Die neue Wärme-Energie-Zentrale in Bad Tölz ist fast fertig. Seit Oktober versorgt sie bereits einen größeren Wohnkomplex an der Schönbergstraße. Stadtwerkechef Wolfgang Stahl berichtete jüngst über den Baufortschritt.
Bad Tölz – 130 Jahre Stadtwerke Bad Tölz. Da hat sich einiges getan von den Anfängen des hiesigen Energieunternehmens bis heute: Ab 1896 wurden die ersten Tölzer Haushalte mit Elektrizität versorgt, ab 1990 startete dann mit der Übernahme des Heizwerks der Flintkaserne der Einstieg in die Fernwärmeversorgung. Mit dem Neubau der Wärme-Energie-Zentrale (WEZ) vergangenen Jahres an der Lenggrieser Straße wurde ein weiterer Meilenstein gesetzt, der moderne Technologie mit dem Anspruch auf Klimaschutz verbindet.
Stadtwerke Bad Tölz setzen auf saubere Fernwärme - Regenerative Energiequellen im Fokus
Für die Stadtwerke Bad Tölz ist der Ausbau der Fernwärme in der Stadt wesentlich, mit Blick auf die Unabhängigkeit von internationalen Märkten. Und die Zielvorgabe der EU und BRD zu erreichen, bis 2045 klimaneutral zu werden. Wie Geschäftsführer Wolfgang Stahl jüngst beim Pressetermin berichtete, erzeugt die neue WEZ bereits 75 Prozent der Wärme regenerativ. Bedeutet: Die Energie wird aus nachwachsenden oder sich erneuernden Quellen wie dem Sonnenlicht oder Abwärme gewonnen.
Das imposante Gebäude des 30-Millionen-Euro-Projekts steht bereits und dürfte vorbeifahrenden Autofahrern von der B 472 unlängst aufgefallen sein. Und im Inneren schreitet der technische Ausbau weiter voran. Im September wurden 16 Luft-Wärmepumpen angeliefert und montiert, die laut Stahl 30 Prozent des Netzbedarfs im Bereich Süd-West der Kreisstadt abdecken. Saft bekommen die Großwärmepumpen über die Module der Photovoltaik-Anlage, auf den Dächern der WEZ, des Feuerwehrhauses, der Südschule sowie auf verschiedenen Gebäuden der Stadtwerke.
Tölzer WEZ: Innovative Nutzung der Photovoltaik-Anlagen
Außerdem werde das WEZ-Dach clever genutzt. Dort sind die PV-Module nicht direkt auf dem Gebäude verlegt, sondern darunter ist etwa fünfzehn Zentimeter Platz. Knallt nun die Sonne darauf, erhitzt sich die Luft unter den schwarzen Platten, die zusätzlich den Wärmepumpen zugeführt wird. Überschüssiger PV-Strom werde über sogenannte Power-to-Heat-Anlagen (rund 5 Prozent) in Heizwasser umgewandelt und gespeichert.
Die Wärme könne dann nachts oder bei Bedarf über mehrere Tage lang aus den vier Pufferspeichern mit insgesamt 600 Kubikmetern in das Fernwärmenetz abgegeben werden. Ab Herbst, wenn weniger Sonnenenergie gewonnen werden kann, springen zusätzlich zwei Hackschnitzelkessel an (40 Prozent), befeuert durch Hackschnitzel, erzeugt aus regionalem Restholz.
Sicherheitsreserven für kalte Wintertage
Dafür steht im WEZ ein Hackschnitzelbunker mit 30.000 Kubikmetern Fassungsvermögen bereit. Ein intelligenter Kran mit großem Greifer, der vollautomatisch läuft, sortiert das Material nach Qualität und schichtet es regelmäßig um, „damit es nicht zu riechen anfängt“, erklärt der Stadtwerkechef. Weitere 20 Prozent der Wärmeenergie sollen künftig zwei Blockheizkraftwerke liefern, die noch eingebaut werden. Eine moderne Feinstaub-Filteranlage rundet das Ensemble ab. „Da geht Nullkommanull aus dem Gebäude raus. Also nix“, so Stahl.
„Als weitere Sicherheitsreserve nutzen wir zudem Erdgaskessel, die wir jedoch nur punktuell zu Spitzenzeiten einsetzen werden“, erklärte Stahl und schilderte das Szenario: „Im tiefsten Winter, bei Minus zehn Grad, wenn um 4 Uhr morgens die Betriebe hochgefahren werden.“
Fernwärme: umfassende Abdeckung des Stadtgebietes Bad Tölz
Das zentral gelegene WEZ deckt zusammen mit den beiden Heizkraftwerken „Am Hoheneck“ (seit 2013) und „Lettenholz“ (seit 2008) einen Großteil des Stadtgebietes ab. Die Versorgungssicherheit sei auch bei einem Stromausfall gesichert, garantiert Stahl noch unschlüssigen Anschlussnehmern. Aktuell befindet sich der Fernwärmeausbau an der August-Moralt-Straße und bewegt sich bis zum Jahresende weiter Richtung Oberes Griesfeld. Was den Fernwärmeausbau betrifft, „sind wir kommunal führend“, betonte Stahl mit Blick über die Landkreisgrenzen hinaus.
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