Wohnungen für weniger Begüterte – Aber wer kann 600.000 Euro bezahlen?

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Weilheim
  4. Weilheim

Kommentare

Gerade im Bau befinden sich die Wohnhäuser an der Ecke Pistlgasse/Am Meisteranger. Drei der 16 neuen Wohnungen entstehen nach dem „Wohnbaulandmodell“ und werden daher unter dem üblichen Preis abgegeben. © Uehlein

An „einkommensschwächere und weniger begüterte“ Menschen will die Stadt Weilheim drei Wohnungen vergeben, die bei einem Bauvorhaben an der Pistlgasse entstehen. Doch können sich solche Bürger diese Zwei- und Vierzimmerwohnungen überhaupt leisten, deren Kaufpreis rund 326 000 bzw. 616 000 Euro beträgt?

An der Pistlgasse, die die Obere Stadt mit der Angerkapellenstraße verbindet, errichtet die ortsansässige „HR Wohnbau“ zurzeit zwei Geschosswohnungsbauten mit insgesamt 16 Eigentumswohnungen. Für das Bauvorhaben gelten die vom Stadtrat beschlossenen Festsetzungen zur „Sozialgerechten Bodennutzung“ (SoBoN). Ihnen zufolge müssen Bauträger und Investoren bei Projekten ab einer gewissen Größe mindestens ein Drittel der Wohnfläche für „bezahlbaren bzw. sozial geförderten Wohnraum“ zur Verfügung stellen.

Quadratmeterpreis von 5900 Euro

Im Fall des Bauvorhabens an der Pistlgasse werden nun die erwähnten drei Wohneinheiten als „preisvergünstigtes Wohneigentum“ angeboten: eine Zweizimmerwohnung mit etwa 55 Quadratmetern und zwei Vierzimmerwohnungen mit je rund 104 Quadratmetern. Bei einem vom Stadtrat abgesegneten Quadratmeterpreis von 5900 Euro ergeben sich für die Objekte Preise von etwa 326.000 Euro bzw. 616.000 Euro, zu denen noch je 25.000 Euro für einen Tiefgaragenstellplatz hinzukommen. Das teilte Hubert Rott, Geschäftsführer von „HR Wohnbau“, auf Anfrage mit. Er fügt mit Bezug auf die Verkaufspreise hinzu: „Im Endeffekt sind das unsere Herstellkosten samt Grundstück, Baunebenkosten, Finanzierung etc.“

Dem Leiter der städtischen Bauverwaltung, Manfred Stork, ist bewusst, dass nicht alle aus der Zielgruppe der Einkommensschwächeren und weniger Begüterten in der Lage sind, solche Preise zu bezahlen. Bei Einheimischen-Modellen habe die Stadt schon die Erfahrung gemacht, dass diejenigen, für die die Immobilien eigentlich gedacht waren, am Ende oft abspringen mussten.

Stork sagt über die Wohnungen aber auch: „Herschenken kann man sowas nicht.“ Die Wohnungen könnten nicht günstiger angeboten werden. Bauherren könnten im Rahmen der SoBoN nicht verpflichtet werden, Immobilien unter den Herstellkosten abzugeben.

Bewertung der Bewerber nach Punktesystem

Stork geht aber davon aus, dass die drei Wohnungen zum Beispiel für Kaufinteressenten mit geringerem Verdienst, aber mit zwei Einkommen finanzierbar sind. Auf dem freien Markt werden aus dem Bauvorhaben an der Pistlgasse Wohneinheiten unterschiedlicher Größe zu Quadratmeterpreisen ab etwa 7300 Euro angeboten (siehe immowelt.de).

Wer eine der drei von der Stadt zu vergebenden Wohnungen kaufen möchte, muss bestimmte Kriterien erfüllen. So darf das Jahreseinkommen des Antragstellers 65.000 Euro nicht übersteigen (bzw. 130.000 Euro bei Paaren, die die Immobilie gemeinsam erwerben wollen). Pro Kind, für das Kindergeld bezogen wird, erhöht sich die Einkommensobergrenze. In die Bewertung der Bewerber per Punktesystem fließt etwa ein, wie stark diese die Einkommensgrenze unterschreiten, wie lange sie bereits am Ort ansässig und wie lange sie in der Stadt hauptberuflich tätig sind.

Für Kaufinteressierte

Bei der „HR Wohnbau“ können sich Kaufinteressierte über das Bauvorhaben an der Pistlgasse mit den drei sozial gebundenen Wohnungen informieren (E-Mail info@hr-wohnbau.com). Links zu den für diese Immobilien geltenden Vergaberichtlinien der Stadt und zu einem Fragebogen für Bewerber gibt es online unter www.weilheim.de/mein-weilheim/buergerservice/rathaus/stadtverwaltung/stadtbauamt/bauleitplanung/allgemeine-informationen. In gedruckter Form können diese Unterlagen im Rathaus (Zi. 202, 203 und 210) abgeholt werden. Wer sich für eine der Wohnungen bewerben möchte, muss die Abgabefrist für die geforderten Unterlagen einhalten, die noch bis 31. Dezember läuft.