Putin gibt Kiew-Pläne nicht auf: Duma-Vertreter will Hauptstadt einnehmen und „Drohnen-Chaos“ beenden
Ukrainische Drohnen-Attacken erreichen Ziele im tiefen russischen Binnenland. In Moskau sieht man nur einen Weg, um die Angriffe zu unterbinden.
Jelabuga/Nischnekamsk - Die ukrainische Armee setzt im Ukraine-Krieg immer häufiger erfolgreiche Nadelstiche auf russischem Areal. Kürzlich gelangten Drohnen des durch das Putin-Regime seit Februar 2022 geplagten Landes bis tief hinein in die Gefilde Russlands. Im Kreml spielt man die Vorfälle klein, ist aber dennoch bestrebt, die Drohnen-Verwüstungen durch die Ukraine einzudämmen.
Tatarstan | |
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Bevölkerung: | 3,9 Millionen (Stand: 2017) |
Hauptstadt: | Kasan |
Status: | Autonome Republik Russlands |
Nach Angriffen auf Tatarstan im Ukraine-Krieg: Duma-Vertreter will Kiew einnehmen
Wie das kroatische Online-Portal index.hr berichtet und auch Videoaufzeichnungen auf der Social-Media-Plattform X nahelegen, seien am 2. April 2024 erstmals ukrainische Kampfdrohnen auf Unternehmensgelände in den Städten Jelabuga und Nischnekamsk eingeschlagen. Beide liegen in der russischen Teilrepublik Tatarstan, rund 1200 Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt.
Der Pressesprecher der Teilrepublik, Rustam Minichanow, wird mit beschwichtigenden Worten zitiert: „Es gibt keine schwerwiegenden Zerstörungen, der technologische Prozess des Unternehmens wurde nicht gestört. Leider gibt es in Jelabuga Gebäude, die durch die Zerstörung beschädigt wurden. Es wird jede notwendige Hilfe geleistet.“ Ferner sei es wichtig, „Ruhe zu bewahren und nicht der Panik nachzugeben, die die Verantwortlichen für dieses Verbrechen gezielt zu säen versuchen“.
Russische Drohnenfabrik als Ziel der Ukraine im Krieg?
Gemäß Minichanow seien bei den ukrainischen Drohnenattacken sieben Menschen verletzt worden, zudem die Fensterscheiben eines Studentenwohnheims zersplittert. Wie hingegen noelreports.com berichtet, sei bei den jüngsten Angriffen der Ukraine auch eine Ölraffinerie getroffen worden.
Was die besagte Region Tatarstan für die Distanzschläge der Selenskyj-Regierung besonders interessant machen dürfte und von russischen Offiziellen nicht weiter erwähnt wird: Bei Jelabuga produziert Moskau seit rund einem Jahr Kampfdrohnen des Typs HESA Shahed 136. Diese ursprünglich im Iran entwickelte Waffe ist in Russland auch unter der Bezeichnung Geran-2 geläufig. In Nischnekamsk hingegen, so das belarussisch-polnische Exil-Netzwerk Nexta, gebe es einen bedeutsamen petrochemischen Industriekomplex.
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Duma-Mitglied Kartapolow: Ukraine betreibe „abscheuliche terroristische Machenschaften“
Derweil machen sich in der Staatsduma der Russischen Föderation – in Anbetracht der ukrainischen Angriffe auf russischem Territorium – immer mehr Wutreden und propagandistische Appelle bei manchen Abgeordneten breit. So kommentierte, schreibt die Kreml-nahe Nachrichtenwebsite Life.ru, der russische Generaloberst und Duma-Mitglied Andrej Kartapolow die jüngsten Einschläge in Tatarstan mit der Einschätzung, man könne die Attacken der Ukraine lediglich durch die Einnahme Kiews vollends unterbinden.
„Wenn wir Kiew einnehmen, wird das Chaos mit den Drohnen ein Ende haben. Vorerst werden wir diese abscheulichen terroristischen Machenschaften in unseren täglichen Aktivitäten weiter abwehren“, erklärte Kartapolow im typisch russischen Kriegsjargon, der die Opferstellung der Ukraine im anhaltenden Konflikt vollends ausblendet.

Russland leugnet militärische Einrichtungen in Jelabuga
Kurios und perfide: Der 1963 in Weimar geborene Andrej Kartapolow, der seit 2018 als Stellvertreter von Russlands Verteidigungsminister Sergei Schoigu fungiert, sieht in der Ukraine einen „abscheulichen Feind“, der „heimlich zuschlägt“, zitiert Life.ru, statt traditionelle Methoden der Kriegsführung anzuwenden.
Dabei leugnete der Militär-Funktionär, dass es in Jelabuga überhaupt militärische Einrichtungen gebe, vielmehr sei es Ziel der Ukraine, Zivilisten unter Beschuss zu nehmen. Wiederholt deklariert er die Angreifer aus der Ukraine als „Terroristen“, mit denen man aber umzugehen wisse. Indes stellte die Ukraine erst kürzlich wieder Innovationen bei der fortschreitenden Entwicklung seiner Drohnen-Technologie vor. (chnnn)