Krieg im Nahen Osten - Proiranische Milizmitglieder durch US-Angriff im Irak getötet
Israels Armee beendet 40-stündigen Einsatz im Westjordanland
20.46 Uhr: Israels Militär hat eigenen Angaben zufolge eine Razzia im Flüchtlingslager Nur Schams in Tulkarm im Nordwesten des Westjordanlands nach mehr als 40 Stunden beendet. Elf Menschen wurden bei dem Anti-Terror-Einsatz festgenommen, wie die Armee am Donnerstag mitteilte. Was ihnen genau vorgeworfen wird, wurde nicht mitgeteilt.
Hunderte Verdächtige wurden demnach befragt. Israelische Einsatzkräfte hätten auch Waffen beschlagnahmt und Sprengsätze zerstört. Den Angaben nach fanden die israelischen Einsatzkräfte auch ein mit Sprengfallen versehenes Gebäude, in dessen Erdgeschoss sich ein Kindergarten des Palästinenserhilfswerks UNRWA befinden soll. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Zwei Soldaten wurden Armeeangaben zufolge durch Splitter eines Sprengsatzes verletzt. Terroristen hätten Sprengkörper auf die israelischen Einsatzkräfte geschleudert und auch auf die Soldaten geschossen. Die Armee griff sie demnach auch aus der Luft an. Sie zerstörte den Angaben zufolge auch zwei Produktionsstätten für Sprengstoff in dem Lager. Hunderte Gebäude wurden durchsucht.
Palästinensischen Berichten zufolge wurden mehrere Menschen bei Befragungen durch Schläge israelischer Einsatzkräfte verletzt. Die Armee sagte auf Anfrage, sie prüfe die Vorwürfe. Medien und Augenzeugen zufolge hinterließ die Armee große Zerstörung in dem Lager.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Ramallah wurde am Donnerstag auch ein 29-jähriger Mann bei Konfrontationen während eines weiteren Armeeeinsatzes in dem Ort Tamun im Nordes des von Israel besetzten Westjordanlandes getötet. Bei einer weiteren Razzia im Norden des Palästinensergebiets wurde Militärangaben zufolge zudem ein israelischer Soldat durch einen Sprengsatz schwer verletzt.
Israels Armee führt regelmäßig Razzien im Westjordanland durch, seit Beginn des Gaza-Krieges nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober noch häufiger. Das Militär hatte Mittwoch mitgeteilt, seitdem 2570 Verdächtige festgenommen zu haben. 1300 davon hätten Verbindungen zur Hamas. Seither wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Westjordanland auch 311 Palästinenser getötet.
Im vergangenen Jahr kamen dem Ministerium zufolge insgesamt 502 Palästinenser bei israelischen Militäreinsätzen im Westjordanland, Konfrontationen oder eigenen Anschlägen ums Leben.
Proiranische Milizionäre bei US-Angriff im Irak geötet
11.25 Uhr: In der irakischen Hauptstadt Bagdad sind bei einem US-Luftangriff laut Sicherheitskreisen mindestens zwei Mitglieder proiranischer Milizen getötet worden. Der US-Angriff habe eine Einrichtung der sogenannten Volksmobilisierungskräfte im Osten der Stadt getroffen, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Donnerstag aus Sicherheitskreisen. In Propaganda-Kanälen im Internet, die den proiranischen Milizen nahestehen, war von der Tötung zweier ranghoher Anführer die Rede. Dort wurde auch ein Video veröffentlicht, das eine Rauchwolke über dem angeblichen Angriffsort zeigen soll.
Ein Bekenntnis zu dem Angriff oder eine offizielle Bestätigung gab es zunächst nicht. Auch die irakische Nachrichtenseite Al-Sumaria sowie der Fernsehsender Al-Majadin berichteten aber von einer Explosion und einem Angriff auf eine Einrichtung der Volksmobilisierungskräfte.
