Kein zeitraubendes Förderverfahren, keine finanziellen Zuschüsse: Die Holzkirchner Firma Avacomm Systems will weite Teile ihrer Heimatgemeinde auf eigene Rechnung mit Glasfaser-Anschlüssen versorgen. Um bis 2026 etwa 3000 Haushalte ans Netz zu bekommen, haben die Bautrupps bereits losgelegt. Das große Graben nimmt jetzt Fahrt auf.
Holzkirchen – Damit die Digitalisierung in Schwung kommt, braucht es Autobahnen – Breitband-Autobahnen für Daten. Die Zeit für Kompromisse, da noch alte Kupferleitungen das Internet in die Wohnungen und Büros holten, ist für Christian Gallitscher abgelaufen. „Wir setzen auf eine komplette Glasfaser-Lösung bis in die Gebäude, das ist unser Anspruch“, sagt der Produktionsleiter von Avacomm. In der Heimatgemeinde Holzkirchen will das ambitionierte Familienunternehmen zeigen, wie schnell und zuverlässig eine flächendeckende Glasfaser-Versorgung möglich ist.
Avacomm hat die Holzkirchner Kampagne im Vorjahr mit einem breiten Marketing eingeläutet, unter anderem wurde lange mit kostenlosen Hausanschlüssen geworben. Jetzt sind die Auftragsbücher voll. Bis Ende 2026, so verspricht es das Unternehmen, sollen rund 3000 Haushalte in allen Ortsteilen Daten mit Lichtgeschwindigkeit abrufen können (bis zu 1000 Mbit/s) – für das Streamen von Filmen und Musik oder berufliche Zwecke.
Nach einigen Vorarbeiten noch 2024 sind die ersten von rund 20 Baukolonnen, aufgeteilt auf drei Tiefbaufirmen, seit Anfang Februar wieder aktiv. „Wir liegen gut im Zeitplan, das bewegt sich in die richtige Richtung“, berichtet Christian Gallitscher, dessen Vater Helmut die Firma einst in Valley gründete. 350 Kunden sind schon online. Insgesamt werden 1000 Kilometer Kabel verlegt, in die 44 000 Kilometer Glasfaser eingeblasen werden.
Im östlichen Holzkirchen sind laut Avacomm große Fortschritte zu verzeichnen: Die Glasfaser-Trassen im Wohnquartier Ländl, also in der Ahorn-, Lerchen-, Eschen-, Erlen-, Ulmen-, Birken- und Lindenstraße, sind demnach fertiggestellt; dort wurden auch Hausanschlüsse gelegt. Aktuell verlegt die Tiefbaufirma K.u.R. Bau GmbH im Auftrag des Unternehmens Anschlüsse in der Buchenstraße. „Diese Arbeiten sind voraussichtlich bis Mitte April abgeschlossen“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Den Westen Holzkirchens beackert die Tiefbaufirma Kyntus Bau. Mit Glasfaser versorgt sind dort laut Mitteilung die Wohnstraßen Kiem-Pauli-Straße, Auf der Höh, Hans-Jennerwein-Straße, Albrecht-Dürer-Ring, Andreas-Mitterfellner-Straße und Spitzwegstraße. In der Roggersdorfer und St.-Josef-Straße fehlen teilweise nur noch die Hausanschlüsse. Sollte nicht noch der Winter zurückkehren, will die Firma in der Roggersdorfer Straße bis Ende Februar fertig werden.
„Im Süden wird es ab März richtig losgehen“, kündigt Gallitscher auf Anfrage an. Im Ortsteil Sufferloh wird die Tiefbaufirma Swiss Hydrounit Netzbau GmbH die Trassen graben und Hausanschlüsse im Mühlweg sowie am Frauenberg erledigen.
Entscheidend für die Ansteuerung der Anschlüsse sind sieben Verteilerstationen. Drei dieser „Points of Presence“ (PoP) übernahm Avacomm beim Erwerb des gemeindlichen Glasfasernetzes (wir berichteten), vier neue PoPs sollen bis Mitte März in Betrieb gehen. Die PoPs, die aussehen wie eine Fertiggarage, vernetzen das Highspeed-Internet mit 101 kleineren Verteilern im Gemeindegebiet.
Die Kampagne ist ehrgeizig. Rund 14 Millionen Euro steckt das Unternehmen in den Glasfaser-Ausbau der Marktgemeinde und hofft, als Betreiber des Netzes von dieser Investition langfristig profitieren zu können. Kostenlos gibt es den Anschluss zwar nicht mehr, bis Ende Februar räumt das Unternehmen aber noch einen Sonderpreis ein. Später, wenn die Bautrupps abgezogen sind, dürfte der Anschluss einen vierstelligen Betrag kosten.
Meine News
Wenn Ende 2026 der Ausbau in Holzkirchen durch ist, ziehen die Avacomm-Bautrupps südwärts und legen Glasfaser in Sachsenkam, Reichersbeuern und Greiling. „Mit weiteren Gemeinden der Region führen wir bereits Gespräche“, verrät Gallitscher.
(Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s jetzt auch in unserem regelmäßigen Holzkirchen-Newsletter.)