Sturzfluten wie im Ahrtal nicht zu erwarten: Starkregen-Studie zeigt aber kritische Punkte für Iffeldorf
In Iffeldorf liegt nun das Ergebnis einer Studie vor, die Straßenzüge und Gebäude identifiziert, die bei Starkregen durch Überflutungen gefährdet sein könnten. Darunter sind, wie erwartet, das Gebiet um Faltergatter und Alpenstraße sowie die Hofmark. Die Studie gibt auch Ratschläge, wie die Gefahr verringert werden kann.
Iffeldorf – Vor einem Jahr hat die Gemeinde Iffeldorf das Konzept für das sogenannte Starkregenmanagement in Auftrag gegeben. Es soll, gefördert vom Freistaat, zeigen, wie man bei Starkregen die Gefahr von Sturzfluten und Überflutungen verringern kann. Ein vorläufiges Ergebnis lag nun dem Iffeldorfer Gemeinderat vor, samt Empfehlungen für Gemeinde und Privateigentümer. Der Klimawandel, sagte Bürgermeister Hans Lang (SPD) eingangs, lasse sich nicht wegdiskutieren, samt der damit verbundenen Starkregenereignisse. Man sei vor einem Jahr im Gemeinderat der Meinung gewesen, dass man sich vorbereiten sollte, da es auch in Iffeldorf Problemzonen gebe, weniger mit ständigem Hochwasser als mit plötzlichen Überflutungen.
Firma hat für viele Kommunen Risiko-Analysen erstellt
Das Ergebnis der Studie erläuterte Florian Brodrecht von der Firma Spekter aus Herzogenaurach, die für viele Kommunen Risiko-Analysen erstellt. Der Auftrag habe vorgesehen, das gesamte Gemeindegebiet zu untersuchen, sagte Brodrecht. Genutzt wurde dazu ein digitales Geländemodell, ergänzt durch weitere Daten, woraus sich eine Starkregen-Gefahrenkarte mit Überflutungsbereichen und Wassertiefen ergab. Die Ergebnisse seien mitunter sehr detailliert, man könne „die Gefahrenlage gebäudescharf ermitteln“, erklärte er.
Drei Bereiche in Iffeldorf hervorgehoben
In seinem Vortrag hob Brodrecht drei Bereiche in Iffeldorf hervor. Zum einen ging er auf die Hofmark ein, wo sich ein lokaler Tiefpunkt befindet, zu dem Wasser aus Westen, Süden und Osten zusammenfließt, der Hauptteil davon westlich an der Grundschule vorbei. Teilweise seien dort schon Vorkehrungen getroffen, zum Beispiel durch eine Erhöhung des Haupteingangs, erklärte er. Ebenso ging Brodrecht auf die Heuwinklstraße ein. Dort empfahl er eine „relativ einfache Maßnahme“ zur Entlastung, den Einbau einer Abflussrinne zur Ableitung von Wasser in Richtung Norden.
Vorkehrungen für das Wohngebiet von Faltergatter und Alpenstraße
Als dritten Bereich nannte er das topografisch tiefer gelegene Gebiet von Faltergatter, Alpenstraße und Benediktenwandstraße mit ihren „lokalen Einstaupunkten“, das bei Starkregen immer wieder betroffen ist. Die Überlegung sei hier, das Wasser aus dem südlichen Bereich beispielsweise durch einen Ableitungsgraben zurückzuhalten. Untersucht wurde ihm zufolge auch eine Entwässerung nach Osten in Richtung Bodenbach. Dies sei aber aufwändig, weil die Leitung unter Bahntrasse und Staatsstraße hindurch geführt werden müsste. Er riet, Vorkehrungen jedenfalls gleich so zu dimensionieren, dass eine Bauflächen-Erweiterung südlich des Faltergatters mitgedacht wird.
Keine Sturzflutereignisse wie im Ahrtal zu erwarten
Das Gute ist, sagte Brodrecht, dass in Iffeldorf keine Sturzflutereignisse wie im Ahrtal zu erwarten sind, weil man nicht die steile Topografie und das große Einzugsgebiet habe, wohl aber lokale Überflutungen.
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Laut Brodrecht gehören zum Starkregenmanagement auch Empfehlungen, was Gemeinde und Privateigentümer tun können. Laut Gesetz, sagte er, sei jede Person im Rahmen des Zumutbaren verpflichtet, sich vor solchen Ereignissen zu schützen. Brodrecht erklärte, dass Wasser über Lichtschächte, Kellerabgänge und Kanalrückstau ins Haus dringen kann. Gegenmaßnahmen seien eine Rückstausicherung, ein permanenter Schutz für Lichtschächte oder mobile Schutzsysteme, zum Beispiel ein Schott oder Sandsäcke.
Gefahrenkarten für Starkregenereignisse
Laut Brodrecht werden die Starkregen-Gefahrenkarten nach Projektende veröffentlicht, wie detailliert, wird ihm zufolge noch geprüft. So könnten zum Beispiel gebäudescharfe Ausschnitte ausschließlich dem jeweiligen Eigentümer zur Verfügung gestellt werden. Die Gemeindeverwaltung erhält sie jedenfalls komplett, voraussichtlich im Mai, um die Ergebnisse bei Bauanträgen einzubeziehen. So kann die Gemeinde dann zum Beispiel – wie in Seeshaupt geschehen – eine höhere Bodenplatte genehmigen, wenn das geplante Haus in einem gefährdeten Gebiet gebaut werden soll.