Verbandelt für einen Tag: 105 Paare ließen sich beim Betteltanz verkuppeln

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Schluss mit der Geheimniskrämerei: Die Raistinger Ruatenbuam präsentierten ihre Ruatenmadln. © Dieter Roettig

Heimatverbundenheit, Traditionsbewusstsein und das Lebensgefühl von heute spiegeln sich beim Raistinger „Betteltanz“ wider. 105 hübsche Madln und entsprechend viele Buam ließen sich an Kirchweihmontag verkuppeln.

Raisting – Die jungen Damen im Oberland brauchen keine Datingbörsen. Und die jungen Burschen müssen sich nicht in TV-Shows zum Affen machen. Sie können viel einfacher und geselliger Kontakte knüpfen beim urigen „Betteltanz“, seit fünf Generationen am Kirchweihmontag der Herbst-Höhepunkt in der ganzen Region. In Raisting ist das sogar ein inoffizieller halber Feiertag. Die Geschäfte bleiben ab Mittag geschlossen, damit man die Dirndlparade vom Treffpunkt „Gasthof Drexl“ zum „Gasthof Zur Post“ miterleben und beklatschen kann. Hier warten die Lederhosen-Kavaliere gespannt darauf, wer von den jungen Damen ihnen zugeteilt wird.

Organisiert wird die Kuppelgaudi vom Burschenverein Raisting mit seinem rührigen Vorsitzenden Markus Langner, der 2019 selbst ein Ruatenbua war. Damals waren es übrigens auch exakt 105 Paare, die für einen langen Nachmittag verkuppelt wurden. Damit das klappt, müssen sich die beiden Ruatenbuam die Ohren heiß telefonieren und eine Menge Kilometer zurücklegen. Im Ort und weit über die Gemeinde- und Landkreisgrenzen hinaus „betteln“ sie für die Teilnahme bei der traditionellen Kontaktbörse. Diese Aufgabe hatten heuer der Student Elias Burger und der Zimmermann Tobias Michel, beide 21 Jahre alt und echte „Roaschtinger“.

105 Paare ließen sich beim Betteltanz verkuppeln

Treffpunkt der jungen Damen war wie immer der Gasthof Drexl, wo ein fröhliches „Warmtrinken“ zu den Klängen der Oberhauser Musikanten schon für ausgelassene Stimmung sorgte. Abgeholt wurden die Madln von den beiden Ruatenbuam mit ihren Insignien „Ruate“ (Rute), Rosenstrauß und Weinkrug. Unter viel Beifall pickten sie vorher ihre heimlich ausgewählten „Ruatenmadln“ heraus: Tourismuskauffrau Pia Wendler (22) und Kunststudentin Helena Schermer (20). Beide natürlich aus Raisting, wie es die Tradition vorschreibt.

Beim Marsch durch die Gemeinde zeigte sich die Magie der Dirndlmode, die aus jedem Madl eine Alpenprinzessin macht. Das Traditionsgewand bezauberte die vielen Zuschauer am Straßenrand. Die warme Herbstsonne ließ auf Jacken und Mäntel verzichten, sodass die Vielfalt der Dirndl sichtbar wurde.

Tanzfläche war im Nu voll

Im Saal der Post warteten die Kavaliere gespannt darauf, welche der jungen Damen ihnen zugeteilt wird. Es gab viel Gelächter, aber auch verlegene rote Gesichter, als die Ausgewählten persönlich von den Ruatenpaaren an die Tische geleitet wurden. Sei‘s drum! Nach ein paar Schoppen Wein war das Eis gebrochen und die „Paare für ein paar gesellige Stunden“ tauten auf. Die Tanzfläche war im Nu voll, nachdem die Ruatenpaare mit dem Betteltanz den geselligen Teil eröffnet hatten. Die Zeche der Burschen mussten am Nachmittag inklusive dem Abendessen traditionsgemäß die Damen bezahlen. Später revanchierten sich die Herren und übernahmen die Rechnung für die Getränke.

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Am Abend wurde die geschlossene Veranstaltung frei gegeben für alle Raistinger, darunter auch viele Kuppelkandidatinnen und -kandidaten aus den vergangenen Jahren und natürlich auch stolze Eltern der aktuellen Teilnehmer. Darunter Johanna Tafertshofer (26) aus Uffing bei Murnau und Georg Simburger (24) aus Dettenhofen/Landsberg. Der Landwirt und die Industriemechanikerin haben sich beim Betteltanz im letzten Jahr kennen- und liebengelernt und sind seitdem ein Paar.

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