Massive Verluste an Ukraine-Front: Satellitenbilder offenbaren die Schwäche von Putins Armee

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Russland verliert in der Ukraine weiter viele Panzer – bis zu einem Drittel der Fahrzeuge sind außer Gefecht. Das zeigen OSINT-Analysen.

Moskau – Satellitendaten deuten darauf hin, dass die Armee von Russlands Präsidenten Wladimir Putin im Ukraine-Krieg mit schwindenden Panzerbeständen zu kämpfen hat. Laut einem Analysten für Open Source Intelligence (OSINT) hat das Land fast ein Drittel der gepanzerten Kampffahrzeuge verloren, die es bei der Invasion der Ukraine eingesetzt hat.

Wladimir Putins Armee verliert im Ukraine-Krieg weiterhin viele Fahrzeuge.
Wladimir Putins Armee verliert im Ukraine-Krieg weiterhin viele Fahrzeuge. © IMAGO/Alexander Kazakov

Der ukrainische Generalstab veröffentlicht täglich die ungefähren Verluste Russlands an Ausrüstung sowie an Truppen. Auch wenn diese Zahlen nicht unabhängig verifiziert werden können und teils deutlich über anderen Schätzungen liegen, lässt sich anhand ihrer ein Trend feststellen. Sie machen deutlich, dass Russland bei einer Offensive an der Ostfront und dem Versuch, die Donezk-Stadt Chasiv Yar einzunehmen, herbe Einbußen hinnehmen musste. Bis Mittwoch (8. Mai) zählte die Ukraine demnach 14.246 verlorene russische AFVs (armored fighting vehicles).

Der Ukraine-Krieg fordert einen hohen Tribut von Moskau – Gesamtrückgang von bis zu 32 Prozent

Andere Quellen bestätigen diese Entwicklung ebenfalls. Eine Auflistung des X-Accounts Jompy, die sich auf Satellitenbilder von Depots und Reparaturwerken in Russland stützt, zeigt, welchen Tribut der Krieg von Moskaus Bestand an gepanzerten Fahrzeugen fordert. Der OSINT-Kanal beschäftigt sich nach eigenen Angaben mit dem „Aufspüren russischer Militärdepots, hauptsächlich AFVs“.

In einem Beitrag vom Montag (6. Mai) hieß es dort, Russland habe noch 10.389 AFVs auf Lager, 4.763 weniger als die Vorkriegsbestände von 2021. Das entspricht einem Gesamtrückgang von fast 32 Prozent. Unter diesen Verlusten waren die meisten MT-LBs – amphibische Mehrzweck-Kettenpanzer aus der Sowjet-Ära. Von diesen waren nur noch 922 übrig, verglichen mit einem Vorkriegsbestand von 2.527, so der Bericht.

Putins Armee erleidet Verluste – Beobachtung russischer Depots und Reparaturwerke

Der OSINT-Analyst sagte, dass Moskau auch hohe Verluste an BMDs - einem sowjetischen amphibischen Kettenschützenpanzer - hinnehmen musste, von denen nur noch 244 oder 38,3 Prozent des Vorkriegsbestandes von 637 übrig seien. Weitere hohe Verluste wurden bei den gepanzerten Mannschaftstransportwagen BTR-50 festgestellt, von denen nur noch 41,6 Prozent oder 52 im Vergleich zu vor der Invasion übrig geblieben seien. Russland habe 708 seiner neueren BTR-60-Modelle aus den 70er und 80er Jahren nicht mehr auf Lager, sodass laut Jompy nur noch 78,63 Prozent oder 2.605 der vor der Invasion vorhandenen 3.313 Fahrzeuge übrig sind.

Was ist Open Source Intelligence?

Open Source Intelligence (OSINT) bezeichnet die Sammlung und Analyse von Informationen, die aus frei verfügbaren Quellen stammen. Diese Quellen können öffentlich zugängliche Datenbanken, Websites, soziale Medien, Nachrichtenartikel, wissenschaftliche Veröffentlichungen und andere elektronische Quellen sein. OSINT befasst sich typischerweise mit nicht klassifizierten Informationen und wird häufig von Regierungsbehörden, Unternehmen, Journalisten und Forschern verwendet, um Einblicke zu gewinnen, Trends zu identifizieren, Risiken zu bewerten und Entscheidungen zu unterstützen.

Bei Jompy heißt es zwar, die Zahlen seien nicht völlig sicher. Trotzdem gehe der Analyst von der Richtigkeit seiner Angaben aus, da er „so viel Zeit damit verbracht habe, mir russische Depots und Reparaturwerke anzuschauen und Trends zu beobachten“.

Menge der zerstörten Ausrüstung noch „deutlich höher“ - dem Kreml gehen die Kampffahrzeuge aus

Die Website Oryx, die sich auf Video- und Standbilder stützt, untermauert die Analyse. Ihr zufolge, belaufen sich die Gesamtverluste an russischen Schützenpanzern auf 1.314, von denen 919 zerstört, 34 beschädigt, 94 aufgegeben wurden. Zudem seien 267 der Fahrzeuge in die Hände der Ukrainer gefallen. Oryx gab an, dass die Menge der verfügbaren Beweise, auf die es sich stützt, bedeutet, dass die Menge der zerstörten Ausrüstung noch „deutlich höher“ sein müsse.

Laut einer anderen Veröffentlichung der Plattform hat Russland in den Jahren 2022 und 2023 etwa 80 gepanzerte Mannschaftstransportwagen (APC) pro Monat verloren. Wenn diese Verlustrate bis 2024 anhalte und die Produktion neuer Panzerwagen konstant bei 30 bis 40 pro Monat bleibe, werde der Kreml in etwa zwei Jahren keine Kampffahrzeuge mehr haben. (tpn)

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