„Die Kirche liegt verlassen“: Diebe klauen im Opferstock - Gotteshaus kriegt Kamera-Überwachung

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Video-Überwachung: Seit Kurzem zeichnet eine Kamera auf, was sich rund um den Opferstock in der Kirche St. Leonhard in Dietramszell tut. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Immer wieder wollten Diebe in den Opferstock der Leonhardikirche greifen. Die Gemeinde Dietramszell reagiert: Jetzt hängt eine Kamera an der Kirchendecke.

Der liebe Gott sieht alles, sagt man. Die Gemeinde Dietramszell nicht. Künftig möchte sie es aber versuchen – und zwar im Gotteshaus. Dort haben Gemeindemitarbeiter eine Überwachungskamera montiert. Der Grund ist traurig.

Dietramszells Bürgermeister war lange Polizist. „Aus 29 Jahren Erfahrung weiß ich, dass es sowas überall gibt“, sagt Josef Hauser. „Ich bin da inzwischen abgebrüht.“ Dass ausgerechnet in der Kirche der Diebstahl so zunimmt, das wurmt den Rathauschef trotzdem. „Ich persönlich bin der Meinung: In der Kirche muss man seinen Geldbeutel offen liegen lassen können und er dürfte nicht wegkommen.“ Es scheint aber auch andere Meinungen zu geben. Seit längerem wird der Opferstock in der Leonhardi-Kirche immer wieder Ziel von Dieben. „Wir haben das schon länger mitbekommen“, sagt der Bürgermeister. Erst wurde der Opferstock umgebaut, dass es schwieriger ist, Geld herauszuziehen. Jetzt folgen Kameras, die den Einwurf filmen.

Den Rathauschef wurmt der Fall

Josef Hauser sitzt auch im Vorstand des Vereins, der sich um die Kirche kümmert. Auf dem Grund des Opferstocks liegt ein kleines Teppichstück. Das wurde so oft verrückt, dass sich der Verdacht aufdrängt, dass jemand versucht, mit einem Gegenstand Geldscheine aus der Spendenbüchse zu ziehen.

Ausmaß der Beute unbekannt: Diebe schlagen in Kirche zu

Ob das erfolgreich war und wie viel Geld dem Verein gestohlen wurde, weiß nur der Täter. „Wir wissen nicht, wie viel im Opferstock war“, sagt Hauser. Er rechnet mit einem für den Verein zwar höchst ärgerlichen, aber keinem hohen Betrag. Warum fischen Unbekannte nach Geldscheinen? Ex-Polizist Hauser hat eine Theorie: Auch wenn die Ausbeute nicht groß ist – das Risiko, erwischt zu werden, ist mindestens genauso klein. „Die Leonhardikirche liegt ein bisschen verlassen, da ist drumherum nichts. Die Versuchung ist dort größer, als wenn die Kirche mitten im Dorf stehen würde.“

Die Kirche am Waldrand zwischen Dietramszell und Linden ist ein denkmalgeschützter Bau aus der Romantik. Der Innenraum des Gotteshauses zeigt Elemente aus Rokoko und Spätbarock – 1765 bis 1774 wurde sie errichtet. Als der Bau im 19. Jahrhundert abgebrochen werden sollte – die Kirche wurde als überflüssig erachtet – übernahm die Pfarrgemeinde die Baulast. So wurde die Wallfahrtskirche gerettet. Heute gehört sie der Gemeinde. Die Kamera soll nun präventiv wirken. Bestenfalls filmt sie nie einen Diebstahlversuch. „Sie wurde zur Abschreckung installiert.“

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