„Kann kaum gehalten werden“ – Söder nimmt Deutschlandticket ins Visier
Das Deutschlandticket; ein Erfolg mit ungewisser Zukunft. Markus Söder fordert ein schnelles Ende – doch Millionen von Nutzern hoffen auf den Erhalt.
Berlin – Das Deutschlandticket ist einer der großen Erfolge der Ampel-Koalition. Doch die langfristige Finanzierung des Projekts stand auch vor dem Ampel-Aus auf tönernen Füßen. Sollte die Union nach den anstehenden Neuwahlen das Sagen haben, könnte es mit dem günstigen Mondfahrtschein allerdings noch schneller zu Ende gehen als bisher gedacht.
Allein im ersten Jahr seiner Einführung, also bis Mai dieses Jahres, hatte ein Viertel aller Menschen in Deutschland das Ticket ausprobiert. Jeder achte Deutsche nutzt das Ticket regelmäßig; im Juli lag die Zahl laut Statista mit etwa 13 Millionen Fahrgästen sogar noch etwas höher.
Zukunft des Deutschlandtickets nach Neuwahlen ungewiss: Söder entfacht politische Debatte
Trotz dieses Erfolgs ist der bayrische Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder davon überzeugt, dass die Monatsfahrkarte für den gesamten deutschen Nahverkehr schnellstmöglich abgeschafft werden sollte. Wegen der misslichen Wirtschaftslage und des landesweiten Investitionsbedarfs ist das Ticket ihm zufolge nicht mehr machbar. „Ich kann mir gut vorstellen, dass wir ein Ferienticket, 49 Euro, für einen Monat im Jahr finanzieren können, damit man einmal im Jahr ein günstiges Ticket hat, beispielsweise um nach Bayern zu fahren. Auf Dauer aber kann das 49-Euro-Ticket, das ja schon nicht mehr 49 Euro teuer ist, kaum gehalten werden“, so der Söder gegenüber der ARD-„Tagesschau“.

Vor allem die ungeklärte Finanzierung des bezahlbaren Fahrscheins ist dem bayrischen Ministerpräsidenten offenbar ein Dorn im Auge. „Wenn der Bund es nicht bezahlt, dann muss es fallen – ganz einfach“, so Söder laut dem Bericht. Sobald Neuwahlen erfolgt seien, müsse die neue Bundesregierung eine Prüfung der Finanzierung einleiten. „Meine Priorität ist Entlastung für Bayern und mehr Investitionen in Infrastruktur“, stellte der CSU-Chef seine Prioritäten klar.
Deutschlandticket nach Ampel-Aus in Gefahr: Söder hat andere Pläne für den Nahverkehr
Dabei hatte ein Minister Söders, der CSU-Politiker Christian Bernreiter, das Deutschlandticket noch gemeinsam mit Claus Ruhe Madsen (CDU) aus Schleswig-Holsteig mitverhandelt, wie der Spiegel schreibt. Das gebe dem grünen Verkehrsminister von NRW, Oliver Krischer Hoffnung für das Ticket – obwohl auf einmal offen scheint, ob die Länder das Ticket noch mittragen werden. CDU-Chef Friedrich Merz werde seinen eigenen Leuten ja wohl kaum in den Rücken fallen, glaubte Kirschner deshalb.
Zudem seien unter der Abonnenten des Deutschlandtickets gewiss auch viele, die die CDU wählen würden, so der Bericht. Immerhin käme es durch den Wegfall des Tickets zu einer erheblichen verteuerung des öffentlichen Nahverkehrs; auch im ländlichen Raum. Statt 49 Euro könne das dann schnell bis zu 300 Euro im Monat kosten – und dabei wesentlich weniger mobil machen, als der deutschlandweite Fahrschein.
Finanzierung des Deutschlandtickets weiter unklar: Union will noch vor Neuwahlen handeln
Auf der Verkehrsministerkonferenz im September wurde beschlossen, den Preis des Deutschlandtickets von derzeit 49 Euro ab 2025 auf 58 Euro pro Monat anzuheben. Wie lange dieser neue Preis gelten soll, wurde allerdings nicht festgelegt. Der Bund und die Länder finanzieren das Ticket bislang mit jeweils etwa 1,5 Milliarden Euro pro Jahr. Eine klare Zusage des Bundes für die Finanzierung ab 2026 steht jedoch noch aus. Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) betonte zudem, dass ungenutzte Gelder ins kommende Jahr übertragen werden müssten, um eine weitere Verteuerung des Tickets zu verhindern. Dafür ist jedoch noch ein Beschluss des Bundestages erforderlich. Nach dem Ampel-Aus könnte das jedoch schwieriger werden, als gedacht.
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Für die Kunden wird sich ganz so schnell aber nichts ändern. Lars Wagner vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen betonte gegenüber dem MDR, dass dies „keine Auswirkungen auf die Ticketpreise“ ab Januar haben werde. Auch der Mitteldeutsche Verkehrsverbund (MDV) geht demnach trotz der Regierungskrise davon aus, dass das Gesetz verabschiedet wird. Nur falls es „entgegen den Erwartungen“ zu finanziellen Engpässen käme, müsse man „unseren Gesellschaftern empfehlen, das Deutschland-Ticket nicht weiter anzuerkennen“. (tpn)