Attentat auf Weihnachtsmarkt - Das große Behörden-Versagen im Fall Magdeburg
Die Todesfahrt von Taleb A. in Magdeburg hat fünf Menschen das Leben gekostet, 41 Menschen sind schwer- oder schwerstverletzt. Zur Tat und den Hintergründen des Täters kommen nun immer mehr Details ans Tageslicht. Der Attentäter selbst warnte und drohte im Internet – direkt unter einen Beitrag von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Und auch die Polizei und Stadtverwaltung rücken nun ins Visier der Ermittler.
Das Kriminalistischen Institut Jena e.V. hat laut einem Bericht der „ Bild “ Strafanzeige bei der Generalstaatsanwaltschaft in Naumburg (Sachsen-Anhalt) eingereicht. Den betroffenen Behörden wird vorgeworfen, in fünf Fällen Beihilfe zum Mord sowie in mindestens 200 weiteren Fällen Beihilfe zur Körperverletzung geleistet zu haben.
Attentat in Magdeburg: „Beihilfe zu einer Straftat durch Unterlassung“
Das Institut ist der Auffassung, dass durch Maßnahmen wie Absperrungen, abgestellte Fahrzeuge oder Schranken die Amokfahrt hätte verhindert werden können. Das Versäumnis, solche Maßnahmen zu ergreifen, stelle nach Ansicht des Instituts eine „Beihilfe zu einer Straftat durch Unterlassung“ dar.
Der Todesfahrer Taleb A. nutzte bei seiner Tat die Rettungswege, um mit einem Fahrzeug auf den Weihnachtsmarkt zu gelangen. Diese Möglichkeit hätte ihm durch entsprechende Sicherheitsvorkehrungen genommen werden müssen, heißt es weiter.
Medienberichten zufolge wäre es wohl nie zur Amokfahrt gekommen, hätte an der Stelle ein Polizeifahrzeug gestanden. Am Abend der Tat, sowie möglicherweise sogar an den Tagen zuvor, war an dieser Stelle jedoch kein Polizeifahrzeug positioniert.
Fünf-Meter-Lücke hätte es nicht geben dürfen
Der Strafverteidiger Adam Ahmed sagte dazu zu „Bild“: „Soweit die Tatsache stimmt, dass die Zufahrt durch ein Polizeifahrzeug hätte geschützt werden sollen, dies jedoch nicht geschah, belegt dies ohne Weiteres, dass von der Polizei selbst die Notwendigkeit einer präventiven Schutzmaßnahme gesehen wurde. Zugleich belegt es auch ein massives Versäumnis.“
Mit einem BMW X3 ypassierte der Täter die besagte Fünf-Meter-Lücke, um auf das Gelände zu gelangen. Nach Informationen der „ Bild “ sollte eigentlich ein Polizei-Bulli als mobile Sperre gegen mögliche Auto-Attacken quergestellt werden.
Ahmed fordert deshalb gegenüber „Bild“, dass die Staatsanwaltschaft unverzüglich Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung einleitet. Er sieht wegen der Sicherheitslücke an der Absperrung die Verantwortung insbesondere beim Einsatzleiter der Polizei.
Warum stand das Polizeifahrzeug nicht an vorgesehener Stelle?
Warum das Polizei-Fahrzeug, das die Todesfahrt hätte verhindern können, nicht an jener Stelle stand, ist noch unklar. Wie die „Bild“ berichtet, wich Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) bei der Sondersitzung des Ältestenrats im Landtag am Montag wiederholt den Fragen der Abgeordneten zur mobilen Sperre aus.
Im vertraulichen Teil der Sitzung habe sie dem Bericht zufolge schließlich eingeräumt, dass ein Polizeifahrzeug, ein Mercedes Sprinter, tatsächlich nicht an der vorgesehenen Stelle positioniert war. Stattdessen stand es rund 30 Meter entfernt in einer Parkbucht für Taxis. Warum er dort stand, ist weiterhin unklar und nun von den Ermittlern zu klären.
Laut „Bild“-Informationen aus Teilnehmerkreisen, sah das Sicherheitskonzept insgesamt vier mobile Sperren vor. Ursprünglich sei geplant gewesen, Stahlketten zwischen Betonblöcken zu spannen, die im Notfall für Rettungsfahrzeuge geöffnet werden könnten. An der Stelle, die der Täter für seine Tat ausnutzte, sei dies jedoch technisch nicht umsetzbar gewesen. Stattdessen sollten Polizeifahrzeuge mit laufendem Motor die Zufahrten absichern.
Attentäter drohte offen im Internet – unter X-Beitrag von Faeser
Die Frage, ob die Tat von Taleb A. hätte verhindert werden können, wirft auch ein Blick in die sozialen Medien auf. Bereits im Mai dieses Jahres hatte A. unter einem X-Beitrag von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) Drohungen ausgesprochen .