Gastbeitrag von Volker Heun - Trump-Kenner verrät: Er hat nichts mehr zu verlieren - genau so führt er die USA

 

Donald Trump war für mich immer ein großartiger Gastgeber und ein wirklich interessanter Gesprächspartner, auch mit Humor. Allerdings war er schon immer sehr eigen. Er hat einen ganz speziellen Charakter und respektiert nur Menschen ohne Angst. Seine Gesprächsführung ist sehr intensiv.

Spricht man im Stehen mit ihm, so verkürzt er absichtlich die Distanz, um sofort seine Machtposition zu zementieren.

Auch wenn unser erstes Gespräch schon sehr lange her ist, so erinnere ich mich noch sehr gut daran. Mein erster Gedanke war: Diesen Menschen möchte ich nicht als Feind haben.

Trump als treibende Kraft in der Weltpolitik

Donald Trump ist ein absoluter Familienmensch, er vertraut hauptsächlich Mitgliedern seiner Familie. Als deren Oberhaupt ist er der absolute Leader in der Familie, wie bei allem, was er zu tut.

Wir sehen es aktuell in der Weltpolitik. Trump treibt die Welt vor sich her. Ich bin mir sicher, dass ihm dieses Bild sehr gefällt.

Merz muss Anspruch haben, selbstbewusst mit Trump zu arbeiten

Europa sieht er als schwach an, ohne einen richtigen starken Leader. Emmanuel Macron versucht dieses europäische Vakuum zu füllen, allerdings mit überschaubarem Erfolg. Als größte europäische Volkswirtschaft sollte der wahrscheinlich neue Bundeskanzler Friedrich Merz den Anspruch haben, Europa stark zu repräsentieren und selbstbewusst mit der amerikanischen Regierung zusammenarbeiten. Die USA sind nach wie vor der wichtigste Handelspartner de Deutschen.

Deutschland und Europa rüsten nun endlich stark auf. Das wird auch Donald Trump gefallen. Vergessen wir aber nicht, wie stark er in seiner ersten Präsidentschaft Angela Merkel dafür kritisiert hat, dass nicht genügend Geld in das Militär fließt.

Leider hatte er in diesem Punkt recht. Trump möchte nicht mehr die Weltpolizei spielen, aus seiner Sicht sollen die Europäer ihre eigenen Probleme lösen. Er ist gegen Kriege und für Frieden. Sein größter Erfolg während der ersten Präsidentschaft war wohl, dass es keine neuen Kriege gab.

Eine unaufhaltsame Unternehmermentalität

Trump liebt den Wettbewerb. So wollte er es schon sehr früh seinem Vater zeigen, dass er geschäftlich noch mehr drauf hat. Sein Vater Fred war bereits ein erfolgreicher Immobilienunternehmer in Brooklyn und baute von 1935 bis 1942 rund 2000 Einfamilienhäuser, dann im Jahr 1962 weitere 3800 Wohnungen in dem New Yorker Stadtteil.

Für Donald Trump war aber dieser Stadtteil nicht standesgemäß und er wollte seinem Vater nun mit großen Immobilienprojekten in Manhattan überflügeln. Dies gelang ihm auch stellenweise, dennoch gab es immer wieder Rückschläge wie z.B. das Desaster um Atlantic City/New Jersey.

Trump hat nichts mehr zu verlieren - und so führt er die USA nun

Hier wollte Trump ein zweites Las Vegas aufbauen, was krachend gescheitert ist. Die Amerikaner haben das natürlich alles mitbekommen, das ständige Auf und Ab eines Unternehmers. Was immer alle sehr beeindruckt hat, war dass er immer wieder zurückkommt, immer aufsteht und vor allem nie aufgibt. Bestes Beispiel war der schlimme Sturm auf das Capitol 2021. Für mich war damals klar, dass die politische Karriere von Trump zu Ende ist – und mittlerweile ist er wieder gewählt worden und der 47. US Präsident.

Mit 78 Jahren hat er nichts mehr zu verlieren und führt das Land nun zum zweiten Mal wie ein Unternehmer. Sicherlich können wir über seine Wahlversprechen trefflich diskutieren. Was aber seine Wähler sehr schätzen, ist, dass er ab dem ersten Tag seine Wahlversprechen umsetzt.

Trump ist nach wie vor ein Workoholic und denkt nahezu immer an Business, insbesondere auch immer wieder an Effizienz. Dies ist auch der Grund, warum er Elon Musk damit beauftragt hat, die Bürokratie stark zu reduzieren und eine Menge Dollar einzusparen. Was ist daran so schlimm?

Sicherlich darf er Musk nicht zu viel Macht geben. Aber lassen Sie uns mal die Ergebnisse anschauen, vielleicht können wir auch in Deutschland etwas davon lernen.