Die Lage im Irak ist wie in der gesamten Nahost-Region wegen des Gaza-Kriegs und tödlichen Eskalationen unter anderem im Libanon und im Iran sehr angespannt. Die proiranischen Milizen haben im Irak wie auch in Syrien großen Einfluss. Diese haben seit Beginn des Gaza-Kriegs vor drei Monaten mehr als 100 Angriffe auf US-Truppen im Irak und in Syrien verübt.
Aus Angst vor Eskalation: US-Außenminister reist in den Nahen Osten
Donnerstag, 04. Januar 2024, 07.10 Uhr: Angesichts der Furcht vor einer Ausweitung des Kriegs zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas reist US-Außenminister Antony Blinken nach Angaben aus Washington am Donnerstag erneut in den Nahen Osten. Blinken werde die Reise am Donnerstagabend antreten und in ihrem Verlauf unter anderem Israel besuchen, hieß es am Mittwochabend (Ortszeit) aus Regierungskreisen. Unterdessen bezichtigte ein wichtiger Berater des iranischen Präsidenten Israel und die USA, hinter dem am Mittwoch erfolgten Anschlag mit mindestens 95 Toten im Süden des Iran zu stecken - was Washington entschieden zurückwies.
Zu den genauen Zielen der Nahost-Reise von US-Außenminister Blinken gab es aus Washington zunächst keine weiteren Angaben. Bei seinen Reisen in den vergangenen Wochen hatte der US-Chefdiplomat aber auch mehrere arabische Länder besucht.
Vor Bekanntwerden von Blinkens erneuter Nahost-Reise hatte US-Außenamtssprecher Matthew Miller erklärt, kein Land habe „Interesse an einer Eskalation“ in der Region. Zudem trat Miller Äußerungen aus dem Iran entgegen, die USA könnten an einem Anschlag in der südiranischen Stadt Kerman zu tun haben. "Jegliche Andeutung des Gegenteils" sei „lächerlich“, sagte Miller. Seine Regierung habe auch „keinen Grund zu der Annahme“, dass Israel mit dem Vorfall zu tun habe.
Am Mittwoch waren bei dem Bombenanschlag in Kerman nahe dem Grab des 2020 von den USA getöteten Generals Kassem Soleimani nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Teheran mindestens 95 Menschen gestorben. Weitere 211 Menschen wurden laut iranischen Staatsmedien verletzt.
Sorge vor erneuter Eskalation
19.52 Uhr: Nach der Tötung eines Hamas-Anführers in der libanesischen Hauptstadt Beirut will die Regierung im Libanon eine Eskalation verhindern. Der geschäftsführende Außenminister, Abdallah Bou Habib, sagte dem britischen Radiosender BBC 4 am Dienstagabend, dass seine Regierung mit der Schiitenmiliz Hisbollah spreche, um „sie davon zu überzeugen, dass sie nicht selbst reagieren sollte.
Die Regierung in Beirut fürchtet eine mögliche Ausweitung des Konflikts. “Wir sind sehr besorgt, die Libanesen wollen nicht hineingezogen werden, selbst die Hisbollah möchte nicht in einen regionalen Krieg hineingezogen werden", sagte Minister Bou Habib. Er forderte die westlichen Staaten auf, „Druck auf Israel auszuüben, damit es all seine Gewalt und alle seine Aktionen einstellt, nicht nur im Libanon, nicht nur in Beirut, sondern auch in Gaza“.
Nicht mal die USA wussten vom israelischen Angriff auf den Hamas-Vize
19.48 Uhr: Die USA sollen keine Kenntnis von dem bevorstehenden Schlag gegen den stellvertretenden Leiter des Politbüros der islamistischen Hamas, Saleh al-Aruri, gehabt haben. Das schreibt ITV-Korrespondent Dan Rivers auf „X“ (vormals Twitter) unter Berufung auf das US-Außenministerium. Al-Aruri war gestern bei einem Angriff in der libanesischen Hauptstadt Beirut getötet worden.