WDR testet Trauben von Edeka, Aldi und Co.: Kunden müssen aufpassen – Warnung vor „Cocktail-Effekt“
Ein WDR-Test untersucht Weintrauben von Discountern und Supermärkten auf Pestizidbelastung. Die Ergebnisse könnten Verbraucher beunruhigen.
München – Weintrauben, ob grün oder eine andere Farbe, füllen aktuell die Obstregale von Supermärkten und Discountern wie Aldi, Lidl, Rewe und anderen. Das Verbrauchermagazin „Markt“ des WDR hat sich die Früchte genauer angesehen. Denn viele Verbraucher fragen sich: Ist es ausreichend, die Weintrauben nur grob mit Wasser abzuwaschen und können die Trauben der Lebensmittelhändler bedenkenlos gegessen werden?
WDR-Test von Weintrauben: „Trauben empfindlich für Pilzerkrankungen und Schädlinge“
Um diese Frage zu klären, hat sich die Verbrauchersendung die Expertise von Katrin Böttner eingeholt, einer Spezialistin für Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale NRW. Sie erläutert, dass „Trauben empfindlich für Pilzerkrankungen und Schädlinge“ sind.
Dies führt insbesondere im konventionellen Anbau dazu, dass die Früchte mit Pestiziden behandelt werden. Um diese Behauptung zu überprüfen, hat „Markt“ helle Trauben von Lidl, Aldi, Edeka und Rewe getestet, die zwischen 2,98 Euro und 6,99 Euro pro Kilo kosteten und aus Italien und Spanien stammten.
Die getesteten Trauben im Überblick:
Trauben bei Discounter/Supermarkt | Preis in Euro pro Kilo |
---|---|
Lidl | 2,98 |
Aldi | 2,98 |
Edeka | 2,99 |
Rewe | 6,99 |
WDR testet Trauben: In allen vier Proben Pestizide gefunden
Die Weintrauben aus den Supermärkten und Discountern wurden dann von Lebensmittelanalytiker Gary Zörner in einem Prüflabor in Delmenhorst genauer untersucht. Er bestätigte die Aussage der Verbraucherschützerin und stellte fest, dass konventionelles Obst, insbesondere Weintrauben, grundsätzlich mit Pestiziden belastet sind – oft sogar mit mehreren Pestiziden gleichzeitig. Zörner untersuchte die Trauben auf insgesamt 600 Pflanzenschutzmittel. Wie gefährlich Pestizid-Rückstände für den Menschen sein können, zeigt ein Rückruf von Trauben bei Rewe.
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Die Laboranalyse ergab, dass in allen vier Proben Pestizide in den Trauben gefunden wurden. Bei den Früchten von Edeka und Lidl wurden sogar vier Pestizide laut Laboruntersuchung nachgewiesen. Allerdings lag laut Bericht jedes einzelne nachgewiesene Pestizid unter dem gesetzlichen Grenzwert.
Supermarkt/Discounter | Anzahl gefundener Pestzide |
Rewe | 2 |
Aldi | 2 |
Edeka | 4 |
Lidl | 4 |
Experte warnt im WDR-Test vor „Cocktail-Effekt“ bei Trauben
Aber ist dieses Ergebnis wirklich ein Grund zur Sorge? Oder können Konsumenten weiterhin bedenkenlos Trauben aus dem Supermarkt und Discounter konsumieren? Immerhin isst jeder Deutsche pro Jahr rund fünf Kilogramm dieser süßen Früchte. Die meisten davon kommen aus Italien, Spanien, Griechenland, aber auch Südafrika und Chile liefern Weintrauben nach Deutschland.

Zörner warnt vor dem „Cocktail-Effekt“. Dieser entsteht, wenn zwei, drei oder vier Pestizide in einem Produkt zusammenkommen. Die Wechselwirkungen verschiedener Pestizide erhöhen so die Giftigkeit um das 100-fache, so der Laborleiter. Übrigens besteht der Verdacht der Wechselwirkungen mehrerer Pestizide laut „Markt“ schon seit vielen Jahren. Die Verbrauchersendung hat daraufhin die Einzelhandelsketten mit den Laborergebnissen konfrontiert. Doch diese betonten, dass ihre Produkte sicher sind. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat bereits früher auf die Gefahr von Pestiziden in Obst und Gemüse hingewiesen („Pestizide am Limit“). Denn in der EU gelten strenge Richtlinien und Höchstwerte für Pestizid-Rückstände, die nicht überschritten werden dürfen.
Trauben im WDR-Test: Saisonales und regionales Obst bevorzugen
Seit 1950 haben chemisch-synthetische Pestizide zu einer Intensivierung der Landwirtschaft und mindestens einer Verdoppelung der Ernteerträge im konventionellen Anbau geführt, berichtet der NABU. Doch die Risiken der Spritzgifte für Mensch und Umwelt bestehen weiterhin. Auch die Landwirte sind in einer schwierigen Lage. Sie befürchten Ernteausfälle, wenn nicht nur konventionelle, sondern auch Bio-Pflanzenschutzmittel verboten werden sollten. Kürzlich deckte ein WDR-Test auf, dass auch Sprudelwasser mit Pestiziden belastet ist.
Die Verbraucherzentrale Niedersachsen empfiehlt, vor allem saisonales und regionales Obst und Gemüse zu bevorzugen – am besten aus ökologischem Anbau. Diese sind weitgehend rückstandsfrei. Es gibt auch ein QS-Prüfzeichen, das für geprüfte Qualitätssicherung bei frischen Lebensmitteln steht. Darüber hinaus rät der Verbraucherschutz, Obst immer unter fließendem Wasser zu waschen und mit einem Tuch abzuwischen. (sthe)