Signa-Insider gibt Einblick in Benkos Imperium: „Über Vorstandsprotokolle habe ich nie nachgedacht“
Manuel Pirolt, Finanzchef von Signa Prime und Development, ging in der vergangenen Woche an die Öffentlichkeit. Seine Interviews geben interessante Details aus dem Maschinenraum des Benko-Imperiums.
München – Der Personenkreis rund um den österreichischen Milliardär René Benko hielt sich seit der Signa-Pleite bedeckt. Jetzt geht ein Vertrauter Benkos an die Presse. Manuel Pirolt, Finanzchef der Signa Immobiliengesellschaften Prime und Development gab in der vergangenen Woche Interviews, die tiefe Einblicke in die Signa-Welt ermöglichen.
Signa-Pleite – Finanzchef von Immobilien-Imperium packt aus
Finanzchef Pirolt, der häufig als „rechte Hand“ René Benkos bezeichnet wurde, würde sich selbst nicht so nennen. „Ich war weder Sklave noch Vasall. Ich habe auch an Wochenenden gearbeitet und tue das heute noch. Der gesamte Vorstand hat an allen sieben Tagen gearbeitet“, sagte er im Interview mit dem Manager Magazin. Sein Verhältnis zu Benko sei immer gut gewesen, erklärt er. Zu den Berichten, dass Benko ihn öfters beschimpft haben soll, entgegnet er: „Da, wo gehobelt wird, fallen Späne, und es wird auch mal laut, wenn der Druck steigt.“

In der Diskussion um den Untergang des Signa-Immobillien-Imperiums wurden häufig steigende Zinsen als Hauptgrund betrachtet. Das Geschäftsmodell der Österreicher sei nur in einem Niedrig-Zins-Umfeld möglich gewesen, hieß es oft. Dieser Behauptung stimmt Finanzchef Pirolt nicht zu. „Die Kapitalstruktur in den Signa-Immobiliengesellschaften war immer gesund. In der Phase sinkender Zinsen hat man uns gescholten, weil wir uns langfristig die Zinsen gesichert hatten. Viele haben kritisiert, dass wir im Vergleich zu anderen zu teuer finanzieren würden. Aber für uns war der Zinsanstieg ein relevantes Risiko. Dagegen wollten wir uns absichern.“ Man sei in die Insolvenz gegangen, weil wesentliche Kreditgeber und Investoren keine frische Liquidität lieferten, sagt Pirolt im Gespräch mit dem Manager Magazin.
Auch das komplizierte Konstrukt der Signa Holding, mit den etwa 1.000 Gesellschaften stand zuletzt in der Kritik. Dagegen wehrt sich Manuel Pirolt im Handelsblatt-Interview. „Es ist weder intransparent noch ist etwas versteckt, es ist lediglich sehr umfangreich. Eine ähnliche Struktur können Sie auch bei anderen Immobilienfirmen vorfinden.“
Kritik an Signa Holding: Intransparent und unübersichtlich
Dass Investoren diese Struktur jetzt kritisieren, sieht Pirolt eher gelassen. „Was heute als Intransparenz gescholten wird, wurde lange bejubelt, weil es effizient war. Aber dass sich so viele mit dem Wind gedreht haben, überrascht mich nicht. Es liegt in der Natur der Sache, wenn Leute Geld verlieren.“ Alle Investoren hätten monatelange Buchprüfungen durchgeführt, bevor sie ihr Investment absegneten, ergänzt Pirolt. „Die hätten nie dreistellige Millionenbeträge investiert, wenn sie das Gefühl gehabt hätten, sie hätten die Struktur nicht verstanden.“
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Im Verlauf der Signa-Insolvenz stellten die Insolvenzverwalter fest, dass sie keine Vorstandsprotokolle finden konnten. Wie Entscheidung getroffen wurden, sei so kaum nachvollziehbar. Finanzvorstand Pirolt gibt auch zu diesem Punkt interessante Details bekannt. Wie die Signa Holding sei auch der Vorstand auf mehreren Standorten aufgeteilt gewesen, sagt er im Interview mit dem Handelsblatt. „Wir haben als Vorstand jeden Tag telefoniert, haben uns intensiv abgestimmt. Alles, was wir entschieden haben, ist durch den Aufsichtsrat genehmigt worden. Es gibt detaillierte Protokolle und Unterlagen zu dessen Sitzungen. Über Vorstandsprotokolle habe ich nie nachgedacht – bis plötzlich dieser Vorwurf im Raum stand.“
Die Signa Holding des österreichischen Immobilienunternehmers René Benko hatte Ende November 2023 Insolvenz angemeldet. Hohe Baukosten, steigende Kreditzinsen und hausgemachte Probleme hatten den Handels- und Immobilienkonzern in Schieflage gebracht.