Deutsche Rentner im Nachteil? Warum es in Österreich mehr Geld und früheren Ruhestand gibt
Die Renten in Österreich sind deutlich höher als in Deutschland. Doch ein Wechsel zum österreichischen Modell birgt Herausforderungen.
München – Rentner in Deutschland dürften neidisch auf Österreich blicken. „Felix Austria“ ist eine Redensart, die das erfüllte Leben in Österreich symbolisiert. Sie scheint besonders auf die österreichischen Rentner zuzutreffen, die sich im Vergleich zu ihren deutschen Altersgenossen mehr Luxus gönnen können. Der Grund dafür liegt im höheren Rentenniveau Österreichs im Vergleich zu Deutschland.

Wie kann sich Österreich diese großzügige Rentenregelung leisten?
In Österreich erhalten Rentner laut OECD 87,1 Prozent ihres letzten Nettoeinkommens, während es in Deutschland nur 52,9 Prozent sind. Dies resultiert in einer monatlichen Durchschnittsrente, die in Österreich um mehr als 400 Euro höher ist als in Deutschland. Diese Erkenntnisse stammen aus einer kürzlich durchgeführten Studie des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages, die die österreichische Pensionsversicherung und die deutsche Rentenversicherung verglichen hat.
Im Jahr 2022 betrug die durchschnittliche Alterspension in Österreich 1.480 Euro, während in Deutschland die durchschnittliche Altersrente bei 1.054 Euro lag. Ein weiterer Vorteil für österreichische Rentner: Sie erhalten ihre Pension 14 Mal im Jahr, da sie zusätzlich Urlaubs- und Weihnachtsgeld bekommen. Dies vergrößert die Rentenlücke zwischen Deutschland und Österreich noch weiter. Ein weiterer Unterschied: In Österreich gehen Männer mit 65 und Frauen mit 60 in Rente, während in Deutschland die Regelaltersgrenze bis 2029 auf 67 Jahre steigt.
Wie kann sich Österreich diese großzügige Rentenregelung leisten? Beide Systeme werden durch lohnbezogene Beiträge und einen Steuerzuschuss finanziert. Jochen Pimpertz, Rentenexperte vom Institut der Deutschen Wirtschaft, erklärt es so: „Die österreichische Gesellschaft ist bereit, a) einen höheren Anteil ihrer jährlichen Wirtschaftsleistung für Alterssicherungsaufwendungen auszugeben als Deutschland, und b) akzeptieren die Beitragszahler mit 22,8 Prozent einen deutlich höheren Beitragssatz als Arbeitnehmer hierzulande.“
Österreichs Rentenmodell: In Deutschland nicht umsetzbar?
In Deutschland beträgt der Beitragssatz 18,6 Prozent, während der Anteil der Wirtschaftsleistung, der für die Alterssicherung aufgewendet wird, in Deutschland bei 12,6 Prozent und in Österreich bei über 15 Prozent liegt. In Österreich zahlen fast alle, einschließlich Selbstständiger und seit 2005 auch Beamter, in das Rentensystem ein. Die höheren österreichischen Löhne tragen ebenfalls zur besseren Rentenkasse bei.
Die Linke fordert, dass Deutschland sein Rentenmodell nach dem österreichischen Vorbild umgestaltet. Jochen Pimpertz hält dies jedoch nicht für einfach umsetzbar. Jens Boysen-Hogrefe vom IfW in Kiel geht sogar noch weiter: „Ein Wechsel zu österreichischen Verhältnissen würde den Arbeitskräftemangel in vielen Bereichen vermutlich deutlich erhöhen und Herausforderungen mit sich bringen, die über die im Rentensystem hinausgehen.“ Experten schätzen, dass eine solche Umstrukturierung 40 bis 50 Jahre dauern würde - zu spät, um die demografische Lücke zu schließen. Vielleicht ist es daher tröstlich, dass auch in Österreich Stimmen laut werden, die ein höheres Renteneintrittsalter fordern, da das System sonst nicht mehr finanzierbar wäre.
Ein weiterer Nachteil in Österreich: Erst nach 15 Arbeitsjahren hat man Rentenansprüche, in Deutschland bereits nach fünf. Zudem ist die Rente in Österreich oft die einzige Altersvorsorge, da weder auf private noch auf betriebliche Altersvorsorge gesetzt wurde. Wer in Deutschland auf alle drei Säulen der Altersvorsorge gebaut hat, kann sich als Rentner wahrscheinlich genauso viele Sachertörtchen leisten wie in Österreich.
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Mit Material von dpa