Krieg in Israel: Hamas zwang zwölfjährige Geisel „Horror-Videos des Massakers anzusehen“

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Avihai Brodutch wieder vereint mit seiner Frau Hagar und den drei Kindern Oriya (4), Yuval (8) und Ofri (10) ©  Schneider Children‘s Medical Center of Israel/Consulate General of Israel in Toronto

Vor zwei Wochen traf Ippen.Media Angehörige der Hamas-Geiseln. Alle drei vermissten ihre Kinder oder Enkelkinder. Jetzt ist ein Teil der Familien vereint, doch der Schmerz bleibt.

Berlin – Trotz des Horrors der vergangenen Wochen blitzte bei Avihai Brodutch immer wieder ein Hoffnungsschimmer auf. „Ich warte auf Neuigkeiten und hoffe, dass sie zurückkommen“, sagte er vor zwei Wochen bei einem Treffen mit Ippen.Media in der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin. 40 Tage waren es da her, dass die Terrororganisation Hamas Israel überfallen hatte und 239 Geiseln in den Gaza-Streifen verschleppte. 40 Tage war es her, dass Avihai Brodutch nichts von seiner verschleppten Frau Hagar und den gemeinsamen drei Kindern Oriya (4), Yuval (8) und Ofri (10) hörte. Doch Brodutch gab nicht auf.

Jetzt ist die Familie wieder vereint. Hagar und die drei Kinder waren unter den Geiseln, die während der seit Freitag geltenden Feuerpause zwischen Israel und der Hamas freigelassen worden sind. Direkt nach dem Massaker vom 7. Oktober, bei dem 1200 Menschen getötet worden sind, hat Brodutch noch gedacht, dass „dass meine Familie totgeschossen wurde“, wie er berichtete. Doch dann wurden die Vier lebend gesehen, als sie in den Gaza-Streifen verschleppt worden sind. Jetzt sind sie nach 51 Tagen zurück in Israel.

Angehörige: „Sie haben ihn gezwungen die Horror-Videos des Massakers anzusehen“

Die erste Zeit kam die Familie im Schneider kindermedizinische Zentrum in der Nähe von Tel Aviv unter. Bilder und Videos zeigen die Familie eng umschlungen bei ihrem Wiedersehen. Gekleidet in ihren Schlafanzügen strahlen Oriya, Yuval und Ofri in den Armen ihres Vaters. Freudig begrüßen sich auch den gemeinsamen Familienhund. Und trotz all der Wiedersehensfreude ist auch Schmerz in den Gesichtern zu erkennen. Schmerz der vergangenen Wochen, der so schnell nicht verfliegen wird.

Angehörige der Hamas-Geiseln (v. li.) Avihai Brodutch, Batsheva Yahalomi Cohen und Gilad Korngold.
Angehörige der Hamas-Geiseln (v. li.) Avihai Brodutch, Batsheva Yahalomi Cohen und Gilad Korngold bei einem Treffen in Berlin. © Anika Nowak/Konrad-Adenauer-Stiftung

Schmerz, den auch andere Familien der Geiseln erleiden müssen. Auch Batsheva Yahalomi Cohen kann ihren zwölfjährigen Sohn Eitan nach sieben Wochen wieder in die Arme schließen. Was der Zwölfjährige aber in Geiselhaft erlebt hat, ist nur schwer zu ertragen. „Die Hamas hat ihn gezwungen, die Horror-Videos des Massakers anzusehen“, sagt Dvora Cohen, Eitans Tante im französischen Fernsehen. „Wenn er geweint hat, haben sie ihn mit einem Gewehr gedroht still zu sein.“ Eitans Tante berichtet weiter: „Bei seiner Ankunft in Gaza haben ihn die Leute auf der Straße geschlagen.“ Die ersten 16 Tage war Eitan außerdem alleine in einen Raum gesperrt, wie seine Angehörigen erzählen. Sein Vater Ohad Yahalomi wird noch immer von den Hamas-Terroristen festgehalten.

Deutsche Geiseln haben „Traumatisches durchgemacht“

Auch Gilad Korngold, der vor zwei Wochen noch flehte, dass die rund 40 Kinder zuerst freigelassen werden, hat seine Enkelkinder zurück. Seine Schwiegertochter Adi Shoham und ihre Kinder Naveh (8) und Yahel (3) sind zurück in Israel.

26.11.2023, Israel: Dieses vom Büro des israelischen Premierministers zur Verfügung gestellte Handout-Foto zeigt die dreijährige Yahel bei ihrer Ankunft in Israel nach ihrer Freilassung, wie sie mit einer israelischen Soldatin spielt.
Die dreijährige Yahel ist zusammen mit ihrem Bruder Naveh (8) und ihrer Mutter Adi Shoham zurück in Israel. © Foto: Israel Prime Minister Office/dpa

Die drei gehören zu der Gruppe der deutsch-israelischen Geiseln, die am Samstag übergeben worden ist. „Sie alle haben Traumatisches durchgemacht“, berichtet eine Angehörige. Details der Geiselhaft darf die Familie eigenen Angaben aber nicht sprechen. Auch wenn Korngold ein Teil seiner Familie wieder hat, muss er weiter bangen. Sein Sohn Tal Shoham wird noch immer von den Terroristen festgehalten – ebenso wie mindestens 140 weiteren Menschen.

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