Am vergangenen Freitag lud der Verein „Mdantsane e. V. – Kinderhilfe“ anlässlich des 38. Jahrestages nach der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl zu einem Vortrags- und Diskussionsabend im Haus International ein.
Kempten – Brigitte Römpp begrüßte als Vorsitzende des Vereins über 50 Gäste und die Referenten des Abends: Franz Alt, bekannter Fernsehmoderator und Autor sowie Prof. Klaus Buchner, Physiker und ehemaliger Abgeordneter im Europaparlament. Zunächst berichtete die 1. Vorsitzende von den aktuellen Projekten in der Ukraine.
Große Dankbarkeit für die Hilfslieferung
Am 28. Februar traf erneut eine große Hilfslieferung von medizinischem Material in Poltawa ein: Verbandsmaterial, Schmerzmittel, Spritzen, Bandagen, Wunddesinfektionsmittel und vieles mehr im Wert von 10.000 Euro. Die Partner in der Ukraine teilten nach Bedarf zwischen dem Krankenhaus Poltawa und Charkiv auf. Brigitte Römpp betonte bei den Partnern, dass die Hilfe nicht nur vom Verein stamme, sondern dass die Bevölkerung vom Allgäu zu den Spenden beigetragen habe. Im Dankesschreiben finden sich deshalb Passagen, in denen sich die Empfänger bei den „Menschen im Allgäu“ bedanken und weiter auf Unterstützung hoffen.
Prof. Buchner berichtete von seinen Besuchen mit dem Europäischen Parlament in Saporischschja. Eine russische Drohne habe das Dach der Anlage durchschlagen, aber keine Radioaktivität freigesetzt. Inzwischen haben sich die Russen hinter den Atommeilern verschanzt. Die Mitarbeiter des größten Kraftwerks werden praktisch als Gefangene gehalten, erhalten wenig Nahrung und sind deshalb von ihrem Gesundheitszustand her eine Gefahr für den Betrieb des Kraftwerks.
Wegen Solarenergie werden keine Kriege geführt
Franz Alt berichtete davon, wie wichtig die Energieversorgung für die Weltwirtschaft sei. Wegen der Solarenergie werden keine Kriege geführt – die Sonne scheint überall. Etliche afrikanische Länder hätten Wohlstand mit dem Einsatz der Solarenergie erreicht. Oft verdienen die Bauern ihr Geld nicht nur mit Feldfrüchten, sondern auch mit der Solarenergie, sodass eine Flucht nach Europa für sie nicht mehr interessant ist. Auch in der Ukraine wird beim Wiederaufbau auf Solarenergie gesetzt. Somit kann die Bombardierung der Infrastruktur nicht mehr so viel Schaden anrichten.
Diskussion über einen möglichen Frieden
In der Diskussion gab es viele Fragen nach einem möglichen Frieden. Franz Alt meinte „ Feindesliebe bedeutet nicht, dass man sich niedermachen lässt, sondern sie heißt, schlauer zu sein als der Feind“. Prof. Buchner steht einem „sofortigen Waffenstillstand“ etwas kritischer gegenüber. Zu groß sind die menschlichen Opfer, die die Ukraine bisher erbringen musste. Die Ukraine wünsche sich Gerechtigkeit und die Bestrafung der Täter.
Meine news
Einig waren sich alle Teilnehmer, dass Gespräche wünschenswert sind. Auch in der Ukraine gibt es „eine Kultur des Friedens“. Als neues Projekt bietet der Verein die Behandlung von traumatisierten Kindern in den Traumazentren der Ukraine an. Dazu sollen ukrainische Therapeuten ausgebildet werden als Multiplikatoren. Dieses Projekt wurde von den Anwesenden sehr begrüßt, nur fehlen zum Start noch Spenden. Über 3Stunden dauerte ein Abend mit vielen Informationen und Anliegen, die die Menschen derzeit bewegen.
kb
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