Putins Ex-Minister tot: Sohn soll Schuss gehört und Leiche entdeckt haben – Doppelleben aufgeflogen?

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Bekleidete einige wichtige Posten im Machtapparat von Wladimir Putin: Konstantin Sawizenow (r.) wurde 50 Jahre alt. © IMAGO / ITAR-TASS , Telegram/@breakingmash

Mit Konstantin Sawizenow ist ein weiterer Verbündeter von Wladimir Putin gestorben. Zuvor soll seine Frau hinter ein dunkles Geheimnis gekommen sein.

Moskau – In Russland leben nicht nur Oppositionelle gefährlich. Bekanntestes Beispiel ist der in diesem Jahr in Gefangenschaft ums Leben gekommene Kreml-Kritiker Alexej Nawalny. Auch Todesfälle unter Verbündeten von Wladimir Putin schrecken immer wieder auf.

Nun soll Konstantin Sawizenow ums Leben gekommen sein, wie unter anderem der auf Enthüllungen über russische Entscheidungsträger spezialisierte Telegram-Kanal VChK-OGPU sowie die Online-Zeitungen Mash und Lenta berichten. Demnach wurde der ehemalige Minister für Brennstoff-, Energie- und Kohleindustrie in der sogenannten Volksrepublik Luhansk am Dienstag (1. Oktober) mit einer Schusswunde im Kopf in einem Moskauer Vorort aufgefunden.

Video: Friedensnobelpreisträgerin Matwijtschuk schildert die Lage in der Ukraine

Putin-Verbündeter tot: Sawizenow von seinem minderjährigen Sohn gefunden - Pläne für nächsten Tag

Als Polizisten in dem Landhaus im Bezirk Istrinsky im Westen der Hauptstadt eintrafen, stießen sie demnach auf den minderjährigen Sohn des Politikers. Außerdem sollen sich in dem Gebäude mehrere Jagdgewehre befunden haben. Dem Jungen zufolge habe sein Vater Wodka getrunken und mit ihm über das Leben gesprochen. Anschließend habe der 50-Jährige zur Übernachtung ins Hotel gehen wollen. Für den nächsten Morgen sei ein Jagdausflug geplant gewesen.

Der Sohn soll einen Zettel und Alkohol auf einem Tisch gefunden haben. Nachdem er einen Knall gehört habe, habe er die Leiche seines Vaters unter Tannenbäumen entdeckt. In deren Nähe lag eine registrierte Schrotflinte, heißt es weiter.

Putin-Verbündeter soll Doppelleben geführt haben: Kinder aus beiden Familien besuchen selbe Universität

Es wird offiziell vermutet, dass Sawizenow Suizid begangen hat. Seine Frau soll ihm vorgeworfen haben, ein Doppelleben zu führen, der Scheidungsprozess lief demnach. Zusammen haben sie vier Söhne. Vor etwa sechs Monaten soll sie in seinem Telefon eine romantische Konversation von ihm mit einer anderen Frau aufgespürt haben.

So sei sie dahintergekommen, dass Sawizenow seit 18 Jahren eine zweite Familie hat, die er offenbar besuchte, wenn er offiziell auf Geschäftsreise in Nischni Nowgorod war. Seine uneheliche Tochter studiert demnach an der gleichen Universität wie sein ältester Sohn. Ob seine zweite Familie vom Doppelleben wusste, wird nicht erwähnt.

Putin-Verbündeter Sawizenow: Frau kommt hinter sein Geheimnis und will die Scheidung

Seit seine Frau die Scheidung anstrebe, gehe es für Sawizenow bergab. So habe er von allen Seiten Kritik einstecken müssen. Seinen Ministerposten in der annektierten Region in der östlichen Ukraine habe er gekündigt, weil binnen kurzer Zeit zehn Personen, mit denen er zusammenarbeitete, gestorben seien. Zudem soll er den Vorwand genutzt haben, sich um seine Frau kümmern zu wollen.

Seinen neu angetretenen Job habe er schnell wieder verloren. Zuletzt soll er sich zurückgezogen und dem Alkohol hingegeben haben. Vor zehn Tagen bekamen Familie und Freunde demnach eine Nachricht mit dem Inhalt „Auf Wiedersehen“.

