Eindringliche Worte - Schwimm-Star ätzt gegen Wasserqualität bei Olympia: „Kadaver und Ratten“
- Im Video oben: Welche Medaillen können heute gewonnen werden
Vom ersten Olympia-Tag an inszeniert sich Paris als märchenhafter Ausrichter für die Sommerspiele: Ikonische Kulissen, traumhafte Wettkampfstätten und imposante Bilder förderte die erste Woche in Frankreich bereits zutage. Doch auch die Stadt der Liebe bietet Schattenseiten.
Besonders deutlich wird das all jenen Athletinnen und Athleten, die ihre Wettkämpfe in der Seine austragen. Der Triathlon musste bereits um einen Tag verschoben worden, am Ende gingen die Wettkämpfe bei gerade noch akzeptablen und dennoch vielfach kritisierten Bedingungen über die Bühne. Und noch immer geht der bange Blick in Richtung des berühmten Stroms im Herzen der französischen Hauptstadt.
Spanischer Schwimm-Star ätzt gegen Wasserqualität bei Olympia: „Kadaver und Ratten“
Mit dem Mixed-Triathlon (5. August) und den Freiwasser-Entscheidungen im Schwimmen stehen noch drei Wettkämpfe in der Seine auf dem Programm. Am 8. August (Damen) und dem 9. August (Herren) geht es beim Marathonschwimmen über zehn Kilometer jeweils um Gold.
Der Blick auf die Triathlon-Erfahrungen dämpfte allerdings die Vorfreude der Spezialistinnen und Spezialisten. Die Ausdauer-Asse berichteten von ungewohnt starker Strömung und viel Gedränge im Wasser, dessen Keimbelastung am Tag der Wettkämpfe nur knapp unterhalb des Grenzwerts gelegen hatte. Am Samstag fiel das Triathlon-Training wegen des zu dreckigen Wassers zudem wieder aus.
Stellvertretend für die Schwimm-Stars meldete sich bereits zuvor die Spanierin Ángela Martínez (20) mit einem kurzen TikTok-Video, in dem sie am Freitag ihre Gefühlslage eindrucksvoll beschrieb.
In dem 15 Sekunden langen Clip tänzelt Martínez beschwingt vor der Kamera hin und her, bekreuzigt sich abschließend. Der dazugehörige Text im Video: „Wie ich mich selbst überzeuge, dass ich nächste Woche 10 Kilometer in der stark kontaminierten Seine schwimmen muss, wo es Kadaver und Ratten gibt.“
Die für 1,4 Milliarden Euro aufwendig in Schuss gebrachte Wettkampfstätte als eine bessere Kloake? Martínez traf mit ihrer bewusst zugespitzten Einschätzung durchaus einen Nerv. Schon nach einem Tag sahen über 8 Millionen Menschen ihr Video, ließen weit über eine Million Likes und Tausende Kommentare da.
Immer wieder wiesen Userinnen und User Martínez darauf hin, vor ihrem Start bloß nicht einen der neusten Horrorfilme im Programm des Streaming-Anbieters Netflix anzuschauen.
Schließlich handelt der erst im Juni 2024 veröffentlichte Film „Im Wasser der Seine“ von einem Hai, der die Austragung der olympischen Triathlon-Wettbewerbe in Paris entscheidend stört.
Binnen eines Monats sollen bereits 85 Millionen Menschen den französischen Film gestreamt haben, machten die Produktion damit zum Überraschungs-Erfolg. Einen Vorteil hätte der Film für Martínez aber womöglich doch: Im Vergleich zum Angriff eines blutrünstigen Hais sind die von ihr beklagten Bedingungen plötzlich schon gar nicht mehr so dramatisch.
Von Béla Csányi (bc)