht zurück ins Zelt. Dafür war der Zug viel zu lang: Gestartet ist er um 11.30 Uhr mit der Blaskapelle Schliersee, dem Gauausschuss, der Politprominenz und den Schlierseer Trachtlern. Und es dauerte knapp über eine Stunde, bis die Hirschbergler und der Spielmannszug Rottach-Kreuth losgehen und die Nachhut bilden konnten. In dieser Zeit packten die Trachtler mehrmals ihre Standarten ein und wieder aus. Die Mannerleit‘ packten ihre Gamsbärte weg, während die Miederdirndl und Schalkfrauen ihre Hüte mit Duschhauben und ihr wertvolles Gwand mit Regenschirmen zu schützen suchten. Auf Höhe des Bahnhofes trafen Zug und Gegenzug aufeinander. Dort wäre auch die Ehrentribüne geplant gewesen. Aber der Gauvorstand, Aigner, Radwan, Schnitzenbaumer & Co. wollten lieber mitmarschieren, anstatt im Regen zu stehen. Auch so kann Solidarität aussehen.            

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