Neuerungen zum Schulstart in Bayern: Mehr Mathe und Deutsch, Verfassungsviertelstunde und öfter Sport

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Das neue Schuljahr beginnt mit Herausforderungen: Lehrermangel und neue Reformen. Kultusministerin Stolz verspricht Veränderungen in einigen Bereichen.

München – „Wir haben zu wenig Personal. Wir haben Lehrermangel“, betonte Anna Stolz, Kultusministerin der Freien Wähler, kurz vor Schulstart. Sie fügte hinzu: „Die Situation ist herausfordernd, sie ist angespannt, aber sie ist beherrschbar.“ Ihr Ziel ist es, mehr Flexibilität in die Lehrpläne zu bringen, mehr Sport und Bewegung in die Schulen zu integrieren und den Druck auf die Schülerinnen und Schüler zu reduzieren.

Neues Schuljahr in Bayern startet: 3.800 Lehrkräfte eingestellt

Mit dem Beginn des neuen Schuljahres am Dienstag (10. September) kehren etwa 1,72 Millionen Schülerinnen, Schüler und ihre Lehrkräfte in den Unterricht zurück. Darunter sind 134.000 Erstklässlerinnen und Erstklässler, was die Gesamtzahl der Schülerinnen und Schüler im Vergleich zum Vorjahr um etwa 31.000 erhöht.

Am Dienstag beginnt in Bayern das neue Schuljahr.
Am Dienstag beginnt in Bayern das neue Schuljahr. (Symbolbild) © IMAGO/photonews.at/Georges Schneider

Zum Schuljahresbeginn hat der Freistaat etwa 3.800 Lehrkräfte neu eingestellt, einschließlich 1.600 auf neu geschaffenen Positionen. Zusätzlich wurden 600 weitere Stellen für multiprofessionelle Kräfte geschaffen, darunter 300 pädagogische Unterstützungskräfte, um die Lehrkräfte bei ihren Hauptaufgaben zu entlasten.

Stolz betonte, dass der Grundunterricht an den besonders betroffenen Grund- und Mittelschulen zu 100 Prozent gewährleistet sei. Allerdings seien zwei Prozent der benötigten Lehrerstellen an diesen Schulen bisher nicht besetzt. Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands, hat wiederholt auf den Lehrermangel als größtes Problem hingewiesen, insbesondere an Mittelschulen.

Neuerungen zum Schulstart: PISA-Offensive, Verfassungsviertelstunde und mehr Sport

Stolz betonte, dass die Schule das primäre Ziel haben sollte, Kinder und Jugendliche für ihr zukünftiges Leben zu stärken. „Ich werde in diesem Jahr den Fokus auf die Gesundheit von Schülerinnen und Schülern, aber auch von Lehrkräften deutlich verstärken. Resilienz, Achtsamkeit, Stressbewältigung, Zeitmanagement werden immer wichtiger“, versicherte die Ministerin. Mehr Sport und Bewegung sei daher auch geplant.

Sie plant, die Lehrpläne in allen Schularten zu modernisieren und zu straffen und die Prüfungskultur weiterzuentwickeln. In Zeiten der KI hat Wissen eine andere Bedeutung als noch vor einigen Jahren. Sie möchte alle Fragen „im Dialog mit den Schulfamilien“ angehen. Ein Thema ist auch der Leistungsdruck: „Wo können wir Druck rausnehmen?“ Dennoch sollte die Schule auf die Leistungsgesellschaft vorbereiten und junge Menschen befähigen, mit Druck umzugehen.

Im neuen Schuljahr wird die sogenannte Verfassungsviertelstunde eingeführt, die zunächst in einigen Jahrgangsstufen beginnt. Sie soll regelmäßig in den normalen Unterricht integriert und aktuelle Ereignisse einbezogen werden.

Die Verfassungsviertelstunde

- stärkt das Bewusstsein für die fundamentale Bedeutung der Verfassungswerte für das Leben des Einzelnen und das gesellschaftliche Zusammenleben sowie das Bewusstsein für die Legitimität der staatlichen Ordnung,

- fördert demokratische Grundhaltungen wie Toleranz, Gemeinsinn sowie die Fähigkeit zu Perspektivwechsel und

- leistet einen Beitrag zu einer lebendigen Verfassungskultur.

Quelle: Bayerisches Kultusministerium

Eine weitere Neuerung ist die Umsetzung der PISA-Offensive, die die Grundkompetenzen in den Grundschulen stärken soll. Als Reaktion auf die schlechten Pisa-Ergebnisse soll mehr Mathematik und Deutsch auf dem Stundenplan stehen. Grundschulen sollen dafür Stunden in Englisch, Musik, Kunst, Werken und Gestalten reduzieren. Die Lehrkräfte haben hier Freiheiten, betonte Stolz. So könnten beispielsweise Englisch und Musik kombiniert werden, indem englische Lieder gesungen werden.

Weniger wohlhabenden Familien mit Bonus von 250 Euro?

Stolz betonte, dass die schulische Integration weiterhin eine Aufgabe bleibt. Mit verpflichtenden Sprachstandserhebungen, Sprachfördermaßnahmen und der Weiterentwicklung der Deutschklassen wurde ein solides Fundament für den Schulstart geschaffen. Die „Digitale Schule der Zukunft“ nimmt mit dem Start einer flächendeckenden 1:1-Ausstattung mit mobilen Endgeräten weiter Form an.

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Die SPD-Fraktion im bayerischen Landtag hatte vorgeschlagen, weniger wohlhabenden Familien zum Schulstart einen staatlichen Bonus von 250 Euro zu gewähren. Stolz kritisierte, dass die SPD nicht erklärt habe, wie sie diese Maßnahme finanzieren wolle. Sie betonte jedoch, dass der Staat Familien nicht im Stich lassen werde.

Auch der DGB Bayern forderte von der Staatsregierung Maßnahmen und mehr finanzielle Unterstützung für ärmere Familien, um Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit zu gewährleisten. „Es ist nicht akzeptabel, dass gerade in Bayern Bildung so sehr von den finanziellen Möglichkeiten der Eltern abhängt“, sagte der Vorsitzende Bernhard Stiedl. Er verwies auf eine Studie des Münchner ifo-Instituts, die zeigt, dass Bayern in Bezug auf die Bildungsgerechtigkeit den letzten Platz einnimmt. In keinem anderen Bundesland hängt es so stark vom familiären Hintergrund ab, ob ein Kind auf das Gymnasium geht. (mit dpa)

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