Mossad-Agent „Eli Copter“: Putins Propagandist fällt nach Raisis Absturz auf makabren Scherz rein

  1. Startseite
  2. Politik

KommentareDrucken

Wladimir Solowjow deutet in Russlands Staats-TV eine Beteiligung Israels am Tod des iranischen Präsidenten an. Hintergrund ist ein übler Witz – den der Moderator nicht durchschaut.

Moskau - Ein Moderator der kremlnahen russischen Medien, Wladimir Solowjow, ist auf einen viralen Scherz hereingefallen. Der Verbündete des russischen Präsidenten Wladimir Putin behauptete in einer Talkshow, ein Mossad-Agent namens „Eli Copter“ sei für den Tod des iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi verantwortlich.

Der russische Moderator und Putin-Verbündete Wladimir Solowjow.
Der russische Moderator und Putin-Verbündete Wladimir Solowjow. © IMAGO/Sofya Sandurskaya

Raisi und der iranische Außenminister Hossein Amir-Abdollahian sind am Sonntag (19. Mai) mit ihrem Hubschrauber im dichten Nebel über den Bergen der iranischen Provinz Ost-Aserbaidschan abgestürzt. Alle acht Passagiere an Bord des Hubschraubers kamen dabei ums Leben, wie die staatliche Nachrichtenagentur IRNA berichtete. Der Iran hat sich noch nicht zur Absturzursache geäußert, hat aber auch nicht angedeutet, dass das Flugzeug durch Sabotage zum Absturz gebracht worden sein könnte.

„Es ist derzeit nicht klar, ob dies wahr ist oder nicht“ - Putins Moderator fällt auf Meme herein

Moderator Solowjow war während einer Live-Sendung des Senders Russia-1 offenbar trotzdem voller Hoffnung, eine heiße Spur entdeckt zu haben. „Wir haben über die Tragödie von gestern gesprochen. Heute hat ein französischer Fernsehsender plötzlich das Folgende produziert“, so Solowjow, bevor er einen Mitschnitt des französisch-israelischen Kanals i24 Francais abspielen ließ.

In diesem ist ein Interview mit einem politischen Analysten des Senders, Daniel Haik, nach dem Hubschrauberabsturz des iranischen Präsidenten zu sehen. Haik zitiert in dem Beitrag einen Telegram-Kanal mit den Worten: „Der Pilot war ein Mossad-Agent mit dem Namen ‚Eli Copter‘, es ist derzeit nicht klar, ob dies wahr ist oder nicht, aber das ist das Gerücht, das im Umlauf ist“.

Hat ein Mossad-Agent namens „Eli Copter“ den Hubschrauber sabotiert? Witz stammt wohl von X

Was Solojow anscheinend nicht wusste, ist, dass Haik für die Aussage Spott erntete, wie mehrere Medien berichten. „Eli Copter“ ist ein Wortspiel aus dem englischen Wort „helicopter“ (Hubschrauber) und dem gebräuchlichen hebräischen Namen „Eli“. Das schreibt The Jewish Chronicle. So habe, auf humorvolle Art, suggeriert werden sollen, dass ein Mossad-Agent den Absturz des Hubschraubers verursacht habe. Haik habe das ebenfalls erkennen müssen, da der Witz auch auf Französisch funktioniert – das französische Wort für Hubschrauber ist „hélicoptère“.

Seinen Ursprung hat der Eli-Copter-Witz wohl auf dem Kurznachrichtendienst X. Er sei erst in israelischen Whatsapp-Gruppen verbreitet und später auf Hamas-Kanälen bei Telegram als Tatsache gemeldet worden, so die Zeitung. Nach Haiks Fehler tauchte er wiederum auf Twitter auf, wo einige Nutzer sogar KI verwendeten, um den fiktiven Hubschrauberpiloten zu erstellen.

Der russische Moderator sät Zweifel – Putin versprach zuvor für den Iran „alles zu tun, was nötig ist“

Solojow war also der Zweite, der das Meme für bare Münze nahm. Allerdings bettete er die Falschinformation weitaus drastischer ein als Haik. Er verwies darauf, dass Israel bereits in der Vergangenheit politische Attentate durchgeführt habe, für die es erst im Nachgang Verantwortung übernommen habe. „Wenn Israel sagt: ‚Nein, nein, wir waren es nicht‘. Wenn ihr es gewesen wärt, würdet ihr es dann zugeben?“ sagte Solowjow. „Sie wollen, dass wir ihnen glauben“. So versuchte er Zweifel an der Aussage eines israelischen Beamten zu säen, dass das Land nicht in den Hubschrauberabsturz verwickelt war.

Russland und Iran haben ihre Beziehungen seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs ausgebaut. Teheran hat Moskaus Streitkräfte während des gesamten Konflikts mit unbemannten Flugzeugen (UAVs) vom Typ Shahed beliefert. Putin hielt am Sonntagabend eine Dringlichkeitssitzung mit dem iranischen Botschafter Kazem Jalali ab, nachdem Berichte über den tödlichen Hubschrauberabsturz von Raisi aufgetaucht waren. Der russische Präsident versprach, „alles zu tun, was nötig ist“. (tpn)

Auch interessant

Kommentare

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wir erweitern den Kommentarbereich um viele neue Funktionen. Während des Umbaus ist der Kommentarbereich leider vorübergehend geschlossen. Aber keine Sorge: In Kürze geht es wieder los – mit mehr Komfort und spannenden Diskussionen. Sie können sich aber jetzt schon auf unserer Seite mit unserem Login-Service USER.ID kostenlos registrieren, um demnächst die neue Kommentarfunktion zu nutzen.

Bis dahin bitten wir um etwas Geduld.
Danke für Ihr Verständnis!