Online-Händler insolvent: Erst 2022 in neuen Standort in Deutschland investiert
Der Online-Händler Huboo will von Deutschland aus sein kontinentaleuropäisches Geschäft aufbauen. Nun läuft ein Insolvenzverfahren.
Leipzig – Gerade einmal gut drei Jahre ist es her, dass sich Huboo in Deutschland niedergelassen hat. Nun ist das Ende des britischen Online-Händlers im sächsischen Machern östlich von Leipzig bereits gekommen. Seit dem 1. August 2025 läuft am Amtsgericht Leipzig ein Insolvenzverfahren über das Vermögen der Huboo E-Commerce Technologies GmbH, nachdem bereits am 22. Mai eine vorläufige Insolvenzverwaltung angeordnet worden war.
Wie die Leipziger Volkszeitung (LVZ) berichtet, wollte das 2017 gegründete Unternehmen, das in Großbritannien, Spanien und den Niederlanden weitere Niederlassungen unterhält, von Sachsen aus Kunden in ganz Deutschland sowie Osteuropa gewinnen. Huboo bietet an, vor allem für kleinere und mittlere Unternehmen die Lagerung, die Verpackung, den Versand und die Retouren von Waren zu übernehmen.
Insolvenzverfahren gegen Huboo in Deutschland: Britische Muttergesellschaft als einziger Kunde
Bis zu 250 neue Arbeitsplätze sollten offenbar durch den neuen Standort entstehen. Zum Verhängnis wurde dem Unternehmen unter anderem die veränderte Marktlage, wie der als Insolvenzverwalter agierende Rüdiger Bauch von der Kanzlei Schultze & Braun dem Artikel zufolge erklärte. Denn steigende Preise seit 2022 hätten nach dem Onlinehandel-Boom zu Corona-Zeiten zu einer deutlichen Kaufzurückhaltung geführt.
Hinzu komme die Firmenstruktur. „Innerhalb der Gruppe wurden Verträge mit Kunden offenbar ausschließlich über die englische Muttergesellschaft geschlossen“, erklärt der Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht. Somit habe die Huboo E-Commerce Technologies GmbH als Tochterunternehmen mit jener Muttergesellschaft nur einen Kunden gehabt. Diese sei Ende 2024 in eine existenzielle Krise gerutscht und die Geschäftsanteile „offenbar im Rahmen eines Notverkaufs an einen Investor übertragen“ worden.
So sei im Frühjahr 2025 kein Geld mehr an das Tochterunternehmen geflossen. Im vorläufigen Insolvenzverfahren sei der Geschäftsbetrieb noch aufrechterhalten worden, ein Teil der rund 25 Mitarbeiter sei jedoch „durch Eigenkündigung oder das Auslaufen ihres Arbeitsvertrags“ bereits nicht mehr für Huboo tätig gewesen. Den verbliebenen 15 Angestellten wurde mit dem Ende der Firma gekündigt.
Huboo-Aus nach drei Jahren in Deutschland: „Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs zu teuer“
Bauchs Eindruck nach den vergangenen Monaten und der Insolvenz: „Allem Anschein nach war die Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs in Machern für die englische Huboo zu teuer.“ Eine neue Gesellschaft sei in den Niederlanden gegründet worden, diese betreibe offenbar das kontinentaleuropäische Geschäft der Gruppe.
Gegenüber der LVZ gab Michael Körner, Geschäftsführer der Invest Region Leipzig, zu: „Auch uns hat die Nachricht überrascht.“ Zwar sieht er vor Ort „weiterhin eine solide Nachfrage nach Logistikflächen“, nimmt aber auch die „angespannte wirtschaftliche Lage, bedingt durch internationale Entwicklungen und Unsicherheiten“, wahr.

„Insbesondere die jüngsten globalen Zollveränderungen haben bereits Auswirkungen auf Lieferketten und Absatzmärkte – mit direkten und indirekten Folgen für die Logistikbranche“, ergänzt Körner. Derweil ist auch ein deutscher Getränkehersteller insolvent, was auch an Discountern liegen soll. Auch einen Einzelhandels-Riesen mit hierzulande 3900 Mitarbeitern hat es erwischt. (mg)