Parkbesucher berichten - Ärger um Hamburgs Rüpel-Radler im Reichenviertel: "Die Hölle, "kaum auszuhalten"
Immer wieder Ärger am Hamburger Alsterufer: Nach ignoranten Hundehaltern in Uhlenhorst stehen dort jetzt die Radfahrer in der Kritik. Denn die sollen so durch den Hayns Park (in Eppendorf) rasen, dass keine Rücksicht auf Spaziergänger mehr möglioch ist.
Besonders brenzlig: die schmale Fußgängerbrücke, die zur Meenkwiese führt. Die Rüpel-Radler rufen inzwischen sogar die Bezirkspolitik auf den Plan. Was sagen die Parkbesucher zur Lage vor Ort? Die Mopo hat dort nachgefragt...
Justus Priebs (19) wirkt erschöpft. Der Abiturient aus Eppendorf wollte nur in Ruhe Musik hören und mit dem Nachbarshund Gassi gehen. Doch daraus wird an diesem Freitag nichts, er muss wachsam sein und Ausschau halten: Nicht nach anderen Hunden, sondern nach Radlern.
„Die sind einfach viel zu schnell“, ärgert sich Priebs, „das gehört sich nicht“. Allzu oft müssten er und der Hund Platz machen, wenn wieder ein Radfahrer angeschossen kommt.
Vor allem im Sommer sei die Situation im Park „die Hölle“. „Es ist kaum auszuhalten“, so der 19-Jährige.
Radfahrer sollen auf Brücke absteigen
Während Priebs erzählt, spielt sich im Hintergrund eine typische Szene ab. Mehrere Fußgänger sind in beide Richtungen auf der Brücke unterwegs. Ein Radfahrer nähert sich in zügigem Tempo, drängelt sich durch und saust davon. Zwei Spaziergänger machen eilig einen Schritt zur Seite.
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„Man kriegt da richtig Schwung“, sagt Carsten Gerloff, der für die SPD in der Bezirksversammlung Nord sitzt. Seine Fraktion hat zum Thema mit CDU, FDP und Volt einen gemeinsamen Antrag eingebracht. Das Ziel: Radfahrer sollen an der Brücke absteigen und schieben, Schilder auf die Alternativroute um den Park herum hinweisen.
Spaziergängerin: „Es ist eben etwas eng hier“
Bisher, so schildert es Gerloff, benutzen Radler die Strecke durch den Hayns Park als Abkürzung. „Da mangelt es noch an Problembewusstsein.“ Der SPD-Politiker stellte sich für ein Instagram-Video mit Fahrrad auf die Brücke, um Nutzer des Parks zur Rücksicht zu ermuntern.
„Es ist eben etwas eng hier“, sagt Lara (21), während sie den Kinderwagen Richtung Brücke schiebt. Sie wohne schon ihr ganzes Leben am Hayns Park, brenzlige Situationen habe sie aber noch nicht erlebt. „Die sind schnell, keine Frage. Aber Radwege an Bushaltestellen sind gefährlicher.“
„Man muss miteinander kommunizieren“
Ohnehin sei das eher ein Sommer-Thema: „Wenn das Planschi nebenan voll ist und viele Familien im Park sind“. Doch auch sie sei schon zur Seite geklingelt worden. Lara: „Dann habe ich was gesagt, schließlich ist das hier kein Radweg!“
Martha Sikora (29) aus Winterhude kennt beide Seiten der Medaille. Die Hebamme im Studium ist im Park mal zu Fuß, mal auf dem Rad unterwegs. „Man muss miteinander kommunizieren“, findet Sikora. Nicht wegklingeln und drängeln, sondern um Platz bitten also.
Metallbügel, um die Raser zu bremsen?
Eine Überlegung der Bezirksfraktionen ist, Radfahrer im Brückenbereich mit Metallbügeln zu bremsen. Über das nur etwa zwei Meter breite Bauwerk zu rasen, wäre dann nicht mehr möglich. „Das fände ich in Ordnung“, sagt die Studentin.
Bislang bittet jedoch nur ein Schild Radfahrer um Rücksichtnahme gegenüber Fußgängern. „Respekt!“ steht darauf.
Allerdings ist der Hinweis mit Stickern überklebt, die Botschaft nur eingeschränkt erkennbar. SPD-Mann Gerloff möchte deshalb, dass die Schilder gereinigt werden. Es wäre ein Anfang, wenn auch ein kleiner.
Von Daniel Dörffler
Das Original zu diesem Beitrag "„Kaum auszuhalten“: Die Rüpel-Radler aus dem Reichenviertel" stammt von Hamburger Morgenpost.