„Für beide Seiten gut“: Palmer liebäugelt mit Grünen-Rückkehr – Özdemir macht Tübinger OB Hoffnung
Die Zeichen zwischen Boris Palmer und den Grünen stehen auf Annäherung. Folgt jetzt die Rückkehr des Tübinger Oberbürgermeisters? Cem Özdemir öffnet eine erste Tür dafür.
Tübingen – Mitten im Wahldebakel der Grünen bei der Europawahl 2024 platzt eine Nachricht herein, die der Spitze um Ricarda Lang und Co. wenig gefallen dürfte. Boris Palmer, der „Grünen-Schreck“ aus Tübingen, zeigt sich ein gutes Jahr nach seinem Austritt aus der Klima-Partei wieder versöhnlicher. Es gibt deutliche Anzeichen, dass Palmer und seine ehemalige Partei aufeinander zugehen könnten. Und er hat schon einen mächtigen Fürsprecher: Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir. Es gibt allerdings einige Bedingungen für eine Rückkehr Palmers.
Palmer und die Grünen: Nach Debakel bei der Europawahl könnte Rückkehr in die Partei folgen
„Menschen für immer abschreiben, das sollte man ganz selten machen“, betonte Özdemir bei einer Veranstaltung der Zeit in Hamburg. Özdemir machte jedoch klar, dass Palmer bestimmte Bedingungen erfüllen müsse: „Natürlich würde ich mich freuen, wenn er sagt: ‚Ich lasse mir helfen, ich höre jetzt auf mit dem Blödsinn, dass ich nachts um zwölf Uhr bei Facebook mir Schlachten liefere mit irgendwelchen Leuten und konzentriere mich auf meinen Job‘“, sagte Özdemir. Palmer sei ein hervorragender Oberbürgermeister. „Dann hätte er natürlich seinen Platz. Und ich wäre glücklich, wenn es so wäre.“
Auch Palmer selbst kann sich eine Rückkehr zu den Grünen vorstellen. Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur sagte der parteilose Politiker: „Eine Entwicklung, an deren Ende ich wieder respektiertes Mitglied der Grünen sein könnte, wäre für beide Seiten gut.“ Er schätze Cem Özdemir sehr und freue sich über dessen versöhnliche Worte.
Palmer tritt bei Kommunalwahl in Baden-Württemberg für Freie Wählervereinigung an
Palmer ist seit 2007 Oberbürgermeister in Tübingen und sorgte immer wieder mit seinen politischen Aussagen für Aufsehen. Im Mai des vergangenen Jahres trat er nach einem Eklat um die Verwendung des N-Wortes bei einer Migrationskonferenz in Frankfurt aus der Grünen-Partei aus. Bereits zuvor ruhte seine Mitgliedschaft wegen anderer umstrittener Äußerungen. Nach einer Auszeit änderte Palmer unter anderem die Regeln für Kommentare auf seinem Facebook-Profil.
Bei der Kommunalwahl in Baden-Württemberg kandidiert Palmer für die Freie Wählervereinigung (FWV) im Wahlkreis Tübingen für einen Sitz im Tübinger Kreistag. „Man kann das als Kandidatur gegen die Grünen auffassen. So ist das aber nicht gemeint“, sagte Palmer im Vorfeld. Die Ergebnisse der Kreistagswahl werden für Mittwoch, 12. Juni, erwartet.
Meine news
Özdemir 2026 neuer Ministerpräsident in Baden-Württemberg? Favorit für Grünen-Spitzenkandidatur
Özdemir betonte bei der Veranstaltung am Samstag, dass er selbst stark darum gerungen habe, Palmer bei den Grünen zu halten, und ihm Brücken gebaut habe. „Diese Brücken, die hat schon erstmal er eingerissen, leider.“ Dennoch bescheinigte Özdemir Palmer eine „blitzsaubere Bilanz als Oberbürgermeister“.
Özdemir gilt derzeit als aussichtsreichster Anwärter auf die Spitzenkandidatur der Grünen bei der Landtagswahl 2026 in Baden-Württemberg. Ministerpräsident Winfried Kretschmann von den Grünen wird nicht mehr antreten.