Großes Unglück droht: Warum manche Menschen zwischen den Feiertagen keine Wäsche waschen
Ein alter Brauch in Deutschland warnt davor, zwischen Weihnachten und Anfang Januar Wäsche aufzuhängen. Der Grund ist dahinter ist makaber.
München - Viele Menschen machen sich rund um die Weihnachtsfeiertage gerne schick. Ein spezielles Outfit für den Restaurantbesuch mit der Familie, vielleicht ein neuer Pullover an Heiligabend und vielleicht ein schönes Kleid für die Neujahr-Party – schon häuft sich der Wäschestapel zuhause. Dabei könnte es klug sein, sich genau zu überlegen, ob die Kleidung wirklich dringend gewaschen werden muss.
Verfluchte Wäsche? Warum abergläubische Menschen das Waschen zwischen den Feiertagen vermeiden
Der Grund dafür liegt in einem Aberglauben, der tief in der deutschen Geschichte verwurzelt ist. So tief, dass er tatsächlich nichts mehr mit dem Christentum zu tun hat, sondern schon vor der Geburt Christi entstand: die Rauhnächte. Sie starten in den meisten Gebieten nach den Weihnachtsfeiertagen am 26. Dezember und dauern etwa 12 Tage, bis sie um den 6. Januar (Heilige Drei Könige) enden. Während dieser Zeit glauben Menschen bis heute, dass die „Trennwand“ zwischen den Lebenden und den Toten besonders dünn ist, und handeln daher im Alltag mit besonderer Vorsicht.
„Die Menschen kamen auf die Idee, dass diese Zeit eine Nahtstelle sei. Die jenseitige Welt hat Zugang in unserer Welt und das Böse versucht Menschen zu fangen und in die Hölle abzuschleppen“, sagte der Brauchtumsforscher Manfred Becker-Huberti im Gespräch mit dem MDR.

Aus Angst vor bösen Überraschungen während den Rauhnächten gibt es verschiedene Rituale, um die Geister nicht zu verärgern und gut ins neue Jahr zu starten. Eines davon ist, die Wäsche während der Rauhnächte nicht aufzuhängen. Die Annahme: Wenn die Geister und Verstorbenen in der Welt der Lebenden umherstreifen, könnten sie sich in den Kleidungsstücken verfangen!
Alltags-Rituale während den Rauhnächten: Wer abergläubisch ist, sollte auf keinen Fall weiße Laken aufhängen
Wenn man in der Geschichte zurückblickt, ergibt diese Vorstellung noch einmal mehr Sinn: Die Rauhnächte werden als die dunkelsten und längsten Nächte des Jahres angesehen. In einer Zeit ohne Trockner oder Keller flatterte die Wäsche damals gespenstisch in der Kälte und Dunkelheit. Man glaubte, dass die umherwandernden Geister in der trocknenden Wäsche stecken bleiben und Unheil ins Haus bringen können, da der Geist nicht mehr in seine Welt zurückkehren könnte.
Besonders gruselig ist der Glaube rund um weiße Bettlaken: Wenn sich ein Geist darin verfängt, könnte es laut dem Brauch im nächsten Jahr ein Leichentuch in der Familie darstellen.
Woher stammen die Rauhnächte?
Der genaue Ursprung der Rauhnächte ist nicht eindeutig zuordenbar. Historiker halten es laut Informationen von National Geographic für wahrscheinlich, dass der Wechsel vom Mond- auf das Sonnenjahr für die Entstehung verantwortlich sein könnte. Der Kalenderwechsel, der während der Herrschaft von Julius Caesar (100 - 44 v. Chr.) veranlasst wurde, hatte zur Folge, dass das neue Jahr um elf Tage und zwölf Nächte länger wurde. Für Menschen, die zuvor nach dem alten Kalender gelebt hatten, gab es plötzlich also zusätzliche „tote Tage“ im Jahr. Eine zweite Theorie ist laut dem Magazin, dass die Rauhnächte aus der germanischen Zeitrechnung und „den dort eingeschobenen Schaltmonaten von 11 Tagen Länge“ entstanden sind.
Nicht nur Wäsche waschen ist während den Rauhnächten verboten
Um die Geister nicht zu verärgern, gab es laut Becker-Huberti weitere Maßnahmen. Nach Einbruch der Dunkelheit durften zum Beispiel Frauen und Kinder nicht mehr vor die Tür treten. Zudem mussten zentrale Räume im Haus, wie der Wohnbereich oder die Küche, aufgeräumt und ordentlich sein.
Da Aberglaube oft tief in Tradition und Geschichte verankert ist, halten sich einige Menschen auch heute noch an die vielen Rituale während der Rauhnächte. Wer also auf der sicheren Seite sein will, sollte einen Trockner verwenden oder die Wäsche erst wieder ab dem 6. Januar waschen. Selbst für diejenigen, die nicht abergläubisch sind, bietet die Geschichte zumindest die perfekte Ausrede, um die Wäsche aufzuschieben.
Wenn das Waschen wieder erlaubt ist, sollten Handtücher oder Klamotten nach der Reinigung eigentlich gut duften. Leider ist das nicht immer der Fall. Wir erklären mögliche Ursachen für unangenehme Gerüche nach dem Wäsche waschen. (nz)