Ärger um neues Rentenpaket: Ein Jahrgang „ist der letzte, der nicht belastet wird“

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Die Kritik am Rentenpaket II wächst und wächst. Nun meldete sich auch eine weitere Wirtschaftsweise mit deutlichen Worten an die Ampel-Koalition.

Augsburg – Seitdem Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) das neue Rentenpaket der Ampel in der vergangenen Woche vorgestellt haben, mehrt sich die Kritik an den neuen Plänen für die Rente.

Neues Rentenpaket der Ampel: Wirtschaftsweise Schnitzer übt scharfe Kritik am Rentenkonzept

Zu den kritischen Stimmen zählt seit Montag auch die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer. Sie fand in einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen deutliche Worte für das neue Rentenkonzept der Ampel-Koalition zur Reform der gesetzlichen Rente.

„Die jetzt vorgeschlagenen Reformen gehen in die genau andere Richtung“, monierte die Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, der die Bundesregierung berät „Sie halten am Renteneintrittsalter fest und zementieren den weiteren Anstieg der Renten mit der Lohnentwicklung. Dadurch belasten sie vor allem die junge Generation.“ 

Neues Rentenpaket der Ampel in der Kritik: Wirtschaftsweise schließt sich einem Kollegen an

Damit stößt die Wirtschaftsweise genau in das gleiche Horn wie ihr Kollege Martin Werding, der kürzlich vorgerechnet hat, dass eine Gruppe für das neue Rentenpaket der Ampel richtig blechen muss. Schließlich kommt der Steuerzahler für die Zuschüsse des Bundes auf. Die Rentenbeiträge der Beschäftigten sollen ab 2028 steigen. Dann klettert der Beitrag um 1,4 Prozentpunkte.

Wirtschaftsweise Monika Schnitzer
Monika Schnitzer, Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, sieht vor allem die junge Generation vom neuen Rentenpaket negativ betroffen. © Bernd von Jutrczenka/dpa

Wer hingegen vorher in Rente geht, bleibt von der Anhebung verschont. „Der Jahrgang 1960 ist der letzte, der nicht belastet wird“, sagte der Wirtschaftsweise der Süddeutschen Zeitung (SZ) in Bezug auf die steigenden Beiträge, die das neue Rentenpaket der Ampel unweigerlich vorsieht. Am Ende hängt es also an den Jüngeren. Denn nach Werdings Aussage werden „am stärksten die belastet, die jetzt mit dem Arbeiten anfangen.“ Im ZDF verlieh Werding abermals seiner Kritik Nachdruck. „Zum Generationenvertrag gehört eigentlich auch, dass man schaut, dass die Jungen nicht zu stark belastet werden. Und diesen Teil des Vertrags, den nimmt die Regierung jetzt nicht ernst.“

Kritik am Rentenpaket II der Ampel: Wirtschaftsweise kratzt an Rentenerhöhung

Doch Schnitzer beließ es nicht nur bei ihrer Kritik, sondern präsentierte in ihrer Rentenbotschaft eine Möglichkeit, wie sich das Rentenpaket II der Ampel umsetzen ließe, ohne eine übermäßige Belastung der jüngeren Generation herbeizuführen.

„Wir müssen länger arbeiten und mehr fürs Alter sparen“, erklärte die Wirtschaftsweise in der Zeitung. „Gleichzeitig können die Renten nicht mehr so stark wie bisher erhöht werden. Das ist der Dreiklang. Wenn wir an allen drei Stellschrauben drehen, können wir die Rente sichern, ohne gleichzeitig die junge Generation zu stark zu belasten.“

Aktienrente im neuen Rentenpaket der Ampel: „Eigene Rentenansprüche erwerben“

Darüber hinaus plädierte die Wirtschaftswissenschaftlerin von der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität dafür, dass Beitragszahler einen Teil der Rentenbeiträge selbst am Kapitalmarkt investieren, etwa in Aktien. „Damit würden sie eigene Rentenansprüche erwerben, mit hohen Renditen.“

Die Bundesregierung hatte zuvor angekündigt, einen Teil der Renten künftig als Aktienrente auch mit der Hilfe des Kapitalmarktes in Form eines sogenannten Generationenkapitals finanzieren zu wollen. Der Arbeitsminister hatte zudem mitgeteilt, dass er statt auf eine weitere Erhöhung des gesetzlichen Renteneintrittsalters über 67 hinaus auf flexiblere Übergänge in den Ruhestand setzen will. Mit finanziellen Anreizen soll zudem ein freiwilliges, längeres Arbeiten im Alter gefördert werden. Konkrete Vorschläge werde es im Sommer geben, kündigte Heil an. 

Kritische Stimmen gegen das neue Rentenpaket der Ampel: Beamte laufen Sturm

Derweil gehen auch die ersten Beamten gegen das neue Rentenpaket der Ampel auf die Barrikaden. Schließlich zeigt sich Heil offen dafür, die Basis für die gesetzliche Rentenversicherung wie bei der Rente in Österreich zu verbreitern. „Wir werden in Deutschland auch darüber diskutieren, wie wir langfristig auch weitere Gruppen in den Schutz der gesetzlichen Rentenversicherung einbeziehen“, hatte der SPD-Politiker erklärt. Seinen Vorstellungen nach gäbe es wie bei der Rente in Österreich dann keine Pensionen mehr, was bei der Gewerkschaft der Polizei (GdP) deutlichen Unmut auslöste.

Die GdP bewertet Heils Vorstoß einer Rente wie in Österreich, um Beamte langfristig in die Rentenversicherung zu integrieren, mit offener Skepsis. „Die Bundesregierung ist sehr gut beraten, die Renten in Deutschland zu stärken und zugleich die Pensionen von uns Vollzugsbeamtinnen und -beamten zu erhalten“, äußerte sich der GdP-Bundesvorsitzende Jochen Kopelke beim RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) deutlich.

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