Nach Musk und Zuckerberg – Das ist Trumps nächster Tech-Vertraute

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Donald Trumps Regierung zieht schwerreiche Tech-Unternehmer an. Manche stehen wie Tesla-Chef Elon Musk im Fordergrund – andere bleiben dagegen bedeckt.

Washington, D. C. – Die Tech-Szene aus dem Silicon Valley liegt Donald Trump zu Füßen. Spätestens seit Bekanntwerden des mittlerweile freundschaftlichen Verhältnisses zwischen dem kommenden US-Präsidenten und Tesla-Chef Elon Musk buhlen auch andere Multimilliardäre um die Gunst des Republikaners. Zuletzt lenkte Meta-Chef Mark Zuckerberg auf die Trump-Linie ein und kündigte das Ende der Faktenchecks auf den US-Seiten für Facebook und Instagram an – für ein Stärken der „Meinungsfreiheit“ natürlich.

Doch neben den lauten Unterstützern Trumps finden sich auch solche Personen aus dem Technologie-Universum der Vereinigten Staaten, die lieber im Hintergrund bleiben. Dafür scheint deren Einfluss beinahe größer als der von engen Vertrauten wie Musk.

Marc Andreessen – Tech-Investor und Strippenzieher im Trump-Kabinett

Einen der wichtigsten Einflussnehmer hat die Washington Post in einem Artikel offengelegt: den Tech-Milliardär und Investor Marc Andreessen. Andreessen ist der Entwickler von Mosaic, einem der ersten international verbreiteten Internetbrowser. Zudem ist er Mitbegründer des Wagniskapital-Unternehmens Andreessen Horowitz, das unter anderem in Plattformen wie Airbnb, Facebook, Instagram oder X, den Kurznachrichtendienst, den Trumps Kumpel Musk im Jahr 2022 gekauft hat, investierte.

Wie es die Post beschreibt, sieht Andreessen in Trump vor allem das Potenzial, die Tech-Branche in den USA gegen den größten Konkurrenten China voranzubringen. Und so liegt es nahe, dass der Multimilliardär sich einen festen Platz an der Seite des nächsten US-Präsidenten sichert.

Einer der wichtigsten Akteure in Trumps neuer Regierung: Tech-Milliardär und Investor Marc Andreessen (l.). © Brandon Bell/Faye s Vision Cover Images/dpa/IMAGO (Montage)

Doch statt Trump in der Öffentlichkeit zu unterstützen, wie es andere Tech-Unternehmer tun, agiert Andreessen vor allem im Hintergrund. So schreibt die Post, dass er Personen für die Regierung Trumps angeworben und interviewt hat. Das sollen mehrere anonyme Quellen aus dem Umfeld Andreessens der Zeitung berichtet haben. Die dabei getroffenen Personalentscheidungen seien über die Bereiche Technik und Wirtschaft hinausgegangen. So seien auf diese Weise auch Positionen im Verteidigungs- oder Außenministerium besetzt worden.

Vom Demokraten zum Trump-Vertrauten – Andreessens Abkehr von der Biden-Regierung

Andreessens Nähe zu Trumps MAGA-Bewegung kommt jedoch einigermaßen überraschend. Denn eigentlich galt der Investor als Unterstützer der US-Demokraten. In The Daily, dem Podcast der New York Times, berichten die Moderatoren Michael Barbaro und Erin Griffith sogar davon, dass sich Andreesessen für die meiste Zeit seines Lebens als „Normalo-Demokrat“ bezeichnet haben soll. Außerdem unterstützte er Barack Obama oder Trumps ehemalige Kontrahentin Hillary Clinton. Auf die Frage, weshalb er Clinton bei der Präsidentschaftswahl 2016 unterstützt hat, antwortete er auf der Bloomberg Technologie-Konferenz 2016: „Ist das eine ernst gemeinte Frage?“

Dass er sich nun eher den Republikanern hingezogen fühlt, kann wohl am ehesten mit Opportunismus erklärt werden. „Der Deal war, dass jemand wie ich ein Unternehmen gründen konnte, eine neue Technologie entwickeln konnte (…) und alle finden, dass das großartig ist“, erzählte Andreesen im Podcast Honestly von Bari Weiss. Doch die Regierung habe in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass dieser „Deal“ gebrochen worden sein soll. „Die Idee, dass andere Menschen mehr ökonomischen Gewinn haben als andere, gilt als böse. Technologie wird als Ganzes böse dargestellt. Unternehmen werden als böse dargestellt“, kreidet er weiter an.

