Ein neues Verkehrskonzept mit Kleinbussen könnte in Miesbach bald für frischen Wind im öffentlichen Nahverkehr sorgen. Bis spätestens 31. März 2026 soll ein Konzept dazu vorliegen.
Miesbach – Die Miesbacher könnten in absehbarer Zeit die Möglichkeit bekommen, mit einem Kleinbus durch die Stadt zu fahren. Zwar soll ergebnisoffen geprüft werden. Doch der Stadtrat diskutierte mehr über Varianten, die als Vorbild dienen könnten, als über die Frage, ob ein solches Angebot nötig ist.
Neuer Kleinbus für Miesbach: Stadtrat gibt Konzept in Auftrag
Das Thema hatte die SPD in den Stadtrat getragen und eine Informationsfahrt nach Holzkirchen beantragt, um sich über das dortige Rufbussystem zu informieren. In der Marktgemeinde fährt der als Hoki gestartete und auf Nachbargemeinden ausgeweitete Hoki+. „Man muss nicht unbedingt hinfahren“, relativierte SPD-Sprecher Paul Fertl den Antrag und gab sich damit einverstanden, jemanden aus Holzkirchen und auch aus Waakirchen einzuladen.
Dort chauffieren ehrenamtliche Fahrer in einer Ringbuslinie mit festem Fahrplan Bürger durch den Ort. Diese Variante – mit eigenem als auch gemietetem Bus – prüft die Stadtverwaltung bereits, weshalb sie einen Alternativvorschlag präsentierte. Ein Konzept für Miesbach soll bis zu ersten Quartal kommenden Jahres ausgearbeitet und präsentiert werden.
Fertl zeigte sich einverstanden, sofern ein Arbeitskreis aus Stadträten an der Konzepterstellung beteiligt wird. Am Ende beschloss der Stadtrat gegen die Stimme von Markus Baumgartner, so vorzugehen.
Rufbus oder Ringlinie: Welches System passt zu Miesbach
Für den CSU-Rat ist eine „Insellösung für Miesbach zu teuer“. Es müsse gemeinsam mit dem Landkreis an einer Lösung gearbeitet werden – ohne „das Rad wieder neu zu erfinden“. Das eingestellte Anruf-Sammel-Taxi (AST) nannte Baumgartner „eines der besten Systeme“. Dieses solle reaktiviert werden. Dass sich seine Hoffnung erfüllt, ist unwahrscheinlich. Als übergangsweisen Ersatz gibt es seit knapp zwei Jahren im Landkreis das „hoibehoibe-Taxi“, an einem neuen System wird gearbeitet.
Auch Astrid Güldner (Grüne) ist für eine Abstimmung mit dem Landkreis offen. Sie hob hervor, wie wichtig eine Lösung für Miesbach sei und dass diese auch für eine Belebung der Innenstadt sorgen könne. Güldner erwartet ein „gutes und durchdachtes Konzept“, ein „Schnellschuss“ sei nicht zielführend. Ihre Fraktionskollegin Kick van Walbeek plädierte deutlich für einen Rufbus. „Für mich ist der Hoki ein Segen“, sie benutze ihn regelmäßig.
Miesbacher Stadtrat diskutiert über Kosten
„Das ist ein wichtiger Baustein für das Mobilitätskonzept, gerade für die letzte Meile“, also den Weg ab der Bus- oder Bahnhaltestelle. „Klar, dass wir Geld in die Hand nehmen müssen“, sagte van Walbeek. Die Kosten sind für die CSU der Faktor, weshalb ergebnisoffen geprüft werden soll: „Eine Sache zu installieren ist schwierig, sie wieder abzuschaffen fast unmöglich“, erklärte Erhard Pohl und betonte: „Das ist eine neue freiwillige Leistung.“
Mit mindestens 100.000 Euro rechnet die Fraktion. Pohl forderte, sowohl die laufenden als auch die Investitionskosten zu eruieren, auch Fahrpreise sollen auf den Tisch. Hierzu sprach sich Franz Mayer (CSU) für „lieber einen höheren Tarif“ aus. Vergünstigungen seien über das Sozialamt möglich, Wohlhabendere dürften das Angebot nicht ausnutzen, findet Mayer.
Bedarf in Miesbach ist da
Hedwig Schmid (SPD) hielt dagegen: „Mir ist wurscht, wer damit fährt, wir wollen die Parkplätze entlasten.“ Dafür hat Florian Ruml (FL) wenig Hoffnung. „Das ist ein anderer Nutzerkreis“, sagte er und sprach sich dafür aus, auch Negativbeispiele, also gescheiterte Modelle, zu betrachten.
„Wir beschließen, dass wir ein Konzept machen, dann diskutieren wir die Varianten“, erklärte Bürgermeister Gerhard Braunmiller. „Der Bedarf ist da“, betonte Astrid Güldner.
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