Mord seit 2007 ungeklärt: Gerichtsentscheidung im Fall Amanda Knox – „Völlig unerwartetes Urteil“

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Amanda Knox wurde in einem Mordfall 2007 verdächtigt und geriet weltweit in die Schlagzeilen. Trotz ihres Freispruchs erlitt sie jetzt vor Gericht eine Niederlage.

Rom – Im Jahr 2007 wurde die Studentin Meredith Kercher Opfer eines grausamen Gewaltverbrechens. In Mittelpunkt der Ermittlungen stand schnell die Mitbewohnerin des Opfers, die damals 20-jährige US-Amerikanerin Amanda Knox, die ein Austauschsemester in Italien absolvierte. Der Fall erhielt weltweit große Aufmerksamkeit, vergleichbar etwa mit dem Fall Maddie McCann, der sich im selben Jahr ereignete.

Mehrere Gerichtsverfahren kamen in der Schuldfrage zu unterschiedlichen Ergebnissen. Insgesamt verbrachte Knox rund vier Jahre in einem Gefängnis in Italien. Nach weiteren Verhandlungen wurde sie letztlich im März 2015 endgültig des Mordverdachts freigesprochen. Inzwischen gilt sie als eins der bekanntesten Justizopfer der Welt. Trotzdem erlitt sie jetzt – fast zehn Jahre später – eine Niederlage vor Gericht.

Amanda Knox tritt bei einem Kongress zu Justizirrtümern in Modena
Während der Verhandlung war die heute 37-jährige Amanda Knox nicht anwesend. In der Vergangenheit äußerte sie mehrfach, nie wieder nach Italien kommen zu wollen. © Antonio Calanni/dpa

Amada Knox wird von Gericht in Italien schuldig gesprochen: „Amanda hat einen Fehler gemacht“

Während der Ermittlungen standen Amanda Knox und ihr damaliger Partner im Fokus der Öffentlichkeit. Die deutsche Presse gab ihr damals den Spitznamen „der Engel mit den Eisaugen“. Unter dem Druck der Polizei legte Knox ein Geständnis ab, laut dem sie zusammen mit ihrem Bekannten Patrick Lumumba zusammen den Mord begangen habe. Daraufhin geriet auch Lumumba in den Mittelpunkt der Ermittlungen und verbrachte zwei Wochen in Haft. Nachdem Knox ihr Geständnis zurückzog, stellte sich jedoch heraus, dass er nichts mit der Tat zu tun hatte.

Wegen ihres falschen Geständnisses bezichtigte Lumumba später Knox der Verleumdung. Fast zehn Jahre nach ihrem Freispruch erlitt sie nun in der Verleumdungsklage eine Niederlage. „Amanda hat einen Fehler gemacht, sie hat mich verleumdet“, zitiert das italienische Nachrichtenportal lanazione.it Lumumba. Weiter habe sich Knox nie für ihre Falschaussage bei ihm entschuldigt. „Nach der armen Meredith ist Lumumba das zweite Opfer dieser Justizaffäre. Wir fordern Gerechtigkeit“, erklärt sein Anwalt, Carlo Pacelli.

Schon im vergangenen Jahr verurteilte ein Gericht in Italien Amanda Knox wegen Verleumdung. Und tatsächlich bestätigte das Gericht das Urteil gegen die mittlerweile 37-jährige. Insgesamt wurde sie zu drei Jahren Haft verurteilt. Ein Urteil, das Knox Anwälte fassungslos macht. „Es ist ein für uns völlig unerwartetes Urteil und ungerecht für Amanda, wir sind sprachlos“, erklärt das Team nach dem Urteilsspruch.

Von der Hauptverdächtigen im Mordfall zur Podcasterin von „The Truth About True Crime“

Trotz der Verurteilung muss Knox die Haftstrafe nicht antreten, da sie bereits vier Jahre unschuldig inhaftiert war. Vor Gericht war die Angeklagte nicht persönlich anwesend. In der Vergangenheit hatte sie mehrfach erklärt, nie wieder nach Italien kommen zu wollen. Der Fall Amanda Knox wurde mehrfach medial aufgegriffen, so wurde unter anderem eine Netflix-Dokumentation gedreht. Knox selbst betreibt inzwischen einen Podcast mit dem Titel „The Truth About True Crime“.

Die italienischen Behörden erhielten für ihre Ermittlungen im Fall Meredith Kercher reichlich Kritik. Unter anderem sollen sie sich zu schnell auf Knox als Täterin eingeschossen haben. Bis heute wurde der wahre Täter nicht ermittelt und zahlreiche Fragen rund um die Tat sind offen. Auch in Deutschland sind einige Fälle trotz großem medialem Interesse noch offen, so wird etwa Rebecca Reusch bereits seit fünf Jahren vermisst. (kiba/dpa)

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