Am Ende dieses „Deals“ stehe für ihn stets die Spende eines Großteils des Vermögens, das man durch die Geschäfte als Tech-Unternehmer angehäuft hat. Dabei verweist er auf seinen „guten Freund“ Mark Zuckerberg, der nach einer angekündigten Spende von 99 Prozent seiner Facebook-Aktien wegen vermeintlicher Steuervermeidung in die Kritik geriet. Nun gebe es die Meinung, dass „Philantropie“ in dieser Form ebenfalls böse sei, weil die Menschen denken würden, dass der Staat Milliardäre um 99 Prozent ihres Vermögens besteuern solle – was in keiner US-Regierung bislang gefordert wurde. Das grenze laut Andreessen zu sehr an „Kommunismus“.

Trump als Freund der Tech-Milliardäre: Wenig Regulierung – Keine Vorgaben

Den Tech-Unternehmen gehe es vor allem darum, dass die US-Regierung in Washington ihre Unternehmen in Ruhe lasse, schreibt die Post. Und das ist etwas, was unter der Regierung von Noch-Präsident Joe Biden stark nachgelassen habe. Am Montag (13. Januar) wurde beispielsweise ein sogenanntes KI-Dekret erlassen, dass die Verbreitung von Produkten mit Künstlicher Intelligenz im Sinne der „nationalen Sicherheits- und außenpolitischen Interessen der USA“ reguliert, wie es in einer Pressemitteilung des US-Ministeriums für Industrie und Sicherheit heißt. Das soll vor allem über Exportbeschränkungen geschehen.

Von Seiten der Tech-Unternehmen hagelt es Kritik an dem Beschluss der Biden-Regierung. „Durch den Versuch, die Marktergebnisse zu manipulieren und den Wettbewerb – das Lebenselixier der Innovation – zu ersticken, droht die neue Vorschrift der Biden-Regierung, Amerikas hart erkämpften technologischen Vorsprung zu verspielen“, schreibt beispielsweise Chip-Riese NVIDIA in einer Stellungnahme, der als führender Hersteller von KI-Chips ein erhebliches Interesse an der uneingeschränkten Vermarktung dieser Technologien hat.

Dagegen dürfen sich die Unternehmen unter Trump wohl auf eine Reihe an Deregulierungen freuen. So ernannte er zuletzt den Tech-Investor David Sacks zu seinem „KI- und Krypto-Zaren“ – ein deutliches Zugeständnis Trumps an die Technologiekonzerne im Silicon Valley. Dev Nag, Gründer und CEO des KI-Unternehmens QueryPal sagte dazu gegenüber dem Ohio Capital Journal: „Aufgrund der Erfolgsbilanz dieser Ernennungen werden wir wahrscheinlich einen erheblichen Rückbau der unter der Biden-Regierung eingeführten KI-Schutzmaßnahmen erleben“. Und wenn es nicht bereits klar war, wie ernst es Trump dabei ist, hielt er laut der Washington Post ein Mittagessen mit führenden Tech-Investoren durch – mit dem Titel: „Amerika First: die Zukunft von Weltraum, KI und Technologie“.

Andreesen in der Trump-Regierung – Weiterer Tech-Milliardär in Musks DOGE-Abteilung

Mit seinen Deregulierungsvorhaben trifft Trump bei Andreessen vermutlich einen wunden Punkt – vor allem, wenn man das von ihm veröffentlichte „Techno-Optimist Manifest“ liest. Dort heißt es unter anderem: „Technologie ist der Ruhm menschlicher Ambitionen und Leistungen, die Speerspitze des Fortschritts und die Verwirklichung unseres Potenzials. Hunderte von Jahren lang haben wir dies zu Recht verherrlicht - bis vor kurzem.“ Auch aus seinen radikalen Ansichten macht er in dem Schreiben keinen Hehl. „Techno-Optimisten glauben, dass Gesellschaften, ähnlich wie Haie, wachsen oder sterben“, heißt es dort.

Um dies umzusetzen, engagiert sich Andreessen wohl auch in der extra für Musk gegründeten Abteilung zur effizienten Gestaltung des US-amerikanischen Regierungsapparates unter Trump (kurz: DOGE). Dabei stellt sich die Frage: Ist es richtig, Multimilliardären und Investoren einen solchen Einfluss auf die Abläufe einer Regierung zu überlassen?

Nein, findet der ehemalige Trump-Berater Stephen Bannon, der bereits mehrfach vor einem sogenannten „Techno-Feudalismus“ warnte. Unternehmer wie Musk nannte er „soziopathische Oberherren im Silicon Valley“. Gegenüber ZDF Heute sagte die Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier: „Man kann sich sicher sein, dass Trump mit Musk einen Einflüsterer hat, der die wirtschaftlichen Interessen in den Vordergrund stellen wird.“ (nhi)

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