Wichtiges Lebensmittel wird knapper – Putin gibt Krise für Russlands Wirtschaft zu

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Russland steckt in einer Lebensmittel-Krise. Wegen Missernte ist das Problem bei Kartoffeln besonders dringend. Der Kreml ringt um eine Lösung.

Moskau – Russlands Wirtschaft schwächelt zunehmend. Erst kürzlich gab der Kreml bekannt, wichtige Fördermaßnahmen für verschiedene Industrien streichen zu müssen. Der Grund: Russlands Einnahmen aus dem Verkauf von Öl und Gas gingen drastisch zurück. Für die Zivilbevölkerung werden die Schwächen unter anderem beim Einkaufen deutlich. Zurzeit leidet das Land unter einer Kartoffel-Krise.

Krise in Russlands Wirtschaft – „nicht genügend Kartoffeln“ vorhanden

Der russische Präsident Wladimir Putin äußerte sich am Dienstag (27. Mai) zu dem Thema und gab an, mit Repräsentanten verschiedener Geschäftssektoren gesprochen zu haben. Dazu gehörte auch der Landwirtschaftssektor. „Es stellt sich heraus, dass wir nicht genügend Kartoffeln haben“, sagte Putin während eines im Fernsehen ausgestrahlten Statements. „Ich habe mit Alexander Lukaschenko (der belarussische Präsident, Anm. d. Red.) gesprochen. Er sagte, sie hätten bereits alles an Russland verkauft.“

Bildmontage aus einem Kartoffelfeld und Wladimir Putin (Symbolfoto). Russland steckt in einer Lebensmittel-Krise. Wegen Missernte ist das Problem bei Kartoffeln besonders dringend. Der Kreml ringt um eine Lösung. © IMAGO / SNA & IMAGO / ZUMA Press

Am Tag zuvor hatte Lukaschenkos Presseabteilung noch Witze darüber gemacht, schon zusätzliche Kartoffeln gepflanzt zu haben. Laut der Moscow Times gibt es in Weißrussland schon seit Monaten Beschwerden darüber, dass Kartoffeln im Einzelhandel erstens von minderwertiger Qualität und zweitens nicht in ausreichendem Maße verfügbar seien. Im April erlaubte die Regierung in Minsk drastische Preisspitzen auf Kartoffeln, Kohlköpfe und Zwiebeln. Anfang Mai dann gab Lukaschenko zu, dass die Kartoffel-Knappheit zur Krise wurde.

In Russland kletterten die Preise derweil ebenfalls in astronomische Höhen. Laut Daten der Statistikagentur Rosstat stiegen die Kartoffelpreise im Jahr 2024 um 92 Prozent. Zum Mai 2025 stand ein Jahr-auf-Jahr-Anstieg um 166,5 Prozent auf dem Papier. Kartoffeln gelten offiziell als das Lebensmittel mit den am schnellsten wachsenden Preisen, außerdem setzten sie einen Rekord für den höchsten jährlichen Anstieg seit dem Beginn der offiziellen Statistiken im Jahr 2002. In keinem anderen Land sind die Kartoffeln im Großhandel nun so teuer wie in Russland. Ein Auslöser dafür war eine Missernte – die russischen Landwirte hatten zuletzt deutlich weniger Kartoffeln eingefahren als eigentlich notwendig sind.

Drastischer Anstieg bei Lebensmittelpreisen – neue Probleme für Russlands Wirtschaft

Kartoffeln und Zwiebeln sind dabei nur zwei Beispiele – der gesamte russische Einzelhandel leidet unter massiven Preissteigerungen. Laut dem Handelsdatenportal Trading Economics sind Lebensmittelkosten in Russland zwischen April 2024 und April 2025 um 12,66 Prozent gestiegen. Die Nahrungsmittelinflation betrug zwischen 2002 und 2025 rund 9,18 Prozent (Durchschnittswert), das Allzeithoch maß das Portal im Februar 2015 (23,30 Prozent).

Innerhalb Russlands führte das bereits zu einem Diebstahlproblem. Im November 2024 wurden Meldungen darüber laut, dass russische Supermärkte zum Beispiel Butter in eigens verschlossenen Regalen lagern mussten. Butter, einige Fleischsorten und Zwiebeln waren Ende 2024 um rund 25 Prozent teurer als noch im Vorjahr, berichtete das US-Nachrichtenportal CNN damals.

Ukraine-Krieg macht das Einkaufen teuer – Putin sucht nach Auswegen

Das grundlegende Problem, das die aktuell drastisch erhöhte Inflation verursacht, ist der Ukraine-Krieg. Weil der Kreml hohe Zahlen an Männern für den Kriegsdienst eingezogen hat, fehlen diese in den Betrieben. Viele sind geflüchtet, was die Knappheit an Arbeitskräften zusätzlich verschärfte. Um die übrig gebliebenen Arbeitskräfte anzuziehen, mussten die Betriebe in der Privatwirtschaft die Löhne deutlich anheben. Der Kreml verschärft diese Problematik mit der fast völligen Umstellung der Industrie auf Kriegswirtschaft.

„Die Preise steigen wegen des Kriegs“, zitierte CNN Alexandra Prokopenko vom Carnegie Russia Eurasia Center in Berlin. „Die Nachfrage in der Wirtschaft ist zugunsten der unproduktiven Ausgaben verzerrt. Gehälter steigen, weil die Arbeitgeber um Arbeitskräfte in Wettbewerb treten müssen.“

Auch wenn die Inflation in Russland (Stand Mai 2025) wieder leicht nachlässt, steht sie auf einem sehr hohen Niveau. Die Zentralbank hat das mit mehreren Sprüngen beim Leitzins quittiert; dieser liegt nach wie vor bei 21 Prozent. Zwar erwartet der Kreml eine baldige Kehrtwende, aber ob sich diese Hoffnung erfüllen wird, steht angesichts des nach wie vor festgefahrenen Kriegs und neuen in Aussicht stehenden Sanktionen aus dem Westen deutlich infrage.

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