Miesbach: Haberfeldtreiben beim Schupfenfest – Mander lesen die Leviten
Höhepunkt des Schupfenfests in Miesbach war wieder das Haberfeldtreiben. Die düsteren Mander ließen sich über Politik, Missstände und Kurioses aus.
Miesbach – Wer oder was verdient es, in Miesbach „getrieben“ zu werden? Das hörte man beim Schupfenfest mit dem traditionellen Haberfeldtreiben. Dabei ging es um die Stadtpolitik, Missstände, Kurioses und teils sehr Delikates. Das Treiben war ein Höhepunkt der zweitägigen Feier. Die widmeten die Haberer wie immer einem guten Zweck.
Haberfeldtreiben in Miesbach: Kritik an Politik, Missständen und Kuriosem
Erst herrscht noch Bierzeltstimmung in der Habererschupf mit fleißig laufenden Bedienungen, dem Musikverein Miesbach und einem zelebrierten „Prosit der Gemütlichkeit“. Doch dann wird es dunkel. Und die „Mander“ in Lodenumhängen und Flachsbärten drängen mit Fackeln, lautstark mit Kuhglocken und Ratschen herein. Sie stellen sich auf die Bierbänke und der Haberermoasda postiert sich ganz vorn. Mit zwei Adjutanten, die ihm für seine Ansprache leuchten. Bei der liest er der Stadt die Leviten. So wie in jedem Jahr beim Schupfenfest der Miesbacher Haberer.
„Mander, is wahr? Wahr is“, schallt es lautstark. Und die Affirmation soll wie immer keinen Zweifel lassen, dass alles wirklich so geschah. Etwa dass beim Kriegergedenken „so wenig Stadträt bei da scheena Tradition“ gewesen seien. Beim Trinken sei dies aber dann anders gewesen.
Referenten der Stadt Miesbach: Rücktritt Thema
„Des mit de Referenten“ der Stadt kam natürlich auch zur Sprache. „Da Wirtschaftsreferent war beleidigt“ – in diesem Fall Florian Perkmann – und habe hingeschmissen. Auch Aline Brunner sei in einer Kulturausschusssitzung zurückgetreten. Für das Amt des Wirtschaftsreferenten „ham se da Seemüller und da Mittermaier beworbn“. Mit zehn zu zehn Stimmen ging die Wahl aus. Das Los musste entscheiden. „Oana is worn und oana hod g‘flennt“, fand der Haberermoasda. Leute, die sich gut engagieren, solle „da Buagamoasda“ jedoch in ihren Ämtern halten, riet er grundsätzlich.
Auch einen Treppenwitz – im wahrsten Sinne des Wortes – erwähnte er. Die Miesbacher Stadtpfarrkirche, die „wirklich schee“ sei, habe eine seit langem gesperrte „kaputte, greislige Treppn“. Dagegen seien aber „zehn Milliona für a moderns Pfarrhaus“ investiert worden. Ob da nicht noch Geld übrig gewesen sei für einen anderen Zweck: „ Ko ma do ned auf na scheena Treppn aufs Gotteshaus zuageh?“
Auch die Vorgehensweise eines Unternehmens wurde mit Kritik bedacht. Der Hagebaumarkt hätte bei der Überschwemmung im Juni plötzlich „sechs Euro neinaneinzge für fuffzehn Kilo Schbuisand“ verlangt, einen klar höheren Preis als zuvor. „A Notlage so ausnutzn, des is a Schand,“ monierte der Moasda.
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Schupfenfest in Miesbach: Spende an THW und Feuerwehr
Kuriositäten wie Wildbieseln beim Faschingszug und eine hierfür nach Meinung des Moasdas unangemessene Strafe von 160 Euro, erfolglose Parsberger Maibaumpatrouille und einiges teils doch sehr Rustikal-Delikates, respektive Persönliches, waren auch Teil des Treibens – offensichtlich an das derbe, historische Vorbild der Haberer angelehnt.
Bei deren zweitägigem Schupfenfest, das mit Musik, Haberfeldtreiben und kulinarischen Schmankerln immer Besuchermengen anzieht, unterstützen die Haberer jedes Mal einen guten Zweck. Heuer gab es Spenden für das Technische Hilfswerk und die drei Miesbacher Feuerwehren, die sich alle tatkräftig helfend beim Juni-Hochwasser eingesetzt haben. Martina Fischer
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