Aus dem Bergwerksschacht in den Gaumen: Haushamer Brauer stellen ersten Whisky vor
Seine Reifezeit hat er gebraucht, doch jetzt ist er offenbar gelungen: Die Haushamer Brennerei Silbernagl hat ihren ersten Whisky präsentiert.
Hausham – Die vorzeitige Kostprobe endete mit einem Schockmoment: „Um Gottes willen“, dachte sich Manfred Silbernagl, als er ein Jahr nach Einlagerung den ersten Schluck selbst destillierten Whisky nahm. Den Geschmack beschrieb er schonungslos als „spiritus-ähnlich“. Und Silbernagl dachte schon darüber nach, was er mit 450 Liter Alkohol anstellen sollte, den keiner trinken könne. Doch der Haushamer, der mit seiner Frau Ina und seinen Brüdern Florian und Hans die 1899 gegründete familieneigene Brauerei und Brennerei betreibt, übte sich in Geduld und beließ den Whisky die noch zwei nötige Reifejahre im hauseigenen Bergwerksschacht. Und das sollte sich auszahlen, wie sich nun bei der offiziellen Präsentation des ersten „Miners No. 1“ mit anschließender Verkostung zeigte. 46 geladene Gäste ließen sich einschenken.
Denn mittlerweile fällt Silbernagls Charakterisierung deutlich schmeichelhafter für den ersten hauseigenen Whisky aus: „Angenehm im Antrunk, Walnuss-Karamell-Aromen mit einer Citrus-Orangen-Note, anhaltender Malz- und Fassgeschmack.“ Letzterer freut Silbernagl ganz besonders, lagert der „Miners No. 1“ doch genau aus diesem Grund in nur 50 bis 100 Liter kleinen Fässern aus Eichenholz. Das übrigens ist das einzige außerbayerische Importprodukt. Weil die Fürstliche Familie von Thurn und Taxis für ein paar kleine Whisky-Fässer keine ihrer kostbaren Eichen schlagen wollte, mussten die Silbernagls auf 200 Jahre altes Holz aus Nordrhein-Westfalen ausweichen. Ansonsten aber sei das Single-Malt-Destillat vom Münchner Malz aus Bamberg über das Haushamer Wasser bis hin zum Lagerort im Keller an der Brentenstraße komplett weiß-blauen Ursprungs. Die Verarbeitung habe vom Ansetzen und Vergären des Getreidesuds mit zwei gekreuzten Hefbierestämmen über das eigentliche Destillieren bis zur Reifung ohnehin vollständig in Hausham stattgefunden, betont Silbernagl. „Dieser Whisky hat Hausham nie verlassen.“
350 Flaschen in der ersten Charge
Das wird sich nach der Abfüllung ändern. 350 Halbliter-Flaschen umfasst die erste Charge des „Miners No. 1“. Editionen mit sechs, acht und zwölf Jahren sollen folgen, kündigt Silbernagl an. Ein Rum- und ein Bourbonfass sollen für weitere Geschmacksvielfalt sorgen. Ab Weihnachten läuft die Produktion wieder an. Name und Etikett des Whiskys orientieren sich – ebenso wie die im Sommer präsentierten Biere „Steiger Hell“ und „Steiger alkoholfrei“ an der Bergwerksgeschichte Haushams. Das Logo mit dem Schriftzug „Miners No. 1“ auf pechkohleschwarzem Grund und dem silberfarbenen Emblem des Förderturms knüpfen daran an. Dass das Flaschendesign auf den ersten Blick ein bisschen an die Primusse Lantenhammer (SILD) und Slyrs in unmittelbarer Nachbarschaft erinnert, leugnet Silbernagl nicht. „Sagen wir es mal so: Wir haben uns inspirieren lassen.“ Als Konkurrent sehe man sich ohnehin nicht, allenfalls als Mitbewerber. Angesichts der kreativen Lagerorte der Nachbardestillateure (Freudenberg-Höhle bei SILD, Stümpfling-Bergstation bei Slyrs,...) ist Silbernagl fast erleichtert, die alten Bergwerksschächte unter seiner Brauerei exklusiv zu haben.
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Deutlich länger als der „Miners No. 1“ ist die Idee seiner Herstellung gereift, fügt Silbernagl schmunzelnd an. „Die Vision habe ich schon seit 20 Jahren.“ Umso stolzer ist er nun, dass ihn bereits jetzt erste Bars auf die Karte nehmen wollen. Sogar das Deutsche Theater in München habe Interesse gezeigt. Noch deutlich weiter entfernt lebt ein anderer Fan der ersten Stunde: Dieser sei extra aus Südamerika angereist, um beim ersten Tasting dabei zu sein, erzählt Silbernagl. „Er hat auch gleich zwei Flaschen mit heim genommen.“ sg