Höhere Netzentgelte: Stromversorger heben Preise ab April an

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Die Strompreise befinden sich gegenwärtig auf einem hohen Niveau. Ab 01. April heben einige Anbieter sie zusätzlich an.

München – Viele Haushalte müssen sich ab dem 01. April auf höhere Strompreise einstellen. Grund dafür ist unter anderem, dass die beiden großen Energiekonzerne EnBW mit Sitz in Karlsruhe sowie EWE aus Oldenburg ihre Preise anziehen, wie aus einer Berechnung des Vergleichsportals Verivox hervorgeht. 

Demnach werden EnBW-Kunden durch eine Strompreiserhöhung von 15,9 Prozent ab April dieses Jahres deutlich mehr in die Taschen greifen müssen als bislang. „Für einen Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 2.900 Kilowattstunden (kWh) bedeutet dies Mehrkosten von monatlich rund 16 Euro“, hieß es in einer Pressemitteilung des Konzerns, über die der SWR am gestrigen Dienstag berichtete.

Auch beim Oldenburger Anbieter EWE werden die Strompreise zum 01. April deutlich angehoben, wie der NDR heute meldete. Als Gründe hierfür nennt der Konzern etwa gestiegene Netzentgelte und die Umlage für stromintensive Betriebe. Betreffen wird die Strompreiserhöhung laut EWE 210.000 Strom- sowie 105.000 Gasbezieher. Auf das Jahr gerechnet bedeutet das für Haushalte mit einem Musterverbrauch von 2.800 Kilowattstunden 62 Euro mehr. Für Bezieher von Gas mit einem jährlichen Verbrauch von 17.500 Kilowattstunden schlägt die Preiserhöhung gar mit 455 Euro mehr ins Gewicht.

Weitere regionale Energieversorger erhöhen ihre Preise – andere bleiben stabil

Neben den beiden großen Energiekonzernen EnBW und EWE ziehen aber auch einige weitere regionale Energiekonzerne ihre Strompreise an. Im März 2024 wurden bundesweit 82 Strompreiserhöhungen von regionalen Versorgern von durchschnittlich etwa 6 Prozent angekündigt, wie die Bild-Zeitung heute unter Berufung auf das Vergleichsportal Verivox berichtete. Für einen Drei-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von beispielhaft 4000 kWh entspricht das einer Mehrbelastung von rund 94 Euro im Jahr. 

Jedoch gibt es auch genügend Energieversorger, die ihre Preise trotz der undankbaren aktuellen Marktsituation auf einem konstanten Niveau halten wollen. Dazu gehört etwa der Hannoveraner Energiekonzern Enercity, der dem NDR zufolge zuletzt ankündigte, erhöhte Netzentgelte nicht an Kunden weitergeben zu wollen. Aber auch der bundesweite Anbieter E.ON Energie Deutschland, will den Strompreis ebenfalls nicht anheben. Zumindest zum jetzigen Zeitpunkt. Eine spätere Preiserhöhung schließt das Unternehmen laut NDR-Angaben aber nicht aus.

Neben den 82 Erhöhungen regionaler Anbieter haben 13 Versorger Strompreissenkungen von rund 10 Prozent angekündigt, was rund 221 Euro entspricht. Dazu gehört unter anderem der Dortmunder Versorger DEW21, der zum 1. März seine Preise in der Grundversorgung senken will, oder die in Frankfurt am Main ansässige Eon-Tochter Süwag. Sie plant eine Preissenkung zum 01. Mai dieses Jahres.

Deutsche Strompreise 2024 auf hohem Niveau. Woraus sie sich zusammensetzen

Schon länger sind die Strompreise in Deutschland konstant hoch. Binnen der letzten 15 Jahre haben sich Verivox zufolge fast verdoppelt. Dem Preisindex des Vergleichsportals zufolge liegt der Preis pro Kilowattstunde zu Beginn das Jahres 2024 durchschnittlich bei 38 Cent. In diesem Arbeitspreis ist die Grundgebühr bereits enthalten. Ein privater Haushalt mit einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 4.000 kWh muss demnach aktuell rund 1.500 Euro im Jahr für Strom bezahlen.

Strompreise könnten Kundinnen und Kunden 2024 teuer zu stehen kommen
Strommasten auf einem Feld in der Nähe von Industrieanlagen bei Köln. Unternehmen aus allen Branchen klagen über © IMAGO/Christoph Hardt

Zu Beginn dieses Jahres machen Steuern, Abgaben und Umlagen insgesamt etwa 29,5 Prozent des Strompreises aus. Darin enthalten sind Stromsteuer, Konzessionsabgaben an die Kommunen und die Abgaben, die sich aus dem Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz (KWKG), der §19-NEV-Umlage, der Offshore-Netzumlage sowie der Mehrwertsteuer ergeben.

Ampel-Koalition musste Pläne zu Zuschüssen revidieren – das ließ Netzentgelte steigen

Ursprünglich hatte die Ampel-Koalition geplant, Netzentgelte mit insgesamt 5,5 Milliarden Euro zu bezuschussen. Doch wegen des Defizits im Bundeshaushalt beschloss die Bundesregierung im Dezember, die geplanten Zuschüsse ersatzlos zu streichen. In der Folge hatten die großen Netzbetreiber ihre Netzentgelte mehr als verdoppelt – von 3,1 auf 6,4 Cent pro Kilowattstunde.

In einigen Bundesländern stiegen die Strompreise zuletzt sogar um etwa ein Drittel an, wie das Vergleichsportal Check24 im Januar berichtete. Demzufolge stiegen die Preise für Strom in Thüringen um 33 Prozent an. In Bayern muss mit 32 Prozent höheren Kosten gerechnet werden. Und auch in Nordrhein-Westfalen fallen 31 Prozent Mehrkosten an. Besser weg kommt beispielsweise das Bundesland Brandenburg, wo die Netznutzungsentgelte nur um zwei Prozent teurer werden. Ähnlich sieht es auch in Mecklenburg-Vorpommern aus – dort steigen die Netzentgelte um 4 Prozent.

„Verbraucherinnen und Verbraucher müssen in diesem Jahr deutlich mehr für Strom bezahlen als im vergangenen Jahr. Die politischen Entscheidungen wirken sich direkt auf den Geldbeutel von Energiekundinnen und -kunden aus“, sagt Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie bei Check24. Wer die Preissteigerungen minimieren möchte, rät der Experte, nun selbst aktiv zu werden und gegebenenfalls den Anbieter wechseln. „Nur so können Verbraucher*innen die enormen Mehrkosten abfedern.“ (Fabian Hartmann)

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