Industrie schlägt Alarm: „Deutschland fällt 2024 voraussichtlich weiter zurück“

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Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft bleiben trübe. © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Die deutsche Industrie nimmt den Start der Hannover Messe zum Anlass, um weiter vor dem Abwärtstrend der Wirtschaft in Deutschland zu warnen. Der Ruf nach Reformen wird immer lauter.

Hannover – Die deutsche Industrie schwächelt – und rechnet mit einem weiteren schwierigen Jahr. „Deutschland fällt 2024 voraussichtlich weiter zurück“, sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, am Montag zum Auftakt der Hannover Messe.

Deutsche Wirtschaft schwächelt: „In der aktuellen Wirtschaftspolitik fehlt die Leidenschaft zur Freiheit“

Die Produktion dürfte verglichen mit 2023 um 1,5 Prozent zurückgehen, teilte der Branchenverband weiter mit. Bei den Warenexporten erwartet der BDI 2024 eine Stagnation, nachdem diese im vergangenen Jahr noch um 1,5 Prozent gesunken sind. „Die Industrie in Deutschland hat sich von den Kosten- und Nachfrageschocks, von zeitweise extrem hohen Energiepreisen und von der Inflation noch nicht erholt“, sagte Russwurm. Er nannte die Produktionsprognose besorgniserregend.

Auch für die Gesamtwirtschaft ist der Verband, der zuletzt zu den schärfsten Kritikern von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gehörte, pessimistisch. Hierzulande rechnet der BDI 2024 mit einem Wachstum von lediglich 0,3 Prozent, während die Weltwirtschaft um drei Prozent zulegen dürfte. Damit würde Deutschland erneut abgeschlagen sein unter den großen Industrieländern. „Für den Industriestandort bleiben die Herausforderungen groß. Stärkeres Wachstum und erfreulich guten Profit erzielen deutsche Unternehmen derzeit vor allem an ihren Produktionsstandorten im Ausland“, so Russwurm.

In der aktuellen Wirtschaftspolitik fehlt jedoch die Leidenschaft zur Freiheit“, kritisierte auch Karl Haeusgen, Präsident des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). „Neue Investitionsvorhaben finden aktuell vor allem im Ausland statt, etwa in den USA. Das wird, wenn wir dem nichts entgegensetzen, zu einer anhaltenden Schwächung unserer Wirtschaft führen.“ Die Industriestandorte Deutschland und Europa bräuchten keine Untergangsdebatten, sondern mutige Reformen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. 

Bürokratie, Energiepreise: Industrie fordert mehr Reformen

Russwurm forderte erneut, Deutschlands Industrie brauche wettbewerbsfähige und langfristig planbare Energiepreise. „Die Stromnetzentgelte müssen deutlich gesenkt werden und die Regierung muss die angekündigte Kraftwerksstrategie und die Wasserstoffstrategie schnell konkretisieren und mit Priorität umsetzen. Die Unternehmen benötigen außerdem dringend weniger Bürokratie“, sagte Russwurm. Das vierte Bürokratieentlastungsgesetz sei kein Befreiungsschlag. „Zusätzlich müssen die Unternehmensteuern auf ein wettbewerbsfähiges Niveau von 25 Prozent gesenkt werden.“ Derzeit sind es knapp 30 Prozent.

Mit Material von Reuters und dpa

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