Hypertonie-Forschung: Was ist der perfekte Blutdruck-Wert?

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Ein zu hoher Blutdruck kann Gefäße und Organe langfristig schädigen und zu schwerwiegenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Regelmäßiges Messen des Blutdrucks ist daher eine wichtige Vorsorgemaßnahme. © HalfPoint Images/Imago

Der Blutdruck beeinflusst die Lebensdauer. Forscher aus China haben herausgefunden, welcher Wert sich positiv auswirkt. Er könnte Leben retten.

Bluthochdruck ist ein stiller Killer, der oft lange unentdeckt bleibt, da er anfangs kaum oder gar keine Symptome verursacht. Doch auf lange Sicht können hohe Blutdruckwerte die Blutgefäße schädigen und zu ernsthaften Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall führen. Die Frage, welcher Blutdruckwert als optimal gilt, wurde in der Vorsorge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen lange Zeit mit 120/80 beantwortet. Doch chinesische Wissenschaftler haben nun herausgefunden, dass eine Senkung des Blutdruckziels auf einen niedrigeren Wert jährlich Tausende von Leben retten könnte. Ihre Forschungsergebnisse wurden im renommierten Fachjournal The Lancet veröffentlicht.

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Bluthochdruck im Alter: Neue Werte könnten mehr Leben retten

Der Blutdruck wird durch zwei Werte definiert: Der obere Wert misst den Druck, wenn das Herz Blut in den Körper pumpt, während der untere Wert den Druck misst, wenn das Herz sich entspannt und wieder mit Blut füllt. Der Blutdruck lässt sich somit anhand von zwei Werten ablesen. Ein normaler Blutdruck liegt zwischen 120/80 und 140/90 mmHg.

Laut der Charité Berlin leiden etwa 70 bis 80 Prozent der über 70-Jährigen in Deutschland an Bluthochdruck, der langfristig zu lebensbedrohlichen Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkten oder Schlaganfällen führen kann. Gemäß den europäischen Leitlinien sollte der Blutdruck bei Personen über 65 Jahren auf unter 140/90 mmHg eingestellt werden, um sie vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu schützen. Patienten mit hohem Blutdruck werden daher behandelt, um den systolischen Druck, also den höheren Wert, auf 140 mmHg zu senken. Die neuesten Forschungsergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass eine Senkung des Wertes auf 120 mmHg mehr Herzinfarkte und Schlaganfälle verhindern könnte.

Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Blutdruck unter 120 mmHg geringer

In ihrer Studie untersuchten Jing Li und ihr Team 11.255 Menschen mit einem Durchschnittsalter von 64,6 Jahren, die aufgrund von Krankheiten wie Diabetes, Alter und Lebensstilfaktoren wie Rauchen ein hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Probleme hatten. Die Patienten aus 116 Krankenhäusern in ganz China wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Das Ziel war es, den Blutdruck entweder durch intensive medikamentöse Behandlung auf unter 120 mmHg zu senken (Gruppe 1) oder durch Standardbehandlung auf 140 mmHg zu senken (Gruppe 2). Die Probanden erhielten blutdrucksenkende Medikamente und Empfehlungen zur Bewegung und wurden in den ersten drei Monaten monatlich und danach alle drei Monate untersucht.

Die Ergebnisse zeigten, dass in der Gruppe mit dem niedrigeren Zielblutdruck während des durchschnittlichen Nachbeobachtungszeitraums von 3,4 Jahren etwa 9,7 Prozent ein schwerwiegendes kardiovaskuläres Ereignis wie Herzversagen erlitten. Im Vergleich dazu waren es in der Gruppe mit einem Zielblutdruck von weniger als 140 mmHg etwa 11,1 Prozent. Die Autoren schlussfolgern daher, dass bei allen Patienten mit hohem kardiovaskulärem Risiko ein niedrigerer Zielblutdruck von weniger als 120 mmHg in Betracht gezogen werden sollte, unabhängig von der Krankheitsgeschichte.

Studie zeigt: Niedriger Blutdruck steigert Überlebenswahrscheinlichkeit

Jing Li, Direktor der Abteilung für Präventivmedizin am Nationalen Zentrum für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Peking, erklärte in der Studie: „Die Umsetzung dieser intensiven Behandlungsstrategie für Erwachsene mit hohem Risiko hat das Potenzial, mehr Leben zu retten und die Belastung der öffentlichen Gesundheit durch Herzkrankheiten zu verringern.“ Dieser Ansicht schließen sich auch die Experten der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in einer aktuellen Studie an.

In einer Langzeitstudie untersuchten Kardiologen aus den USA und Deutschland, welcher Blutdruckwert die besten Überlebenschancen bietet. Sie analysierten Daten von fast 17.000 Frauen und kamen zu dem Ergebnis: „Für alle Frauen, unabhängig vom Alter, war die Überlebenswahrscheinlichkeit bei einem systolischen Wert von 120 mmHg am höchsten – egal, ob der Blutdruck mittels Medikamente reguliert wurde oder nicht. Von denjenigen Frauen, deren systolischer Blutdruck zwischen 110 und 130 mmHg lag, hatten diejenigen mit einem Wert größer als 120 mmHg im direkten Vergleich eine geringere Überlebenswahrscheinlichkeit“, so die DGK.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion nicht beantwortet werden.

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