Nach EZB-Zinssenkung: Wann sich die Immobilienpreise anpassen

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EZB-Präsidentin Christine Lagarde gibt die Senkung des Leitzins bekannt – und damit auch das Signal zu steigenden Immobilienpreisen? (Montage) © Patrick Pleul/Frank Rumpenhorst/Imago

Die EZB senkt den Leitzins und macht Kredite damit günstiger. Für Käufer von Immobilien kann das schon bald Konsequenzen haben, zeigt eine Analyse.

Frankfurt – Die Europäische Zentralbank hat die von vielen lang erwartete Senkung der Leitzinse am Donnerstag, 6. Juni, bekannt gegeben. Der Zins, zu dem sich Banken Geld bei der EZB leihen können, beträgt nun 4,25 Prozent. Sie kommen damit günstiger an frisches Geld. Auch Kredite dürften damit günstiger werden. Gleichzeitig fällt auch der Zins für eingelagertes Geld. Sparen wird damit unattraktiver. Die Zinswende dürfte damit für steigende Preise auf dem Immobilienmarkt führen.

Rückblick: In Folge der Zinserhöhung der EZB im Kampf gegen die Inflation 2022 hat zu einem Einbruch der Immobilienkredite geführt. Infolgedessen sind auch die Preise für Eigentumswohnungen und Häuser gefallen. Nach zwei Krisenjahren hat sich jedoch auf dem Immobilienmarkt seit Jahreswechsel 2023/24 eine Wende abgezeichnet. Das Interesse stieg und die nötigen Kredite wurden bewilligt.

EZB senkt Leitzins: Wie wirkt sich das auf die Immobilienpreise aus?

Mit der EZB-Zinssenkung und der damit erleichterten Finanzierung könnten damit jedoch die Preise für Immobilien wieder steigen. Selbst ohne das Signal der EZB sind die Bauzinsen seit Oktober 2023 zurückgegangen. Laut der Immobilien-Plattform Immowelt seien auch die Angebotspreise von Wohnungen in deutschen Großstädten spätestens zwei Monate danach gestiegen.

Der Dienstleister hat untersucht, wie lange es in den 15 größten deutschen Städten gedauert hat, bis sich die Preise für Immobilien nach einer Änderung der Bauzinsen verändert haben. Trotz der relativ kleinen Senkung der Bauzinsen von vier auf 3,6 Prozent Ende 2023 seien die Preise schnell gestiegen, teilte Immowelt mit.

Leichte Senkung der Bauzinsen führt zu höheren Preisen für Immobilien – laut Analyse

„Das schlagartige Ende der Niedrigzinsphase vor gut zwei Jahren hat den Immobilienmarkt erschüttert und Verkäufer verunsichert“, erklärte Immowelt-Geschäftsführer Felix Kusch. „Die kleinsten Anzeichen der Verbesserung der Marktlage, wie durch die leicht gesunkenen Bauzinsen Ende 2023, haben hingegen binnen kürzester Zeit bereits wieder zu steigenden Preisen geführt.“

In sechs der untersuchten Städte seien die Immobilienpreise innerhalb eines Monats nach der Zinssenkung gestiegen. Dazu gehören demnach auch die teuren Städte München und Köln. In vier Städten seien die Preise noch im selben Monat nach oben gegangen.

Stadt Zeit bis Preisanstieg nach Zinssenkung im Oktober 2023
Berlin zwei Monate vorher
Bremen ein Monat
Dortmund ein Monate
Dresen selber Monat
Duisburg zwei Monate vorher
Düsseldorf selber Monat
Essen ein Monat vorher
Frankfurt ein Monat
Hamburg selber Monat
Hannover ein Monat vorher
Köln ein Monat
Leipzig zwei Monate
München ein Monat
Nürnberg selber Monat
Stuttgart ein Monat
Quelle: Immowelt

In den Städten Berlin seien die Preise dagegen schon im August 2023 gestiegen, und damit zwei Monate vor dem Zinsrückgang. Immowelt führt das einerseits auf die große Attraktivität Berlins zurück, wo es im Vergleich mit anderen europäischen Hauptstädten zudem niedrigere Kaufpreise gebe. Dadurch sei das Interesse schneller zurückgekehrt oder nicht so stark abgeflacht wie in anderen deutschen Städten. Besonders für Investoren sei der Markt dort interessant.

Auch in Essen und Duisburg seien die Preise schon vorher gestiegen. Die Analyse führt darauf zurück, dass diese zu den günstigsten Großstädten des Landes gehören und sich die Finanzierungskosten damit weniger stark ausgewirkt hätten und Käufer schneller auf den Markt zurückgekehrt seien.

EZB-Leitzinssenkung könnte zu steigenden Immobilienpreisen führen

Die Entscheidung der EZB, den Leitzins zu senken, dürfte die Immobilienpreise weiter steigen lassen. Davon geht auch Immowelt-Chef Felix Kusch aus. „Die Leitzinssenkung könnte den Trend nach oben verstärken“, erklärte er mit Blick auf die Ergebnisse der Analyse.

Für Interessenten sind das keine guten Nachrichten. Andere Brancheninsider glauben nicht daran, dass die Immobilienfinanzierung durch die Zinssenkung günstiger wird. „Unserer Meinung nach wird die Leitzinssenkung der EZB keine spürbaren Auswirkungen auf die langfristigen Kreditzinsen haben, weil die Finanzmärkte bereits bis zu drei Zinssenkungen um jeweils 0,25 Prozentpunkte in diesem Jahr eingepreist haben“, sagte Mirjam Mohr, die das Privatkundengeschäft des Kreditvermittlers Interhyp verantwortet, der Wirtschaftswoche.

In der Baubranche sind die Aussichten dagegen andere. Trotz der Aussicht auf die sinkenden EZB-Leitzinsen seien die Bauzinsen weiter gestiegen, berichtete Tagesschau.de. Seit Anfang Januar 2024 ist der durchschnittliche Zinssatz laut dem Baufinanzierer Interhyp von 3,42 Prozent auf 3,72 Prozent gestiegen. Dennoch rechne die Bauindustrie ebenfalls mit sinkenden Zinsen.

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