Eine neue Weltordnung

Trump ist ein Macher und ein Menschenfänger. Seine Zustimmungswerte sind nach wie vor gut. Für seine Wähler ist Trump mehr ein Idol oder Superstar, für seine Gegner eher ein Wahnsinniger. Die Art und Weise, wie er Politik versteht, ist sicherlich für seine Gegner schwer zu ertragen. Trump ist mitnichten ein Diplomat, eher ein Elefant im Porzellanladen. Wir haben das jüngst im Oval Office gesehen, wie er Selenskyi rausgeschmissen hat.

Für mich war das ganz klar initiiert, um Selenskyi die Grenzen aufzuzeigen. Den Rohstoffdeal wird Trump eh bekommen. Mit dieser Strategie hat er Selenskyi gezwungen, zurück an den Tisch zu kommen und über einen Frieden zu verhandeln.

Das Blutvergießen in dem grauenvollen Krieg muss ein Ende haben. Ich bin wirklich gespannt, wie er auch Wladimir Putin an einen Tisch bekommen will und wie dann ein Frieden aussehen soll.

Sicherlich hat Trump Sympathien für Putin, weil der Kreml-Chef in seinen Augen ein starker Leader ist.

Genauso sieht es andersrum wohl auch Putin. Das kann für Friedensverhandlungen sehr wichtig sein, da Trump aus Putins Sicht stark, aber auch vor allem unberechenbar ist.

Ferner möchte Trump mit der Annährung an Russland einen Keil zwischen Russland und China schieben. Früher war Russland der große amerikanische Feind, nun sind es die Chinesen.

Zölle und Migration: Trumps Lieblingsthemen

Trump hat auch einen neuen möglichen Konflikt zwischen China und Taiwan im Auge. Diese mögliche Auseinandersetzung wäre für die USA, gerade auch wegen der Chip-Industrie, viel wichtiger als ein Krieg in Europa. China hat erst jüngst bekräftigt, Taiwan heim ins Reich zu holen.

Überhaupt sind viele Trumpsche Strategien erfolgreich. Nehmen wir einmal Mexiko. Hier hat der Präsident die Regierung massiv mit Zöllen unter Druck gesetzt und den Migranten brutal mitgeteilt, dass es keine illegalen Einreisen mehr geben wird. Das Ergebnis daraus war, dass binnen sechs Wochen die illegale Migration an der mexikanischen Grenze um ca. 90 Prozent zurückgegangen ist.

Die Zölle sind Trumps nächste Lieblingsstrategie. Er versucht damit hauptsächlich Firmen in die USA zu locken. Damit die Firmen vor Ort produzieren und Arbeitsplätze schaffen. Ziel ist es, viele Geld für die USA zu generieren. Aus Trumps Sicht wurden die USA gerade von der EU massiv über den Tisch gezogen.

Trump? Ein guter Präsident - für die Amerikaner

Ich sehe das nicht so, allerdings gibt es ein Ungleichgewicht bei den Zöllen für Autos. Die Amerikaner zahlen zehn Prozent Zoll bei der Einfuhr in die EU, die Europäer aber lediglich 2,5 Prozent bei der Einfuhr in die USA.

Ich bin gespannt, ob diese Zollstrategie Erfolg haben wird. Normalerweise müsste dadurch die Inflation in den USA nochmal angetrieben werden.

Ich bin nach wie vor der Meinung, dass Trump ein guter Präsident für die Amerikaner ist. Er ist ein absoluter Patriot und setzt seine „Amerika First“-Strategie ohne Rücksicht auf Verluste durch. Seine Art, Politik zu betreiben, dürfte den USA und deren Ansehen jedoch stark schaden.

Deutschland muss das Beste aus Trump machen

Für Deutschland und Europa ist Trump ein extremer schwieriger Partner. Hier sollte man auf Stärke setzen, aber dennoch eine erfolgreiche Zusammenarbeit starten. Ich bin sehr sicher, dass nach Trump ein anderer Republikaner als Präsident kommen wird, z.B. J.D. Vance oder auch der Governeur von Florida, Ron De Santis. Die Demokraten haben auf mittlere Sicht keinen erfolgsversprechenden Präsidentschafts-kandidaten.

Die Welt sortiert sich gerade neu. Deutschland kann von den Großmächten zerquetscht werden. Daher ist eine Zusammenarbeit mit USA außerordentlich wichtig.

Trump ist demokratisch gewählt worden und hat klar gesiegt. Das müssen wir akzeptieren, ob wir ihn nun mögen oder nicht. Für Deutschland gilt nun, das Beste aus Trump und seiner speziellen Dealmaker-Art zu machen.