Neue Drohnenstrategie der Ukraine: Kiew bedroht jetzt Putins „größten Luftverkehrsknotenpunkt“

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Die Drohnen der Ukraine setzen Russland zu. Eine neue Taktik richtet sich gegen das Luftfahrtzentrum des Landes. Die Moral soll geschwächt werden.

Moskau – Der russische Angriffskrieg in der Ukraine ist auch ein Drohnenkrieg: Die Ukraine setzt die unbemannten Flugobjekte mit hoher Effizienz ein, um Russland auch jenseits der Frontlinie zuzusetzen. Dabei gab es auch Angriffe auf die russische Hauptstadt Moskau. Zwar fängt der Kreml viele dieser Drohnen ab, doch auf die Zivilbevölkerung in Russland haben sie dennoch massive Auswirkungen.

Flughafenschließungen in Russland nehmen zu – neue Angriffe auf Moskau

So haben ukrainische Drohnen seit dem 1. Januar mindestens 217 vorübergehende Flughafenschließungen in ganz Russland erzwungen, berichtete das unabhängige russische Medienunternehmen Novaya Gazeta Europe am 14. Mai 2025 unter Berufung auf Daten der russischen staatlichen Luftfahrtbehörde Rosaviatsia. Der Einfluss der Ukraine im russischen Luftraum wächst also, denn diese Zahl übersteigt bereits die Gesamtzahl der gesamten Jahre 2023 und 2024.

So fliegt Kiew auch in den letzten Tagen wieder Angriffe auf Moskau: Das russische Militär fing nach eigenen Angaben seit Donnerstagabend (22. Mai 2025) mehr als 110 ukrainischen Drohnen ab. An Moskauer Flughäfen herrschte nachts erneut zeitweise Start- und Landeverbot. Russische Drohnenangriffe in der Nacht reichten nach ukrainischen Behördenangaben ungewöhnlich weit nach Westen. Schäden wurden aus den Gebieten Tscherniwzi (Czernowitz) und Iwano-Frankiwsk gemeldet. Am frühen Vormittag herrschte in den Regionen Kiew und Schitomir immer noch Luftalarm.

Ukraine greift gezielt Moskau an: „Größter Luftverkehrsknotenpunkt“

Laut Serhii Bratchuk, Sprecher der Süddivision der ukrainischen Verteidigungsarmee, spiegelt der Anstieg der Störungen eine strategische Neuausrichtung der ukrainischen Drohnenkampagne wider. Moskau sei „der größte Luftverkehrsknotenpunkt der Russischen Föderation – Flüge gehen überall hin, nicht nur innerhalb Russlands, sondern weltweit“, äußerte er dem Kyiv Independent. Der Ukraine gehe es um die Schwächung der internen Kontrolle und um den potenziellen Zerfall russischer Regionen.

Drei Nächte ukrainischer Drohnenangriffe vor dem russischen Siegestag am 9. Mai zwangen die Luftfahrtbehörde zu vorübergehenden Flugbeschränkungen, die die Reisepläne von mindestens 60.000 Passagieren durcheinanderbrachten, so der Verband der Reiseveranstalter Russlands. Knapp zwei Wochen Ruhe, dann folgte eine weitere Welle. Das russische Verteidigungsministerium gab an, in den letzten drei Tagen vom 20. bis 22. Mai 485 ukrainische Drohnen abgeschossen zu haben, darunter 63 über der Oblast Moskau.

Ukraine will öffentliche Moral in Russland schwächen

In der Nacht zum 23. Mai mussten die Moskauer Flughäfen Wnukowo, Domodedowo und Schukowski ihren Betrieb einstellen, da sechs Drohnen „in Richtung Moskau flogen“, so Bürgermeister Sergej Sobjanin. „Die Luftfahrt ist keine billige Branche, und es entstehen Verluste – an Flughäfen und Fluggesellschaften – und sie hat auch psychologische Auswirkungen auf Passagiere und Frachtkunden.“

Drohne in der Ukraine
An Flughäfen in Russland kommt es wegen ukrainischer Drohnen wiederholt zu Einschränkungen. (Archivbild) © Efrem Lukatsky/AP/dpa

Bratchuk gibt zu, dass Moskau und die umliegenden Regionen von der Ukraine priorisiert angesteuert werden. „Diese Störungen sind kein Zufall. Sie sind Teil einer Druckkampagne gegen Logistik, Luftabwehrsysteme und die öffentliche Moral“, sagte er. Und weiter: „Die russische Bevölkerung muss für diesen Krieg bezahlen.“ Wartezeiten am Flughafen seien „zwar nicht der höchste Preis, aber sie beeinträchtigen die Moral.“ Auch die wirtschaftlichen Kosten, die durch die Lahmlegung der Flughäfen entstehen, sind laut Bratschuk ein wichtiger Punkt. Dem widersprechen Experten des Kyiv Independent, die eher militärische Überlegungen als Hintergrund sehen. Immerhin zwinge die Taktik die russischen Luftabwehrsysteme in ständige Alarmbereitschaft.

Ukraine greift Batteriefabrik in Jelez an

Nicht nur Flughäfen stehen im Visier der ukrainischen Drohnen. Diese haben nach russischen Medienberichten eine militärisch wichtige Batteriefabrik in Russland getroffen. Telegramkanäle berichteten von mehreren Explosionen in der Stadt Jelez 400 Kilometer südlich von Moskau. Der Gouverneur des Gebietes Lipezk, Igor Artamonow, teilte mit, Drohnentrümmer hätten einen Brand auf einem Fabrikgelände verursacht. Das Unternehmen wurde evakuiert. Der Angriff beschädigte nach offiziellen Angaben auch ein Wohnhaus in Jelez. Neun Menschen seien verletzt in Krankenhäuser gekommen, teilte das russische Gesundheitsministerium in Moskau mit. Die Fabrik Energija produziert nach Medienberichten Batterien, die auch in Drohnen, Flugzeugen, Schiffen oder Funktechnik zum Einsatz kommen. (cgsc mit dpa)

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