Mehr Frauen in die Kommunalpolitik: „Bavaria ruft“ – Politikerinnen motivieren zum Mitmachen

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Bei der Roadshow „Bavaria ruft“ warb Katharina Schulze für ein Engagement in der Politik. © Hans Lippert

Zu wenige Frauen in der Lokalpolitik – das Problem kennen Landtag, Stadtrat und Bundestag gleichermaßen. In Wolfratshausen zeigen engagierte Stadträtinnen gemeinsam mit Grünen-Frontfrau Katharina Schulze, wie weibliches Engagement gestärkt werden kann. Ein Motivations-Talk im Rathaus machte Mut zum Mitmachen.

Wolfratshausen– Sie sind zu wenig. So einfach lässt sich die Rolle der Frauen in der Lokalpolitik schon zusammenfassen. Aber es sind viele, die das ändern wollen. Zu ihnen gehören Wolfratshauser Stadträtinnen fast aller Fraktionen, der Bürgermeister und die bayerische Grünen-Frontfrau Katharina Schulze. Im Wolfratshauser Rathaus lud die Gruppe „weiblich.wirkt“ zum Motivations-Talk mit der Fraktionssprecherin der Grünen im bayerischen Landtag. „Bavaria ruft“ heißt die Kampagne, die sich zum Ziel gemacht hat, mehr Frauen zum Engagement in der Lokalpolitik zu überzeugen.

Frontfrau der Grünen wirbt für weibliches Engagement

In Wolfratshausen war es nicht die Bavaria, die da recht gut gelaunt rief, sondern Katharina Schulze im Rathausrund. Sie ist eine der Mitbegründerinnen der bayernweiten Initiative. Landtag, Bundestag, Stadträte, Bürgermeistervertretungen: Alle haben ihr zufolge das selbe Problem. An den Tischen sitzen zu wenige Frauen. In einer Demokratie, die das Ziel hat, einen Querschnitt der tatsächlichen Bevölkerung abzubilden, ist eine Zehn-Prozent-Quote unter den bayerischen Bürgermeistern schlicht nicht richtig. „Da haben wir was zu tun“, kommentierte Schulze das. Und etwa 30 Besucherinnen nickten dazu.

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Authentizität statt männlicher Vorbilder

Schulze hat lokalpolitisch angefangen – und so wie viele Frauen startete ihre Karriere damit, dass sie sich weitestgehend ungefragte Ratschläge anhören durfte. Darüber, dass sie anders sprechen muss, zum Beispiel. Langsamer, tiefer, auf jeden Fall mit weniger Gestik. Kurzum: Recht männlich sollten ihre Reden klingen, wenn es nach den Tippgebern ging. Schulze ignorierte das. Im Landtagswahlkampf wurde sie zur besten Rednerin gekürt. Ein Argument der Jury: ihre Authentizität. Es lief wohl ganz gut – auch ohne ungefragte Tipps.

Stadträtinnen geben Mut zum Einstieg

Die muss man sich dennoch regelmäßig anhören als Frau in der Politik. Davon berichteten Wolfratshauser Stadträtinnen –Seniorenreferenting Gerlinde Berchtold und Ingrid Schnaller von der SPD, Dritte Bürgermeisterin Annette Heinloth von den Grünen und die BVW-Fraktionschefin Dr. Ulrike Krischke. „Es erfordert Mut“, sich zu engagieren und zu behaupten, sagte Krischke. Mut, den die amtierenden Stadträtinnen gerne machen möchten. Beim Treffen der Frauen im Sitzungssaal des Wolfratshauser Rathauses ging es viel darum, dass man sich bloß nicht entmutigen lassen dürfe. Das riet auch Annette Heinloth: Sie zweifelte, ob sie ein Stadtratsmandat überhaupt vereinen könnte mit Familie und Beruf. „Wie blöd. Ein Mann würde sich das nicht denken“, meint sie dazu heute. Sie hat sich – offensichtlich – am Ende doch dazu entschieden, mitzumachen. Sie bereut es nicht. „Es ist ein total spannendes Mandat.“ Viele neue Einblicke in Themenbereiche, Gesellschaften und Entscheidungsprozesse machten das lokalpolitische Engagement so vielfältig. Die Komplexität der Arbeit nannten auch Ingrid Schnaller und Gerlinde Berchtold. Das gelte übrigens für alle Themen – nicht bloß für die vermeintlich weiblich-weichen Themenfelder, sondern auch für das Baurecht, in das sich beide Damen genauso eingearbeitet haben wie in Rechnungs-Prüfungsprozesse.

Bei der letzten Wahl sank der Frauen-Anteil

Es liegt nicht nur an den Frauen, für mehr Frauen im Gremium zu sorgen. Bürgermeister Klaus Heilinglechner erinnerte daran, dass durchaus viele Kandidatinnen auf den Stadtrats-Bewerber-Listen bei den jüngsten Kommunalwahlen 2020 zu finden waren. „Es wurden aber weniger gewählt als davor.“

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Er schätzt den thematischen Input von Frauen in den Gremien. Denn auch, wenn klassische Rollenbilder nicht mehr so starr sind, wie sie es einmal waren, seien noch häufig Frauen die Expertinnen in Fragen der Betreuung oder der Care-Arbeit. Heilinglechner sei bereit, über einige Rahmenbedingungen zu sprechen, um die Stadtratsarbeit attraktiver zu machen für Frauen – zum Beispiel durch eine Verschiebung der Sitzungstermine auf den Vormittag.

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