Montessori-Schule: Ungleichbehandlung beim Schulbus - „Wir werden das nicht ändern können“

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Seit Anfang des Jahres gibt es keine Gratis-Busfahrten mehr für Penzberger Schüler. Für Montessori-Schüler, die weit von der Schule entfernt wohnen, gibt es aber auch keine kostenlose Schülerbeförderung. © Wolfgang Schörner

Grünen-Stadtratsmitglied Sebastian Fügener kritisiert, dass Penzberger Montessori-Schüler, die weit von ihrer Schule entfernt wohnen, kein Anrecht auf kostenlose Beförderung zur Schule haben, anders als Kinder staatlicher Schulen. Die Stadt Penzberg verweist auf die Gesetzeslage.

Dass Montessori-Schüler aus Penzberg, die weiter als zwei oder drei Kilometer von ihrer Schule entfernt wohnen, kein Anrecht auf kostenlose Schülerbeförderung haben, war in den vergangenen Jahren nicht aufgefallen. Denn seit Anfang 2019 durften alle Penzberger Schüler kostenlos mit dem Stadtbus fahren. Diese Gratisfahrten, eine freiwillige Leistung, schaffte die Stadt mit dem MVV-Beitritt zum 1. Januar 2025 aber wieder ab.

„Aufschrei bei Eltern“

Es habe einen „Aufschrei bei Eltern“ von Montessori-Schülern gegeben, berichtete Sebastian Fügener (Grüne) jüngst im Stadtrat. Der Hintergrund: Laut Gesetz haben Grundschüler, die weiter als zwei Kilometer von der Schule entfernt wohnen, sowie ältere Schüler, die weiter als drei Kilometer von der Schule entfernt wohnen, ein Anrecht auf kostenlose Beförderung zum Unterricht. Das gilt für staatliche Schulen, nicht aber für Montessori-Schulen. Dies könne nicht akzeptiert werden, so Fügener.

Ordnungsamtsleiter Joachim Bodendieck bestätigte die Ungleichbehandlung, die ihm zufolge auf der gesetzlichen Regelung basiert. Demnach handelt es sich laut Landratsamt bei der Penzberger Montessori-Schule – wie bei allen anderen Montessori-Schulen in Bayern – um eine Schule, die „staatlich genehmigt“, aber nicht „staatlich anerkannt“ ist. Das Gesetz über die Kostenfreiheit des Schulwegs gelte jedoch nur für Schüler an öffentlich und staatlich anerkannten privaten Schulen, also nicht für die Montessori-Schulen.

Anerkannte oder genehmigte Schule

Bodendieck erläuterte im Stadtrat auch, was laut Schulamt eine „staatlich anerkannte Schule“ ist: Sie muss sich 1 zu 1 an die Stundentafel halten, weitgehend den 45-Minuten-Rhythmus einhalten, Noten und Zeugnisse ausstellen, Schularbeiten und Exen schreiben sowie nachweisen, dass Schüler die Jahrgangsziele erreichen.

„Verkrustete Begründung“

Kerstin Engel (Grüne) sprach von einer „verkrusteten Begründung“, die den heutigen Unterrichtsformen nicht mehr entspricht. „Wenn wir einmal in unseren Grundschulen das Lernhauskonzept umsetzen, würde uns dann die staatliche Anerkennung aberkannt?“, fragte sie. Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) erklärte, dass dies die Gesetzlage sei. „Wir werden das nicht ändern können.“ Sebastian Fügener plädierte vor diesem Hintergrund, in den anstehenden Haushaltsberatungen über Zuschüsse zu sprechen.

In anderen Dingen freier

Michael Feder, Geschäftsführer der Penzberger Montessori-Schule, sagte gegenüber der Heimatzeitung, es habe Anfragen von Eltern gegeben. Die freiwillige Leistung der Stadt, dass alle Schüler kostenlos Bus fahren durften, sei wunderbar gewesen. Es sei schade, dass die sehr sinnvolle Bezuschussung weggefallen ist. Es gebe aber eine andere finanzielle Situation. Ihm zufolge wohnen 85 bis 90 der insgesamt 215 Schüler und Schülerinnen in Penzberg. Feder schätzt, dass mindestens die Hälfte weiter als zwei oder drei Kilometer von der Schule entfernt wohnt, also bei einer „staatlich anerkannten Schule“ einen Anspruch auf kostenlose Schülerbeförderung hätte (die Eltern erhalten von der Montessori-Schule auf Antrag einen Zuschuss). In diesem Fall würden „staatlich genehmigte Schulen“ benachteiligt. Allerdings, so Feder, sei man in anderen Dingen freier.

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