Generell berichten wir nicht über Selbsttötungen, damit solche Fälle mögliche Nachahmer nicht ermutigen. Eine Berichterstattung findet nur dann statt, wenn die Umstände eine besondere öffentliche Aufmerksamkeit erfahren. Wenn Sie oder eine Ihnen bekannte Person unter einer existentiellen Lebenskrise oder Depressionen leidet, kontaktieren Sie bitte die Telefonseelsorge unter der Nummer: 0800-1110111. Hilfe bietet auch der Krisendienst Psychiatrie für München und Oberbayern unter 0180-6553000.Weitere Infos finden Sie auf der Webseite www.krisendienst-psychiatrie.de.

Tod von Sawizenow: „Über Mafiafamilie Kowaltschuk nur ein Grad von Putin entfernt“

Sawizenow kam den Berichten zufolge in Perm zur Welt und arbeitete in den 1990er Jahren in der Chemie- und Luftfahrtindustrie. Von 2003 bis 2006 leitete er Abteilungen des Ministeriums für Energie und des Ministeriums für Industrie und Energie Russlands. Danach wechselte er mehrmals seinen Job, saß immer in Führungspositionen.

Unter anderem arbeitete Sawizenow demnach bei Rosenergoatom, das Teil der Atomenergie-Behörde Rosatom ist. Diese wurde damals geleitet von Sergei Kirijenko, der mittlerweile seit acht Jahren als stellvertretender Leiter der Präsidialverwaltung unter Putin amtiert. Später war Sawizenow bei Russlands größtem Energie-Unternehmen Inter RAO UES tätig, das Boris Kowaltschuk leitet. Dieser ist der Sohn von Juri Kowaltschuk, der als Verwalter von Putins Vermögen gilt.

Der ehemalige ukrainische Rennfahrer Igor Sushko, der den Ukraine-Krieg und auch Russlands sonstige militärische Aktivitäten öffentlich kommentiert, schrieb auf Twitter über den Verstorbenen: „Er war über die Mafiafamilie Kowaltschuk nur ein Grad von Putin entfernt.“

Zweifel an Suizid-Theorie nach Tod von Putin-Verbündetem: Erinnerungen an frühere Fälle werden wach

Der Satz lässt Interpretationsspielraum. Der Telegram-Kanal VChK-OGPU deutet zumindest Zweifel an der offiziellen Version an. Dort ist zu lesen: „Er hat es (den Suizid) in keiner Weise erklärt und sich selbst nichts angetan.“ Stattdessen habe er es vorgezogen, „sich auf Englisch zu verabschieden“, was so viel heißt wie „zu gehen, ohne sich zu verabschieden“.

Das wiederum würde zwar womöglich nicht zu dem Zettel passen, den der Sohn gegenüber der Polizei erwähnt haben soll. Allerdings weckt der Tod von Sawizenow Erinnerungen an andere Verstorbene aus dem Dunstkreis Putins.

So starb im Februar Iwan Setschin mit nur 35 Jahren, der vom Kreml-Chef zehn Jahre zuvor den „Verdienstorden für das Vaterland“ erhalten hatte und dessen Vater Igor Setschin als Vorstandsvorsitzender des russischen Energiekonzerns Rosneft zu den einflussreichsten Männern des Landes zählt. Der überraschende Tod wurde zunächst geheimgehalten, der junge Mann soll an einem Blutgerinnsel im Gehirn gestorben sein.

Ende vergangenen Jahres überlebte Wladimir Egorow, ein Oligarch und Mitglied von Putins regierender Partei „Einiges Russland“ einen Fenstersturz aus dem dritten Stock nicht. Auf dieselbe Weise kamen auch der Ölmanager Rawil Maganow und die Verteidigungsbeamtin Marina Yankina ums Leben. Tod aufgefunden wurden auch der General Wladimir Swiridow und seine Frau Tatjana. Auffällig sind die Todesfälle unter Oligarchen, die es zuvor wagten, Putins Ukraine-Krieg zu kritisieren. (mg)

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