Berliner SPD-Urgestein will nicht mehr antreten und kritisiert seine Partei
"Ich treffe selbst die Entscheidung", sagt Andreas Geisel dem "Tagesspiegel". 2026 will das Berliner SPD-Urgestein nicht mehr für das Abgeordnetenhaus kandidieren. "Ich habe lange darüber nachgedacht. Ich bin in der achten Legislatur im 31. Jahr in der Politik. Schon demokratietheoretisch ist es irgendwann sinnvoll, einen Wechsel zu vollziehen", so Geisel.
Geisel will nicht mehr für die SPD kandidieren und kritisiert Kurs der Partei
Das ist aber nicht der einzige Grund. Geisel fremdelt auch zunehmend mit dem Kurs seiner Partei. "Verstaatlichung und identitätspolitische Schwerpunkte bestimmen unsere Politik stärker als Wirtschaftspolitik und die soziale Frage", bemängelt Geisel gegenüber dem "Tagesspiegel".
Und: "Wir haben viel zu viel Nachfrage auf ein zu kleines Angebot", sagt er mit Bezug auf die Baupolitik in der Hauptstadt. "Wenn wir einfach sagen, wir verändern die Eigentumsverhältnisse, dann ist das keine Antwort".
"Meine Positionen sind in der Berliner SPD nicht mehr mehrheitsfähig"
Auch ein geplantes Gesetz, was es muslimischen Lehrerinnen erlauben soll, Kopftücher an der Schule zu tragen, kritisiert Geisel: "Ich bin für eine strikte Trennung von Religion und Staat". Religiöse Symbole wie das Kopftuch an Schulen lehnt er deshalb ab.
Sein Fazit: "Meine Positionen sind in der Berliner SPD nicht mehr mehrheitsfähig." Treu bleiben will er seiner Partei dennoch. "Ich bleibe Sozialdemokrat mit ganzer Seele. Aber das muss ich nicht mehr in vorderster Reihe machen", sagt Geisel dem "Tagesspiegel".
Der 59-Jährige ist seit 1990 Mitglied in der SPD, war zwischenzeitlich Bezirksstadtrat, Kreisvorsitzender und Mitglied im Landesvorstand. Seit 2016 sitzt er im Abgeordnetenhaus. Bis 2021 war er Senator für Inneres und Sport, danach Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen.