Macron sendet Signal an Trump: Grönland-Reise vor G7-Gipfel angesetzt
Kurz vor dem G7-Gipfel in Kanada plant Frankreichs Präsident Macron einen Besuch auf Grönland - eine gezielte Provokation gegen US-Präsident Donald Trump.
Kananaskis - Am Montag kommen in den kanadischen Rocky Mountains die Chefs der sieben großen Industrienationen zusammen. Für die G7-Gruppe ist es 50 Jahre nach ihrer Gründung eine Bewährungsprobe: Die „größte Herausforderung“, so verlautete am Donnerstag aus dem Kanzleramt in Berlin, liege im kanadischen Urlaubsort Kananaskis darin, die Geschlossenheit der G7-Gruppe zu wahren und den schwer berechenbaren US-Präsidenten Donald Trump in gemeinsame Positionen des Westens einzubinden.
Von den amtierenden G7-Chefs kennt keiner Trump schon so lange wie der französische Präsident Emmanuel Macron. Nach außen hin demonstrierten die beiden bislang einen freundschaftlichen Umgang. Ihr Verhältnis ist aber regelmäßig durch Spannungen belastet, die aus ihrer sehr unterschiedlichen Weltsicht herrühren. Aktuell steht es nicht zum Besten: Auf dem Weg zum Gipfel macht Macron Halt im dänisch beherrschten Grönland, das Trump den USA einverleiben will. Beobachter deuten das als eine gezielte Provokation in Richtung USA.
G7-Gipfel in Kanada: Macron besucht Grönland vor politischer Bewährungsprobe
Generell bemüht sich Macron aber, ein enges Verhältnis zu pflegen - und dabei auch Trumps Schwäche für Pracht und Prunk für sich zu nutzen: Der Besuch der Pariser Militärparade zum Nationalfeiertag auf Einladung Macrons etwa beeindruckte Trump so nachhaltig, dass er für Washington am Samstag eine ähnliche Parade plant.
In Kanasakis wird auch Friedrich Merz erstmals auf solch großer Bühne Deutschland vertreten. Das erste Treffen des neuen Kanzlers mit dem US-Präsidenten im Weißen Haus ging bereits ohne Eklat über die Bühne. Was eigentlich eine Selbstverständlichkeit ist, gilt in der Ära Trump schon als diplomatischer Erfolg. In Kanada wird es Merz darum gehen, die noch junge Beziehung zu Trump zu pflegen. Er wird weiter das Gespräch suchen.
G7-Gipfel in Kananaskis: Merz und Starmer setzen auf Charmeoffensive
Nach dem Treffen im Weißen Haus fasste Merz sein Fazit zum Umgang mit der Trump-Regierung so zusammen: „Man kann mit ihnen reden, aber man darf sich nicht einschüchtern lassen.“ Und: „Hören wir mal auf, mit erhobenem Zeigefinger und gerümpfter Nase über Donald Trump zu reden.“ Ein klarer diplomatischer Fingerzeig, Merz plant, so eng wie möglich den USA zusammenzuarbeiten.
Auch Keir Starmer, der britische Premierminister, setzt auf eine Charmeoffensive, um Trumps Gunst zu gewinnen. Hilfreich ist sicherlich, dass sich Starmer dabei auf den Nimbus der britischen Monarchie stützen kann, für die Trump große Bewunderung hegt. Bei einem Treffen im Februar im Oval Office überreichte Starmer ein Einladungsschreiben von König Charles III. zu einem Staatsbesuch. Die New York Times schrieb damals spöttisch von einer „Zusammenkunft zweier Renaissance-Königshöfe“.
G7-Gipfel in Kanada: Meloni und Trump verbindet enge politische Beziehung
Starmer braucht aber auch gute Beziehungen zu Trump, weil die Wirtschaft seines Post-Brexit-Landes auf Handelskontakte mit den USA angewiesen ist. Der Brite konnte offenbar im Weißen Haus punkten. Trump befand: „Ich denke, er ist ein guter Mensch. Ich mag ihn.“
Politisch am besten verstehen sich unter den G7 Trump und Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, beide verbindet eine fast schon herzliche Sonderbeziehung. Bei ihrem Treffen im April im Oval Office überschüttete Trump die Italienerin mit Lob. So viel Aufmerksamkeit aus den USA ist ungewöhnlich für Italien, das keine militärische oder wirtschaftliche Großmacht ist. Aber offenkundig fühlt sich Trump der Postfaschistin ideologisch nahe. Trumps Zuwendung wertete Meloni international auf: Ihr könnte eine Rolle als Vermittlerin in Streitfragen zwischen Europa und den USA zufallen, etwa im Zollstreit.

G7-Gipfel in Kanada: Premier Carney gilt als entschiedener Kritiker Trumps
Den Tisch der G7 vervollständigen Kanadas Premier Mark Carney und der japanische Ministerpräsident Shigeru Ishiba. Carney gilt als harter Kritiker Trumps. Spätestens als der US-Präsident damit liebäugelte, Kanada zum 51. Bundesstaat der USA zu machen, war die Beziehung der beiden Staatsmänner schwer belastet. „Kanada steht nicht zum Verkauf“, sagte Carney bei seinem Antrittsbesuch im Weißen Haus. Trumps Antwort: „Sag niemals nie.“
Ishiba hingegen war einer der ersten Staatsgäste nach Trumps Vereidigung. Mit Lobhudeleien rang er seinem Gastgeber im Oval Office ein breites Lächeln ab: Eine „sehr starke Persönlichkeit“ sei Trump. Das dürfte daran liegen, dass Japan die USA dringend braucht - als Absatzmarkt, aber auch als Garant seiner Sicherheit, insbesondere angesichts eines auftrumpfenden China. (afp/fmü)