Die REO lud in Zusammenarbeit mit der Münchner „Healthcare Happy Hour“ zu einer Veranstaltung rund um die Zukunft der regionalen Gesundheitsverordnung in Holzkirchen.
Holzkirchen – Just an dem Tag, als die elektronische Patientenakte (ePA) in drei deutschen Modellregionen an den Start ging, lud die Regionalentwicklung Oberland (REO) in Zusammenarbeit mit der Münchner „Healthcare Happy Hour“ zu einer Veranstaltung rund um die Zukunft der regionalen Gesundheitsversorgung ein.
Bei der Veranstaltung bei Sandoz Pharmaceuticals standen der interdisziplinäre Austausch in Bezug auf dem Nutzen Künstlicher Intelligenz (KI) als auch der Digitalisierung im Gesundheitswesen im Mittelpunkt. Die sich damit ergebenden Chancen möchte die REO für die Schaffung einer ausbaufähigen und zukunftssicheren Plattform für ein regionales Gesundheitsnetzwerks nutzen.
Über 100 Teilnehmer, darunter Vertreter aus Kliniken, niedergelassene Ärzte, Unternehmen der Medizintechnik- und Pharmabranche, Start-ups, Wissenschaftler, Gesundheitspolitiker sowie Experten für IT-Sicherheit und Datenmanagement nutzten die Gelegenheit, um sich über aktuelle Herausforderungen und Chancen der Gesundheitsbranche auszutauschen.
Elektronische Patientenakte (ePA) geht in drei deutschen Modellregionen an den Start
Mit einem Augenzwinkern meinte Landrat Olaf von Löwis bei der Begrüßung: „Der Termin hätte nicht besser gewählt werden können, als beim Start dieser äh, Dings-Akte.“ Ernster meinte er weiter: „Aber gibt es eine bessere Möglichkeit, als die Digitalität, um die Gesundheitsversorgung zu verbessern und deren Überbürokratisierung zu entrümpeln? Ich meine nein.“
Gleichzeitig forderte von Löwis, nicht ständig, „um Gottes Willen, der Datenschutz!“ zu rufen, sondern mehr Vertrauen in die Behörden und das Gesundheitswesen zu haben. Passend dazu referierte Andreas Lange, Geschäftsführer der Klinik IT eG, über den Aufbau und Betrieb einer gemeinsamen Plattform für Patientenportale und wie digitale Klinikverbünde vorangebracht werden können. Weiter erklärte Hubert Friedl von
ClinicTools Deutschland GmbH, wie lernende KI bei der zeitaufwendigen Erstellung von Arztbriefen unterstützen und auch in bestehenden Strukturen zur Effizienzsteigerung beitragen kann.
Meine News
Landrat fordert Vertrauen in Behörden und Gesundheitswesen
Dan Ma, die bei Sandoz den Bereich „Innovation & neue kommerzielle Partnerschaften“ leitet, referierte unter dem Themenschwerpunkt „Neue Kollaborationsmöglichkeiten in digitalen Ökosystemen“ zu der dazu notwendigen Zusammenarbeit aller Akteure und in welcher Rolle sich Sandoz dort sieht.
Das reiche, wie Dan Ma kurzweilig erklärte, von der Entwicklung höchst komplexer Verfahren, bis hin zur Erstellung eines einfachen Patienten-Informationsblattes in DIN-A4-Format, das Praxen und Kliniken zur Verfügung gestellt wurde. Ein Beispiel wie mit hybriden, technologiegestützten Ideen auch dem zunehmenden Ärztemangel entgegenwirkt werden kann, stellten Dermatologin Cecilia Dietrich und Geschäftsführer Andreas Halser mit ihrer bereits in die Tat umgesetzten Idee „Checkup-Box“ vor.
Veranstaltung rund um die Zukunft der regionalen Gesundheitsverordnung in Holzkirchen
Bei diesem Konzept können auf dem neuesten Stand der Technik und mithilfe von KI ohne lange Wartezeiten digitale Hautkrebsscreenings gemacht und ausgewertet werden. Begleitet wurden die kurzen Einzelvorträge von zwei Diskussionsrunden. Dabei merkte der Tegernseer Zahnarzt Siegfried Marquardt zum Thema „Digitalisierung für alle” an, dass dabei aber „nicht alles Gold ist, was glänzt“.
Marquardt, der auch Zahnarzt der deutschen SkiCross Nationalmannschaft und Partner des Deutschen Skiverbandes (DSV) ist, nutzt in seiner Praxis schon seit über 20 Jahren digitale Hilfsmittel. Mit Einführung der ePa und auch des E-Rezepts sieht er allerdings einen gewissen und teuren Zwang für seine niedergelassenen Kollegen.
REO will eine Plattform für den Austausch zwischen Akteuren schaffen
„Die Kosten für die medizinischen Geräte und die Schaffung einer zuverlässigen IT-Struktur sind horrend und es dauert schon sehr lange, bis sich das amortisiert“, stelle Marquard fest und kritisierte, dass dabei zudem die Gebührenordnung hinterherhinke. Als Beispiel nannte er die Abnahme eines Zahnabdrucks: „Kommt dabei digitaler Scanner zum Einsatz, wird das deutlich geringer vergütet als beim herkömmlichen Verfahren.“
Zusammenfassend unterstricht REO-Geschäftsführer Alexander Schmid die Bedeutung der Gesundheitsbranche für die Region: „Von den 20 wichtigsten Unternehmen im Landkreis stammen sieben aus der Gesundheitsbranche. Mit einem eigenen Ökosystem kann die Region eine Vorreiterrolle einnehmen.“
Die REO möchte dabei auch mit Veranstaltungen wie dieser als Ansprechpartner fungieren und eine Plattform für den Austausch zwischen etablierten und jungen Akteuren schaffen. Als größeres Projekt und einen Erfolg dieser Zusammenarbeit nannte Schmid den Aufbau eines Technologie-Transfer-Zentrums, das 2025 mit der Hochschule Rosenheim in Holzkirchen entstehen soll. Helmut Hacker
Mit dem „Das Gelbe Blatt“-Newsletter täglich zum Feierabend oder mit der neuen „Das Gelbe Blatt“-App immer aktuell über die wichtigsten Geschichten informiert.