Anlaufstelle fürs Ehrenamt: Buntes Haus inzwischen unverzichtbar

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Zusammen mit vielen Vertretern der verschiedenen engagierten Gruppen diskutierten (v.l.) Miesbachs Zweite Bürgermeisterin Astrid Güldner, DSEE-Vorständin Katarina Peranić, Pfarrer Erwin Sergel und Bundestagsabgeordneter Alexander Radwan über die Möglichkeiten, wie das Ehrenamt gestärkt werden kann. © Privat

Mit dem Bunten Haus ist der evangelischen Kirche in Miesbach ein echtes Schmuckstück gelungen, von dem die gesamte Stadt profitiert – unabhängig der Konfession. Dieser Weg hat bundesweit für Aufsehen gesorgt. Bei einer Diskussion mit Ehrenamtlichen zeigte sich nun: Das Bunte Haus als offene Anlaufstelle ist unverzichtbar.

Das Bunte Haus hat seit seinem Start im Herbst 2022 viel Aufsehen erregt und eine Menge Veranstaltungen ermöglicht – und tut das immer noch. Vor Kurzem wurde das Projekt, das weit über ein einfaches Pfarrheim hinaus geht, im Rahmen der Aktion „Start Social“ von Bundeskanzler Olaf Scholz in Berlin ausgezeichnet (wir berichteten) und mit 5000 Euro prämiert. Bei dieser Gelegenheit wurde Katarina Peranić eingeladen, die als Gründungsvorständin die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE) in Neustrehlitz repräsentiert. Im Bunten Haus diskutierte sie nun zusammen mit dem Bundestagsabgeordneten Alexander Radwan (CSU) mit Vertretern der bis zu 70 dort aktiven Gruppen. Das Thema: Wie kann ehrenamtliches Engagement noch mehr unterstützt werden?

Das Bunte Haus war als Treffpunkt für diese Runde perfekt geeignet. Denn es vereint vieles, das ehrenamtliches Engagement braucht. Denn das Gemeindehaus fungiert als offenes Begegnungs- und Bildungszentrum. An der Neugestaltung haben nicht nur Pfarrer und Kirchenvorstand, sondern die gesamte Gemeinde mitgearbeitet. Es steht damit nicht nur dem evangelischen Leben der Kirchengemeinde zur Verfügung, sondern dient dem gesamten Quartier als Anlaufstelle. Und das wird rege genutzt.

Hilfe für den ländlichen Raum

Peranić sieht hier sehr viel umgesetzt, das ihre Stiftung gerade im ländlichen Raum unterstützen will. Die DSEE wurde 2020 gegründet und untersteht dem Innen-, dem Familien- und dem Landwirtschaftsministerium. Mit 28 Millionen Euro soll sie helfen, die ehrenamtliche Arbeit gerade im ländlichen Raum zu erhalten und auszubauen.

Laut Peranić die ebenfalls zur Start-Social-Jury gehört, machte keinen Hehl daraus, dass man nicht lange habe über das Bunte Haus diskutieren müssen. „Wichtig ist Hilfe dort, wo etwas Neues entsteht. Das fanden wir in Miesbach so herausragend.“ Denn das große Problem für ehrenamtliche Gruppen sei erfahrungsgemäß der Treffpunkt. „Das Bunte Haus lebt das exzellent und vorbildlich vor, wie eine solche Lösung aussehen kann.“

Sie nehme hier in Miesbach „eine wahnsinnige Vielfalt“ wahr, ergänzte Peranić. Kirche, Inklusion, Kunst, Kultur. „Und alle sagen: Ich bin hier gerne.“ Dabei gehe es nicht nur um die pragmatische Frage, wo man sich treffen kann. Wichtig sei auch, dass man hier neue Menschen kennenlerne, sich mit ihnen austausche und so neue Erfahrungen machen könne.

Toleranz hat große Bedeutung

Laut Radwan habe die Toleranz im Bunten Haus als Begegnungsraum große Bedeutung. Auch die Umsetzung geschehe sehr pragmatisch, ohne große Hürden. „Je lokaler etwas ist, desto weniger bürokratisch ist es“, formuliert es der Bundestagsabgeordnete. Daher stelle sich die Frage: „Wie kann man das Lokale stärken?“

Auch Miesbachs Zweite Bürgermeisterin Astrid Güldner (Grüne) sieht es als große Stärke, „dass man ohne großen Aufwand hier aus verschiedenenen Lebenswelten zusammenkommen und auf Augenhöhe diskutieren kann“. Jeder Euro, der ins Ehrenamt investiert werde, komme dreifach zurück. „Ehrenamtliches Engagement ist der Kitt unserer Gesellschaft und Demokratie.“ Und das Bunte Haus, das sie von Beginn an unterstütze, strahle nun bundesweit auf Miesbach zurück.

Angesprochen auf finanzielle Hürde fand Peranić, dass Geld nicht entscheidend sei. „Wir haben in Deutschland 600 000 Vereine.“ Und im Schnitt liege das finanzielle Budget unter 10 000 Euro. Sie nehme mit, dass vor allem eine Infrastruktur wichtig sei. „Wir brauchen Raum.“ Die Frage dabei sei, wie man diese Ressourcen schaffen könne. Hier müssten Politik, Verwaltung, Wirtschaft und die Menschen vor Ort zusammenspielen. Als positives Beispiel, wie so etwas gelingen kann, dient das Bunte Haus. (ddy)

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