Welche KI-Kompetenzen Sie 2025 unbedingt brauchen – und wer dafür zahlen muss

Seit 2. Februar 2025 gilt: Arbeitgeber müssen für alle Beschäftigten, die mit KI arbeiten, Schulungs- und Kompetenznachweise erbringen. Fehlen diese, drohen im Schadensfall Haftungsrisiken für das Unternehmen und Führungskräfte – von Ordnungswidrigkeiten bis zu Schadenersatzforderungen.

Daher ist die Schulung in dem Fall keine Kür mehr, sondern eine zentrale Vorschrift im AI Act (Artikel 4). Ein einmaliges Seminar reicht dabei nicht aus – es wird ein regelmäßiges, aufgabenspezifisch angepasstes Qualifizierungsprogramm verlangt. Beispielsweise das Fraunhofer Institut, TÜV-Akademien, die IHK und zertifizierte KI-Trainings bieten professionelle  KI-Schulungen an, damit Sie tiefer einsteigen oder rechtssichere Zertifikate anstreben können.

Wer ausschließlich privat KI nutzt, ist nicht zur Schulung gezwungen, doch die Risiken, beispielsweise beim Teilen von KI-Inhalten im Netz, steigen: Im Zweifel haften Sie bei Rechtsverstößen persönlich, zu denen Urheberrechtsverletzungen oder Diskriminierung gehören.

Prof. Dr. Gerald Lembke ist Betriebswirt, Medienwissenschaftler und KI-Experte. Als Professor, Autor und Berater begleitet er Unternehmen in digitaler Transformation und gilt als gefragter Vordenker und Referent. Er ist Teil unseres Experts Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.

So erwerben Sie privat KI-Kompetenzen

Wenn Sie beruflich nicht mit KI-Systemen abeiten, können Sie viele Grundkompetenzen selbstständig und kostenlos erwerben:

  1. Nutzen Sie kostenfreie Online-Plattformen wie den KI-Campus oder der KI-Toolparty. Hier finden Sie verständliche Einsteigerkurse, Tutorials und Praxis-Module, speziell für Alltagsanwender.
  2. Öffentliche Bibliotheken und Verbraucherzentralen bieten Orientierungskurse und manchmal sogar Sprechstunden rund um digitale Themen.

Diese Förderungen für private Schulungen gibt es

  1. Für Berufstätige: Die Bundesagentur für Arbeit fördert KI-Weiterbildung im Rahmen von Qualifizierungschancen und Teilqualifizierungen. Wichtig: Die Förderung gilt meist, wenn Sie die neuen Fertigkeiten im Job brauchen.
  2. Für Selbstständige: Kompass-Förderung deckt bis zu 90% der Kosten einer zertifizierten KI-Fortbildung, etwa für Automatisierungs- und Marketing-Kurse – Details finden Sie auf den Seiten der KfW oder der jeweiligen Anbieter.
  3. Berufliche Umorientierung: Hier greifen bundesweite Programme etwa für Quereinsteiger in IT und Datenberufe. Berechtigt sind hier vor allem Beschäftigte in Branchen, die vom Wandel betroffen sind.

Kosten: Was müssen Sie investieren?

  1. Einfache Online-Schulungen: Schon ab 0–300€ (teils kostenlos über KI-Campus oder die IHK Köln).
  2. Zertifizierte Grundlagenschulung: 150–700€ (z.B. 3-stündige Grundlagenschulung, inklusive Teilnahmebestätigung).
  3. Spezialisierte Kurse für Fach- oder Führungskräfte: 1.500–5.000€ pro Person. Ein-Tages-Inhouse-Schulungen liegen um die 2.000–5.000€.

Tipp: Prüfen Sie Förderprogramme! Viele Bundesländer und Arbeitsagenturen übernehmen bis zu 100% der Weiterbildungs- und Lohnausfallkosten.

Diese Themen sollte das KI-Seminar abdecken

  1. Grundlegendes Verständnis von KI und Maschinellem Lernen (Wie funktionieren KI-Systeme? Wo liegen Risiken, Chancen und Grenzen?).
  2. Praktische Anwendung im Alltag: zum Beispiel Chatbots, Übersetzungstools, KI-basierte Text-, Bild- oder E-Mail-Erstellung.
  3. Richtige Prompting-Technik (Wie formuliere ich sinnvolle Anfragen für KI – das sogenannte „Prompt Design“).
  4. Erkennen von Chancen und Risiken (Halluzinationen, Diskriminierung, Datenschutz/Urheberrecht, Fake News).
  5. Ethische und rechtliche Rahmenbedingungen (verantwortungsvoller Umgang, Transparenzpflicht, Fairness).

Welche Kompetenzen brauchen Sie in den nächsten 12 Monaten besonders dringend?

  1. Fähigkeit, KI sicher im Alltag einzusetzen – beispielsweise im Job, bei E-Mails oder in Social Media.
  2. Kritisches Hinterfragen und Einordnen von KI-Resultaten (z.B. Kontrolle, Reflexion).
  3. Datenschutz und ethische Sensibilität rund um KI.
  4. Sicheres Prompten und KI-kompatible Kommunikation.
  5. Erste Erfahrungen mit KI-gestützten Tools im eigenen Berufsfeld (Marketing, Verwaltung, Gesundheit, Handwerk).

Gerade diese Basiskompetenzen entscheiden darüber, ob Sie von KI profitieren oder von ihr verdrängt werden.

Werden Sie KI souverän vor "allen anderen"

Sie können, dürfen und sollten selbst aktiv werden. Nutzen Sie frei verfügbare Ressourcen für die ersten Schritte, lassen Sie sich von Ihrem Arbeitgeber unterstützen und fordern Sie Ihr Recht auf Förderung ein. Entscheidend ist, dass Sie nicht erst warten, bis “alle anderen” KI souverän nutzen. Wer heute investiert – Zeit und etwas Geld –, ist morgen vorne dabei und schützt sich zudem rechtlich wie beruflich vor Nachteilen.

Ihr persönlicher Aktionsplan:

  1. Wählen Sie ein aktuelles Online-Angebot und probieren Sie es aus – am besten noch heute!
  2. Sprechen Sie Ihren Arbeitgeber auf geförderte Weiterbildungen oder Pflichtschulungen an.
  3. Bleiben Sie neugierig und reflektiert: KI-Kompetenz wächst durch Übung und Austausch – nicht durch Theorie alleine.